02.11.2008 19:12:00

ROUNDUP: Merkel: Banken sollen Rettungspaket annehmen - Ackermann: Wir nicht

        BERLIN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Bank  wird nach Worten ihres Vorstandschef Josef Ackermann auch auf absehbare Zeit keine Hilfe aus dem 500-Milliarden-Euro-Rettungspaket der Bundesregierung nötig haben. "Wir werden aus heutiger Sicht nicht mitmachen, weil wir ja stark sind", sagte Ackermann am Sonntag in der ZDF-Sendung "Berlin direkt". Zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erneut an die Banken appelliert, Hilfen aus dem Rettungsfonds anzunehmen. Der Deutsche Bank-Chef war von der Regierung scharf kritisiert worden, weil er den staatlichen Rettungsfonds, an dem sein Haus selbst mitwirkte, vehement für sein Haus ablehnt.

    Seit mehreren Tagen gibt es allerdings Spekulationen, dass einige private Großbanken mit Ausnahme der Deutschen Bank möglicherweise in einer gemeinsamen Aktion einen Teil der staatlichen Hilfen anfordern wollen. Am Montag beraten die Aufsichtsgremien der Landesbanken HSH Nordbank und WestLB über die möglich Nutzung des Pakets, an dem sie bereits deutliches Interesse bekundet hatten.

ACKERMANN: 'ICH VERSTEHE DIE DISKUSSION ÜBERHAUPT NICHT'

    Ackermann verteidigte sich in dem Interview: "Ich verstehe die Diskussion überhaupt nicht. Ich bin dankbar, dass wir das Geld für die einsetzen können, die es nötig haben. Und die anderen, die es mit allen Mitteln versuchen, es eigenständig zu machen, die sollten doch nicht kritisiert werden." Deutschland sollte stolz darauf sein, eine Bank zu haben, die in schwieriger Zeit Gewinn erziele. Die Deutsche Bank benötige den staatlichen Rettungsschirm nicht.

    "Gerade eine Bank zu haben, die stark dasteht, ist auch für Deutschland sehr wichtig ... Es hat doch keinen Wert, dass wir uns selbst schwächen, um beliebt zu sein und unsere Rolle in der Welt nicht mehr zu spielen", sagte Ackermann. Die Bundesregierung sei für ihr schnelles Handeln "zu beglückwünschen". "Wir brauchen ein stabiles Finanzsystem. Und die Banken, die eher schwächer dastehen, die sollen so rasch wie möglich gestärkt werden."

MERKEL: REGIERUNG HAT PAKET SCHNELL UND ENTSCHLOSSEN GESCHNÜRT

    Zu den Spannungen mit Regierungsmitgliedern und auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte Ackermann, die Deutsche Bank habe in der Finanzkrise mit Milliarden von Euro viel zur Rettung von Unternehmen beigetragen. "Wenn es mal ein Missverständnis gibt, wäre ein bisschen Gelassenheit vielleicht ganz gut gewesen." Ein Vertrauensverhältnis werde aber nicht so schnell zerstört.

    Die Bundesregierung habe das Paket schnell und entschlossen geschnürt, sagte Merkel am Samstag in einer im Internet veröffentlichten Video-Botschaft. "Jetzt geht es darum, dass unsere Banken und Finanzinstitutionen dieses Paket auch in Anspruch nehmen."

LINSSEN: WESTLB PLANT TEILNAHME AN RETTUNGSFONDS

    Nach einem "Focus"-Bericht hat die HSH Nordbank erhebliche finanzielle Probleme und benötigt eine Kapitalspritze von rund zwei Milliarden Euro. Internen Unterlagen zufolge rechne sie mit einem Verlust am Ende dieses Jahres von etwa 700 Millionen Euro, heißt es in dem Magazin. "Wir geben keine Prognosen heraus", ein solches internes Papier gebe es nicht, widersprach HSH-Nordbank-Sprecher Bernhard Blohm am Samstag. Der Aufsichtsrat der Bank will am Montag in Kiel zusammenkommen, um über eine Nutzung des staatlichen Rettungspaketes zu entscheiden. Für den Nachmittag ist eine Pressekonferenz geplant.

    Die angeschlagene WestLB plant nach Worten des nordrhein- westfälischen Finanzministers Helmut Linssen (CDU) eine Teilnahme an dem Rettungsfonds der Bundesregierung. Der Vorstandschef der Bank, Heinz Hilgert, wolle dies den Eigentümern auf der Aufsichtsratssitzung an diesem Montag empfehlen. Am Montag wird aber in Düsseldorf noch keine Entscheidung des Aufsichtsgremiums erwartet.

MERKEL: GELDHÄUSER MÜSSEN NUN WIEDER 'IHRE UREIGENEN AUFGABEN' WAHRNEHMEN

    Die Kanzlerin betonte, die Geldhäuser müssten nun wieder "ihre ureigenen Aufgaben" wahrnehmen - Einlagen zu verwalten und Kredite zu vergeben. Dies sei gerade für mittelständische Betriebe wichtig. Einen aktuellen Änderungsbedarf für den Rettungsfonds wegen des Zögerns der Banken sieht das Bundesfinanzministerium nicht. Dies betreffe sowohl das im Eilverfahren verabschiedete Gesetz als auch die Rechtsverordnung für den Finanzmarktstabilisierungsfonds, stellte eine Ministeriumssprecherin am Samstag in Berlin klar. Beide seien "in der jetzigen Konstruktion sinnvoll und angemessen".

    Nach einem "Focus"-Bericht ist die HSH Norbank durch diverse Fehlspekulationen auf den internationalen Finanzmärkten in die Verlustzone gerutscht. Allein bei den isländischen Banken, die nur durch Staatshilfe gerettet wurden, gingen nach Informationen des Magazins etwa 300 Millionen Euro verloren und auch bei Kreditgeschäften in Ungarn hätten sich die Norddeutschen verspekuliert. Der Vorstand hatte nach Abschreibungen in Milliardenhöhe durch die Finanzkrise bereits beschlossen, grundsätzlich vom Maßnahmenpaket der Bundesregierung Gebrauch zu machen. Die Details sind bislang jedoch noch offen. Dem "Focus"- Bericht zufolge streiten die Anteilseigner noch über die notwendigen Hilfsmaßnahmen für die HSH. Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein sowie die Sparkassen und der US-Investor J.C. Flowers wollten in dieser Woche entscheiden, ob sie das Geld selbst nachschießen oder die Bankenhilfe der Bundesregierung in Anspruch nehmen.

    Laut einer Umfrage haben 15 Prozent der Deutschen nach eigenen Angaben durch die Finanzkrise persönlich Geld verloren. "Bild am Sonntag" hatte das Institut Emnid mit der repräsentativen Befragung beauftragt. Danach sagten 17 Prozent der Männer, jedoch nur 13 Prozent der befragten Frauen, sie hätten persönlich Vermögensverluste durch die Finanzkrise hinnehmen müssen. Aufgeschlüsselt nach Altersgruppen zeigten die Ergebnisse, dass Senioren am häufigsten unter der Finanzkrise leiden. 21 Prozent der über 60-Jährigen geben an, persönlich Geldverluste erlitten zu haben./bb/DP/he

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