11.12.2012 16:41:36

ROUNDUP: Angriff auf Provinzial-Chef gab es nicht

    MÜNSTER (dpa-AFX) - Überraschende Wende im Fall des vermeintlich attackierten Chefs der Versicherungsgruppe Provinzial Nordwest: Den Angriff auf den Vorstandsvorsitzenden Ulrich Rüther hat es nach Angaben von Staatsanwaltschaft und Polizei in Münster nicht gegeben. Das soll Rüther am Dienstag gegenüber den Ermittlern eingeräumt haben. Am Mittwoch vergangener Woche hatte ein vermeintlicher Angriff mit einem Schraubendreher auf den Vorstandschef bundesweit für Aufsehen gesorgt. Gleichzeitig gab es wegen Verkaufsgerüchten viel Unruhe in der Belegschaft der Provinzial Nordwest.

 

    "Wir gehen davon aus, dass er sich die Verletzungen selbst zugefügt hat", sagte nun Oberstaatsanwalt Heribert Beck. Allerdings ist nicht von einem ernstzunehmenden Selbstmordversuch auszugesehen. Beck hatte bereits nach dem Vorfall von vergangener Woche erklärt, die Verletzungen seien nur oberflächlich gewesen. Rüther war nach der vermeintlichen Attacke eines Vermummten kurzzeitig im Krankenhaus behandelt worden, konnte aber wieder rasch nach Hause. Der Unbekannte soll ihm mit dem kleinen Schraubendreher in die Brust gestochen haben, hatte es geheißen.

 

    Zunächst war die Staatsanwaltschaft deshalb von gefährlicher Körperverletzung ausgegangen. Die Ermittlungen dazu wurden jetzt eingestellt. Stattdessen muss sich Rüther nun selbst verantworten - wegen Vortäuschens einer Straftat. Weshalb Rüther die Attacke erfunden hat, blieb am Dienstag völlig unklar. "Gegenüber der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft Münster hat Herr Rüther sein Verhalten mit den enormen Auswirkungen der Turbulenzen bei der Provinzial auf seine Familie begründet", hieß es von den Ermittlern lediglich.

 

    Seit vergangener Woche ist der Versicherer in den Schlagzeilen. Laut Medienberichten soll die Allianz nach der Provinzial Nordwest greifen. Die Allianz hatte ein Interesse bislang zwar nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert. Vorerst ist der milliardenschwere Übernahmevorstoß am Widerstand von Mitarbeitern und Politikern gescheitert. Bis Ende März 2013 soll zunächst eine Fusion der Provinzial Nordwest mit der Provinzial Rheinland ausgelotet werden.

 

    Die Provinzial Nordwest erklärte in einer knappen Mitteilung, Rüther habe "die extrem belastende Phase speziell für seine Frau und seine drei Kinder" beenden wollen. Zur Frage, ob er weiter als Vorstandschef zu halten sei, gab es von dem Unternehmen am Dienstag keinen Kommentar.

 

    Noch am Dienstag erschien ein Zeitungsinterview, in dem sich Rüther zu der erfundenen Attacke äußerte. Den "Westfälischen Nachrichten" sagte er über den vorgeblichen Angriff: "Die Schlagzeilen in den Medien hörten sich bedrohlicher an, als ich es selbst empfunden habe. Ein bisschen unterschätzt habe ich jedoch die Momente, in denen man ins Grübeln kommt und sich vorstellt, was wäre wenn. Doch Gott sei Dank ist ja alles relativ glimpflich verlaufen."/kie/DP/sf

 

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