16.06.2022 18:08:38

ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Kursrutsch nach Zinserhöhung in der Schweiz

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Notenbanken belasten mit ihren Leitzinsanhebungen zur Eindämmung der hohen Inflation die Aktienmärkte immer stärker. Am Donnerstag setzte eine unerwartet deutliche Zinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Europas ohnehin fragile Börsen schwer unter Druck. Die Talfahrt verschärfte sich an Nachmittag, nachdem die US-Börsen nach ihrer Erholung zur Wochenmitte mit teils heftigen Verlusten in den Handel gestartet waren. Angesichts des mittlerweile zügigen Tempos bei der Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken verschärften enttäuschende US-Konjunkturdaten die ohnehin vorhandenen Rezessionssorgen. So trübte sich der regionale Frühindikator für die Region Philadelphia überraschend ein und signalisiert nun einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität.

In Frankfurt sackte der Dax (DAX 40) in Richtung der runden Marke von 13 000 Zähler ab und büßte am Ende 3,31 Prozent auf 13 038,49 Punkte ein. Der deutsche Leitindex bewegt sich damit auf dem tiefsten Niveau seit Anfang März. Der MDAX der mittelgroßen Werte fiel um 3,77 Prozent auf 26 735,77 Zähler, nachdem er zwischenzeitlich den tiefsten Stand seit November 2020 erreicht hatte. Die Nervosität bleibt hoch, zwischenzeitliche Kurserholungen wie am Vortag werden schnell für Verkäufe genutzt.

Die SNB erhöhte den Leitzins überraschend um 0,50 Prozentpunkte und begründete dies als Maßnahme gegen inflationären Druck. Laut einem Marktteilnehmer hatte so gut wie kein Ökonom damit gerechnet, dass sich die Schweizerische Nationalbank zu diesem Zeitpunkt in die Riege der zinserhöhenden Notenbanken einreiht. Auch an den Anleihe- und Devisenmärkten sei allenfalls ein kleiner Schritt einkalkuliert worden. Entsprechend war auch der gerade wieder etwas erholte Bund-Future, der den Kurs einer fiktiven, langfristigen Bundesanleihe widerspiegelt, zeitweise stark unter Druck geraten. Zuletzt verlor er 1,11 Prozent auf 143,76 Punkte.

Neben der SNB hob am Donnerstag auch die Bank of England (BoE) ihren Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent an. Dies war von Volkswirten erwartet worden. Allerdings stellte die BoE weitere Zinsschritte in Aussicht.

Die Anleger hatten sich nach der jüngst nochmals überraschend hohen US-Inflation in den vergangenen Tagen gerade erst auf eine noch straffere Geldpolitik der US-Notenbank Fed eingestellt, sodass die am Vorabend vollzogene Leitzinsanhebung um 0,75 Prozent - immerhin die deutlichste seit 1994 - nicht mehr wirklich überraschte. Nun aber verstärkte die SNB wieder die Inflations- und Wachstumssorgen. Auch der Druck auf die bisher eher zögerliche Europäische Zentralbank (EZB) wächst. Sie hat für Juli eine erste Zinserhöhung angekündigt.

Das Inflationsthema werde immer prägnanter und ernsthafter an den Finanzmärkten erkannt und in die einzelnen Anlageklassen eingepreist, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. "In diesem Umfeld macht es kaum Sinn, sich gegen die Verkaufswelle auflehnen zu wollen." Die Bühne gehöre zurzeit den pessimistisch eingestellten Marktteilnehmern.

Am Markt standen Online-Modehändler im Fokus nach einer gesenkten Prognose von ASOS und einem enttäuschenden Zwischenbericht von Boohoo (boohoocom). Dies setzte die Aktien des deutschen Konkurrenten Zalando erheblich unter Druck. Die Papiere fielen als Schlusslicht im Dax um 12,4 Prozent. Auch die 39 anderen Index-Werte schlossen im Minus.

Die Aktien von BASF und Uniper gehörten mit hohen Kursverlusten von 6,9 beziehungsweise 9,7 Prozent ebenfalls zu den schwächsten Werten. Hauptgrund dürfte die weitere Reduzierung der Gaslieferungen nach Deutschland durch den russischen Energiekonzern Gazprom sein. Bei der BASF etwa bedroht ein möglicher Stopp russischer Gaslieferungen die Produktion am Chemiestandort Ludwigshafen.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (EURO STOXX 50) büßte 2,96 Prozent auf 3427,91 Punkte ein. Der Pariser CAC 40 geriet etwas weniger stark unter Druck, während der Londoner FTSE 100 um gut 3 Prozent absackte. In New York fiel das Leitbarometer Dow Jones Industrial (Dow Jones 30 Industrial) zum Börsenschluss in Europa um 2,5 Prozent.

Der Euro profitierte von den schwachen US-Konjunkturdaten und kostete zuletzt 1,0513 US-Dollar. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,0400 (Mittwoch: 1,0431) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9615 (0,9587) Euro.

Am Rentenmarkt gingen die Kurse auf Talfahrt. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von 1,66 Prozent am Vortag auf 1,72 Prozent. Der Rentenindex Rex (REX Gesamt Kursindex) gab um 0,27 Prozent auf 130,47 Punkte nach./la/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Indizes in diesem Artikel

DAX 19 626,45 1,03%
Dow Jones 44 910,65 0,42%
EURO STOXX 50 4 804,40 0,96%