29.03.2013 16:44:32
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ROUNDUP/Zyperns Banken: Wiederöffnung ohne Zwischenfälle
Die Banken öffneten am Freitag zu den normalen Schalterzeiten um 08.30 Uhr Ortszeit (07.30 Uhr MEZ). Wie am Vortag blieb ein Massenansturm aus. "Alles läuft normal", sagte Dimiris Antoniou, Chef der Zweigstelle der Bank of Cyprus am zentralen Elefterias Platz von Nikosia, der Nachrichtenagentur dpa am Freitag. Nach seinen Informationen seien am ersten Tag der Wiederöffnung etwa 300 Millionen Euro abgehoben worden, etwa das Dreifache eines normalen Tages vor der Krisen.
ZYPRISCHE PRESSE LOBT ZURÜCKHALTUNG DER BÜRGER
Die zyprische Presse lobte die Zurückhaltung der Bürger: "Erste optimistische Nachricht", titelte die größte zyprische Zeitung "Fileleftheros". Das Land bereitet sich jetzt darauf vor, ein umfassendes Sparprogramm der Eurogruppe zu präsentieren. Nur so kann der Prozeß der Billigung durch die Parlamente der anderen Euro-Staaten in Gang gesetzt werden. Dies teilte am Freitag der zyprische Arbeitsminister, Charis Georgiades im Fernsehen mit.
Vor den Zweigstellen in der Hauptstadt Nikosia hatten Donnerstag viele Menschen ungeduldig auf Einlass gewartet. Dank der Aufrufe, die seit dem Vortag im Radio und im Fernsehen ausgestrahlt wurden, bewahrten die Zyprer aber Ruhe. Sie hatten sich seit Mitte März nur noch an Automaten in kleinen Summen mit Bargeld versorgen können. Andere Bankgeschäfte ruhten. In Deutschland lassen sich die Sparer nach Angaben der privaten Banken von der Zypern-Krise nicht nervös machen.
ANASTASIADES: SITUATION NUN 'UNTER KONTROLLE'
Zyperns Präsident Anastasiades hatte sich am Donnerstag bei seinen Mitbürgern für deren besonnenes Verhalten bedankt. Die Zyprer hätten gezeigt, dass sie "es nicht nur wollen, sondern es auch können", ihr Land aus der Krise zu führen. Am Freitag sagte Anastasiades, die Gefahr eines Bankrotts sei gebannt. Die Situation sei nun "unter Kontrolle", sie habe aber "die Merkmale einer Tragödie".
Mit einem schwer bewachten Transport waren die zyprischen Banken am Vortag der Wiederöffnung mit Bargeld aus Reserven der Europäischen Zentralbank (EZB) versorgt worden, die bei der Bundesbank lagerten. Das sagte eine Bundesbank-Sprecherin auf Anfrage. Das Geld sei vom Flughafen Larnaka aus zur Zentralbank in Nikosia gefahren worden, berichtete die Tageszeitung "Kathimerini", die auf ihrer Internetseite auch Aufnahmen des Konvois zeigte. Die Lieferung sei von Hubschraubereinheiten in der Luft gesichert worden.
HARTE REGELN DER ZYPRISCHEN NOTENBANK
In den Straßen der kleinen Inselrepublik zeigten Polizeistreifen seit den frühen Morgenstunden Präsenz und fuhren von Bank zu Bank. Zusätzlich waren vor den Türen der Banken private Sicherheitsdienste im Einsatz. Um Tumulte zu verhindern, wurden Bankkunden in Gruppen von zehn Personen eingelassen.
Harte Regeln der zyprischen Notenbank sollen ein schnelles Ausbluten der Banken verhindern. So dürfen pro Person und Bank maximal 300 Euro pro Tag abgehoben werden. Daueraufträge für die Zahlung von Löhnen werden wieder erlaubt. Strenge Regeln gelten für den Zahlungsverkehr mit dem Ausland. Im einzelnen sollen Auslandsüberweisungen und Zahlungen mit Kreditkarten im Ausland pro Person und Bank zunächst auf 5000 Euro beschränkt werden. Für Beträge bis zu 200 000 Euro und darüber sind Sondergenehmigungen der Zentralbank notwendig.
KOMMISSION: EINSCHRÄNKUNGEN DURCH EU-VERTRAG GEDECKT
Die Einschränkungen sind nach Angaben der EU-Kommission durch den EU-Vertrag gedeckt. EU-Staaten dürften den freien Kapitalverkehr beschränken, wenn dies aus Gründen der öffentlichen Ordnung oder Sicherheit notwendig sei, teilte die Brüsseler Behörde mit. Urteilen des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zufolge sei dies auch aus Gründen des öffentlichen Interesses erlaubt. Allerdings soll es schon vor der Schließung ungewöhnlich hohe Geldüberweisungen ins Ausland und Bargeld-Abhebungen gegeben haben.
Ähnlich wie bei der Premiere in Zypern will die EU-Kommission schon bald systematisch Großanleger für die Sanierung und Abwicklung strauchelnder Banken zur Kasse bitten können. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier sagte dem "Handelsblatt" (Donnerstag), sein Gesetzentwurf zur Bankenabwicklung solle noch vor der Sommerpause verabschiedet werden. Gesetzlich geschützt seien nur Sparkonten bis 100 000 Euro. Darüberhinaus könnten bestimmte Gläubiger und Anleger zur Kasse gebeten werden, wenn es nicht anders ginge. Dies werde für Klarheit sorgen: "Dann gibt es klare Spielregeln für alle, die ihr Geld in Banken investieren", sagte Barnier.
VERBAND: LAGE IN DEUTSCHLAND NORMAL
Zur Lage in Deutschland sagte der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, Andreas Schmitz, der dpa: "An den Bankschaltern war auch vor den Feiertagen das übliche Geschäft auf der Tagesordnung." Der Fall Zypern habe zwar gezeigt, dass die Beteiligung von Sparern an einer Bankenrettung erhebliche Verunsicherung erzeuge. In Deutschland aber sei eine solche Beteiligung von Einlegern im Gesetz zur Bankenrestrukturierung ausgeschlossen - nicht nur bis zu einer Grenze von 100.000 Euro, sondern grundsätzlich für die durch die Einlagensicherungssysteme geschützten Einlagen: "Dies mag mit ein Grund dafür sein, dass Sparer in Deutschland überaus besonnen reagiert haben", sagte Schmitz./tt/DP/he
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