12.08.2009 19:06:00

ROUNDUP: Hoffnung auf russischen Rettungsanker für Wadan

    ROSTOCK/SCHWERIN/MOSKAU (dpa-AFX) - Neue Hoffnung für die bangende Belegschaft der Wadan-Werften in Wismar und Rostock/Warnemünde: Knapp zwei Wochen nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens für Deutschlands drittgrößte Werft hat die fieberhafte Suche nach einem Käufer möglicherweise ein Ende. "Wir sind noch nicht ganz durch", sagte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) am Mittwoch nach einem Treffen mit dem russischen Investor Igor Jussufow in Berlin. "Es zeichnet sich aber eine Lösung ab, dass wir eine hohe Anzahl von Arbeitsplätzen erhalten können", zeigte sich der Schweriner Regierungschef zuversichtlich. Die Wismarer Wadan-Betriebsrätin Ines Scheel reagierte mit einer Mischung aus Erleichterung und Skepsis: "Ich hoffe, dass wir jetzt weitere Informationen bekommen."

    Landesregierung und Insolvenzverwalter Marc Odebrecht hatten die Mitarbeiter, die seit vergangener Woche in Transfergesellschaften tätig sind, zuvor in groben Zügen eingeweiht. Die Gespräche, an denen neben Sellering, Odebrecht, Jussufow und Landes-Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) auch Wirtschafts-Staatssekretär Peter Hintze und Kanzleramtsminister Thomas de Maizière teilnahmen, hätten zunächst unter keinem besonders guten Stern gestanden. "Das Konzept, das wir jetzt haben, ist gemessen an den schlimmen Befürchtungen der letzten Wochen aber ein gutes Ergebnis", betonte Sellering.

ARBEITSPLATZGARANTIE

    Noch müsse das Angebot des früheren russischen Energieministers, der auch im Aufsichtsrat des Energieriesen Gazprom <OGZD.SQ1> <GAZ.FSE> sitzt und mit seinem Sohn Witalij 40,5 Millionen Euro für die Wadan-Übernahme ausgeben will, genauer geprüft werden. Denn die Erfahrungen mit dem derzeitigen Alleineigentümer Andrej Burlakow, der im März 2008 für die Wadan-Gruppe noch 290 Millionen Euro bezahlt, entgegen allen Ankündigungen aber keinerlei Neuaufträge vermittelt hatte, hätten ihn Vorsicht gelehrt, meinte Sellering. Burlakow hatte zuletzt zudem vereinbarte Zahlungen nicht geleistet und so den Einsatz staatlich verbürgter Millionen-Kredite verhindert. "Wichtig ist es, dass wir klären: Wie zuverlässig ist jetzt dieser Investor?" Erste Kontakte, die er bei seiner jüngsten Russland-Reise geknüpft habe, hätten ihn aber optimistisch gestimmt.

    Jussufow erklärte nach den Berliner Beratungen, er wolle den Erhalt von 1.200 Arbeitsplätzen an den beiden Wadan-Standorten Wismar und Rostock-Warnemünde garantieren. Falls weniger Jobs blieben, solle es Ausgleichszahlungen geben. Sellering und sein Kabinettskollege Seidel hoffen dagegen, dass mindestens 1.600 der zuletzt insgesamt 2.500 Jobs bei der Nummer drei der deutschen Schiffbaubranche nach TKMS Blohm + Voss (Hamburg) und Meyer (Papenburg) gesichert werden können. "Es geht um eine strategische Partnerschaft zwischen Deutschland und Russland", betonte Sellering. Beide Länder wollten das Know-how des deutschen Schiffbaus erhalten und damit verhindern, dass künftig nur noch in Korea und China Schiffe gebaut werden.

ALLE BLICKE AUF MERKEL

    Alle Blicke richten sich nun auf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Landesregierung geht davon aus, dass sie - wie bereits bei den deutsch-russischen Regierungsgesprächen Mitte Juli bei München - das Thema Wadan bei ihrem Treffen mit Präsident Medwedew am Freitag in der Schwarzmeer-Stadt Sotschi auf die Tagesordnung setzt. Anders als zuvor können diesmal womöglich unterschriftsreife Verträge angekündigt werden. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm bestätigte, ein russischer Einstieg solle erörtert werden: Die Pläne Jussufows seien ein "interessanter Ansatz" - obschon einige Fragen offen blieben.

    Selbst wenn der Kauf der mecklenburgischen Traditionswerften schon zum Wochenende grundsätzlich in trockenen Tüchern sein sollte, ist eine Zustimmung der Gläubigerversammlung noch keineswegs sicher. Die Arbeit in den Transfergesellschaften laufe normal weiter, erklärte Betriebsrätin Scheel. "Er wird sowieso nicht gleich alle Leute übernehmen können." Auch ihr Warnemünder Kollege Harald Ruschel dämpfte die Erwartungen. "Es sickerte schon durch, dass für uns wohl das "russische Abenteuer Teil 2" kommen wird. Aber wir werden jetzt nicht mehr protestieren, sondern erstmal die Füße stillhalten."/jap/sw/sam/DP /edh

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