30.10.2018 11:19:41
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ROUNDUP 2/Flugchaos und Kerosinpreis: Lufthansa tritt auf die Bremse
(neu: Aktie rutscht weiter ab, Details zu Eurowings, Auswirkungen der Treibstoffkosten auf Ticketpreise, Analystenkommentar)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Lufthansa tritt angesichts des Flugchaos vom Sommer und explodierender Treibstoffpreise auf die Wachstumsbremse. Im Sommer 2019 will sie ihr Flugangebot nur noch halb so stark ausweiten wie im laufenden Jahr. Dann droht auch der stark gestiegene Kerosinpreis auf den Gewinn durchzuschlagen. Im laufenden Jahr schlägt sich die Lufthansa trotz der holprigen Integration eines Großteils der Air-Berlin-Flotte (Air Berlin) wacker. Vorstandschef Carsten Spohr erwartet weiterhin den zweithöchsten Gewinn der Konzerngeschichte.
Am Finanzmarkt wurden die Neuigkeiten dennoch mit Enttäuschung aufgenommen. Obwohl der Konzern im Sommerquartal nur etwas weniger verdiente als von Analysten erwartet, brach der Kurs der Lufthansa-Aktie am Dienstagmorgen um 9 Prozent auf 17,14 Euro ein. Damit war das Kranich-Papier Schlusslicht im Dax und zudem so billig zu haben wie seit Ende Mai 2017 nicht mehr. Zu diesem Zeitpunkt war Air Berlin noch nicht in die Pleite geflogen und die Lufthansa hatte auf dem Heimatmarkt noch mehr Konkurrenz.
Nachdem die Lufthansa-Aktie Anfang 2018 mit gut 31,26 Euro noch den höchsten Kurs ihrer Geschichte erreicht hatte, summiert sich der Kursabschlag im laufenden Jahr nun bereits auf rund 44 Prozent. Damit ist die Lufthansa-Aktie der zweitschwächste Dax-Wert nach der Deutschen Bank.
Analyst Daniel Roeska vom US-Analysehaus Bernstein Research zeigte sich trotz etwas enttäuschender Quartalszahlen von der bestätigten Gewinnprognose des Vorstands beruhigt. Längerfristig seien die Aussichten für die Lufthansa weiterhin positiv. Sein Kollege Stephen Furlong vom Broker Davy rechnet auch angesichts der steigenden Treibstoffkosten allerdings damit, dass die Markterwartungen an die Lufthansa sinken werden.
Als Grund für die gekappten Wachstumspläne nannte die Lufthansa am Dienstag in Frankfurt neben steigenden Treibstoffkosten die Tatsache, dass die Infrastruktur an einigen Flughäfen zuletzt an ihre Kapazitätsgrenzen kam. Im nächsten Sommer will die Lufthansa-Führung ihr Flugangebot jetzt um 3,8 Prozent ausweiten. Für 2018 hat sie weiterhin ein Plus von rund 8 Prozent auf dem Zettel.
Dieser starke Anstieg ist vor allem der Übernahme großer Teile von Air Berlin geschuldet. Allein die Lufthansa-Tochter Eurowings hat mit 77 Maschinen mehr als die Hälfte der früheren Air-Berlin-Flotte übernommen, was nicht gerade reibungslos verlief. Ursprünglich hatte der Lufthansa-Vorstand das Angebot sogar um zwölf Prozent ausweiten wollen, scheiterte aber an der schwierigen Air-Berlin-Integration und Lieferproblemen des Flugzeugbauers Airbus.
Jetzt droht der Lufthansa wie anderen Fluggesellschaften ein deutlicher Anstieg der Kerosinrechnung. Man werde die steigenden Treibstoffkosten über die Ticketpreise an die Kunden weiterreichen, kündigte der Vorstand am Morgen in einer Telefonkonferenz mit Analysten an. Schon im laufenden Jahr dürfte die Kerosinrechnung nach Konzernangaben auch wegen des ausgeweiteten Flugangebots um 850 Millionen Euro steigen und 6,0 bis 6,1 Milliarden Euro erreichen. Für 2019 rechnet der Konzern allein wegen des höheren Ölpreises mit einem Anstieg um 900 Millionen Euro.
Eine Gewinnprognose für 2019 gab der Vorstand noch nicht ab. Für 2018 erwartet Lufthansa-Chef Spohr weiterhin, dass der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) den Rekordwert von fast 3 Milliarden Euro aus dem Vorjahr nur leicht verfehlen wird. Analysten gingen im Schnitt zuletzt von 2,86 Milliarden Euro aus. Auch unter dem Strich dürfte der Gewinn nach Unternehmensangaben der zweithöchste der Konzerngeschichte sein.
Dabei lief der Sommer für die Lufthansa gar nicht so gut. Die zahlreichen Flugausfälle und -verspätungen schlugen beim Konzern und seiner Billigtochter Eurowings teuer zu Buche. Zudem gingen die durchschnittlichen Ticketerlöse im dritten Quartal zurück. Je angebotenem Sitzplatzkilometer nahm die Lufthansa 1,3 Prozent weniger ein als ein Jahr zuvor. Damals hatte sie allerdings stark von der strauchelnden Air Berlin profitiert. Die Unsicherheit nach der Insolvenz der Fluglinie hatte der Lufthansa eine immense Ticketnachfrage beschert.
Im dritten Quartal steigerte die Lufthansa ihren Umsatz nun im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aufgrund veränderter Rechnungslegung nur um 1,5 Prozent auf 9,96 Milliarden Euro. Der operative Gewinn ging auch wegen Sonderkosten für die Integration der Air-Berlin-Teile und der vielen Verspätungen und Flugausfälle im Sommer um elf Prozent auf 1,35 Milliarden Euro zurück. Der Überschuss sank um zehn Prozent auf 1,07 Milliarden Euro. Analysten hatten mit etwas höheren Ergebnissen gerechnet.
Dabei ging der operative Gewinn im gesamten Passagiergeschäft zurück. Die konzerneigenen Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines büßten im Jahresvergleich 15 Prozent beim bereinigten Ebit ein, bei Eurowings ging es sogar um 40 Prozent abwärts. Der Billigflieger musste reihenweise Ersatzflugzeuge chartern, Passagiere versorgen und Fluggast-Entschädigungen bezahlen und erwartet deshalb in diesem Jahr rote Zahlen. Im kommenden Jahr soll Eurowings aber wieder klar die Gewinnschwelle überschreiten.
Die Frachttochter Lufthansa Cargo konnte ihren operativen Gewinn im Sommerquartal hingegen um 40 Prozent steigern, bei den Bordverpflegern der LSG Sky Chefs ging es um elf Prozent aufwärts. Lufthansa Technik musste wegen höherer Ersatzteilkosten einen Rückgang um sechs Prozent hinnehmen.
"Ohne den Ergebnisrückgang bei Eurowings wäre uns sogar ein neuer Rekord gelungen", sagte Spohr mit Blick auf die ersten neun Monate. In dieser Zeit erzielte der Konzern mit einem bereinigten Ebit von 2,4 Milliarden Euro den Löwenanteil des angepeilten Jahresgewinns. Das vierte Quartal fällt bei Fluggesellschaften aber gewöhnlich eher schwach aus. Den Löwenanteil ihrer Gewinne fliegen sie in der Hauptreisezeit im Sommer ein./stw/mne/nas
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