06.11.2008 17:57:00
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ROUNDUP2: Salzgitter und ThyssenKrupp fahren Stahlverarbeitung zurück
DUISBURG/SALZGITTER (dpa-AFX) - Deutschlands größte Stahlkonzerne ThyssenKrupp und Salzgitter reagieren auf die abflauende Nachfrage und wollen ihre Stahlverarbeitung drosseln. Die Zukäufe von Brammen (Rohmaterialform) am freien Markt würden komplett zurückgefahren, teilte ThyseenKrupp Steel am Donnerstag in Duisburg mit. Die Nachfrage nach Flachprodukten aus Qualitätsstahl habe sich in den letzten Wochen deutlich stärker abgeschwächt als erwartet, hieß es zur Begründung. In den nachgeschalteten Verarbeitungslinien für Warmband und kaltgewalzte sowie beschichtete Flachprodukte würden zudem die Anzahl der Schichten gekürzt. Die Stillstände würden für notwendige Reparatur- und Umbaumaßnahmen genutzt.
Ein Salzgitter-Sprecher hatte zuvor auf Anfrage der Finanz -Nachrichtenagentur dpa-AFX gesagt, dass die Weiterverarbeitung bei Flachstahl und den Trägern in den kommenden zwei Monaten nach jetzigem Kenntnisstand um 30 Prozent zurückgefahren werde. Grund für die Maßnahme seien Auftragsrückgänge. ThyssenKrupp-Titel brachen zum Schluss des Xetra-Handels um 12,55 Prozent auf 13,66 Euro ein, Aktien von Salzgitter verloren sogar 16,48 Prozent auf 46,48 Euro. Beide Papiere gehörten in ihren jeweiligen Indizes damit zu den schwächsten Titeln.
Am Mittwoch hatte Branchenführer ArcelorMittal angekündigt, seine Stahlproduktion um gut ein Drittel zurückzufahren. Die Preise für Stahl und Stahlprodukte sind wegen der Wirtschaftsabschwächung stark unter Druck geraten. In den vergangenen Monaten hatten verschiedene Hersteller weltweit daher bereits Produktionskürzungen angekündigt. Am Mittwoch hatte die deutsche Nummer eins, ThyssenKrupp, noch bekräftigt, dass bei ihnen weiter keine Einschnitte geplant seien.
STAHLPRODUKTION NICHT BETROFFEN
Weniger Stahl will Salzgitter allerdings nicht schmelzen: Der Salzgitter-Sprecher betonte, ihre Stahlproduktion sei nicht von den Maßnahmen betroffen, sie laufe unverändert weiter. Betroffen sei die Produktion in den Warm- und Kaltwalzwerken sowie die Beschichtung und Veredelung von Stahlprodukten. Salzgitter verarbeitet mehr Stahl als das Unternehmen selbst produziert und kauft in normalen Zeiten daher extern Brammen zu. Entsprechend muss der Konzern jetzt auch nicht die eigene Produktion kürzen, sondern reduziert den Zukauf von Brammen.
In der aktuellen Situation kommt Salzgitter seine breite Aufstellung zugute: In der Röhrensparte sowie in den Bereichen Grobblech und Handel sei die Situation stabil, betonte der Sprecher. Dadurch kann der Konzern möglicherweise einen Teil der Einbußen wieder wettmachen.
MISCHKONZERN
Seit einigen Jahren baut Salzgitter-Chef Wolfgang Leese den Stahlhersteller systematisch in einen Mischkonzern um, um ihn unabhängiger von den zyklischen Schwankungen im Stahlgeschäft zu machen. Mit dem Kauf der Mannesmannröhren-Werke im Jahr 2000 begründete Leese das Röhrengeschäft, vor einem Jahr folgte die Übernahme des Maschinenbauers Klöckner-Werke, und in diesem Sommer überraschte der Salzgitter-Chef mit dem Einstieg bei der Norddeutschen Affinerie (NA) , die Beteiligung liegt mittlerweile bei etwas mehr als 20 Prozent.
Die Stahlproduktion will der Konzern bis spätestens Anfang 2010 von 7,3 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr auf neun Millionen Tonnen ausbauen und dann nicht noch stärker ausweiten. Derzeit werden die Kapazitäten an den Standorten Salzgitter, Peine und Ilsenburg ausgebaut. Neue Investitionen könnten allerdings vor dem Hintergrund der aktuellen Situation verschoben werden./sb/tw/he/edh
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