27.02.2013 19:23:32
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ROUNDUP2: 'FR'-Zukunft nach Showdown gesichert - 'FAZ' kann übernehmen
Bereits an diesem Donnerstag könnte nach Angaben der Insolvenzverwaltung der Kaufvertrag unterzeichnet werden, die erste Ausgabe unter der neuen Eigentümerin erscheint dann am Freitag. Allerdings müssten letzte Details noch verhandelt werden, räumte sie ein. Die bisherigen Eigentümer lobten die Entscheidung der Bonner Kartellwächter.
Trotz der gesicherten Zukunft des Blattes müssen die weitaus meisten Mitarbeiter des Verlags gehen. Die "FAZ" übernimmt in ihrem bislang bekannten Konzept nur 28 Beschäftigte der Redaktion, an der verlagseigenen "FR"-Druckerei hat sie kein Interesse. Hunderte "FR"-Mitarbeiter haben bereits ihre Kündigungen erhalten.
Insolvenzverwalter Frank Schmitt zeigte sich nach der Bonner Entscheidung optimistisch: "Diese Entscheidung ebnet den Weg für den langfristigen Erhalt der Zeitung." Sollten sich die neue Eigentümerin und Schmitt bis zum (morgigen) Donnerstag über die wenigen noch offenen Fragen einigen, könnte die Übernahme lückenlos vollzogen werden, heißt es aus der Insolvenzverwaltung.
"Es ist alles soweit vorbereitet, es muss nur noch wenig ausverhandelt werden", sagte Sprecher Ingo Schorlemmer. Am Donnerstagnachmittag (14.00 Uhr) will sich die Fazit-Stiftung als wahrscheinliche neue Eigentümerin in Frankfurt zur Übernahme äußern.
Das Bundeskartellamt hatte geprüft, ob der "FR"-Marktanteil bei einem Verschwinden vom Markt ohnehin an die "FAZ" fallen würde und ob es einen ernsthaften alternativen Käufer für das Traditionsblatt gibt.
"Wir haben hier eine sogenannte Sanierungsfusion geprüft und im Ergebnis bejaht", sagte Kartellamts-Präsident Andreas Mundt am Mittwoch. Für den Leser- und Anzeigenmarkt in Deutschland habe es keine fusionskontrollrechtlichen Bedenken gegeben. Es sei aber möglich, dass die neue Eigentümerin, die Fazit-Stiftung, im Rhein-Main-Gebiet eine marktbeherrschende Stellung erhalten könnte. Unter dem Dach der Stiftung erscheint neben der "FAZ" auch die "Frankfurter Neue Presse" ("FNP").
Hätten die Kartellwächter das Angebot der "FAZ" abgelehnt, wäre nach Angaben der Insolvenzverwaltung bereits an diesem Freitag (1. März) keine Ausgabe der "FR" mehr erscheinen.
"Wir hatten bis zuletzt sehr dramatische Stunden im Betrieb, es wurde hektisch beraten", sagte "FR"-Betriebsrat Marcel Bathis am Abend der Nachrichtenagentur dpa. "Für die Belegschaft neigt sich jetzt ein monatelanger Nervenkrieg dem Ende zu mit dem Ergebnis, dass ein Großteil der Kollegen bei der "FR" keine Zukunft haben wird."
Nach jahrelanger Krise hatte die "FR" aufgrund der hohen Verluste im vergangenen November Insolvenz angemeldet. Hauptgesellschafter waren bislang die Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg und die SPD-Medienholding ddvg. "MDS und ddvg verbinden damit die Hoffnung, dass die Stimme der "FR" dauerhaft erhalten bleibt", teilten sie nach der Bonner Entscheidung mit.
Details aus dem "FAZ"-Angebot sollten am späteren Mittwoch oder Donnerstag veröffentlicht werden. Unklar bleiben solange auch die Auswirkungen der Übernahme auf den Berliner Verlag. Seit 2011 wird dort der "FR"-Mantel von einer Redaktionsgemeinschaft produziert, zusammen mit den überregionalen Seiten der "Berliner Zeitung".
Ende November vergangenen Jahres hatte das Kölner Medienhaus M. DuMont Schauberg als Eigentümer von "Berliner Zeitung" und "FR" mitgeteilt, es stünden mehr als 40 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Werde dagegen bei einer "FR"-Übernahme auch die weitere Mantellieferung oder redaktionelle Zuarbeit aus Berlin nötig, so könne auch ein Großteil dieser Stellen behalten werden./mov/DP/she
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