26.01.2014 20:59:59
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Schwäbische Zeitung: Die Wirblerin im Bendler-Block - Leitartikel
Ravensburg (ots) - Ursula von der Leyen hat Krach gemacht.
Rechtzeitig vor der Münchner Sicherheitskonferenz am kommenden
Wochenende erklärt sie, man könne doch angesichts all des Elends, wo
"Mord und Vergewaltigung an der Tagesordnung" seien, nicht zur Seite
schauen. Was mit Kinderkrippen in der Kaserne vor wenigen Wochen
begann, scheint nun in Weltpolitik zu münden. Dabei hatten wir die
Kinderkrippen noch gar nicht richtig zu Ende gedacht. Die
Hannoveranerin hat ein gutes Gespür für interessante Sätze am
geeigneten Ort und im richtigen Moment. Es scheint zunächst, als
stoße sie eine notwendige Diskussion um deutsche Verantwortung an.
Beim zweiten Hinschauen entpuppt es sich mehr als Selbstinszenierung
denn als politisches Konzept. Wenn es um deutsche Verantwortung in
der Welt geht, will von der Leyen ein bisschen mehr Engagement, mehr
Soldaten und mehr Sanitätsflugzeuge nämlich, aber bitte keine
Kampfeinsätze der Bundeswehr. Kaum jemand wird der Ministerin die
Gefolgschaft verweigern, wenn sie erklärt, die Welt sei heute nicht
mehr so, als dass man sich heraushalten könne. Spätestens seit dem
Kosovo-Krieg und dem Genozid in Ruanda vor 20 Jahren ist auch in
Deutschland die Bereitschaft gewachsen, mit deutschen Soldaten an
fernen Orten Schlimmeres zu verhindern. Auch der Politik in Berlin
dämmert es, dass die Zeit der bequemen Zurückhaltung aus
internationalen Konflikten beendet sein könnte. Dass aber deutsche
Soldaten heute in Afghanistan an Kampfeinsätzen beteiligt sind, war
nie so beabsichtigt. Als es dann doch geschah, konnte Berlin sich
nicht einfach zurückziehen. Eine Diskussion um politische
Verantwortung und militärisches Engagement hat es dennoch nie
gegeben. Wenn von der Leyen nun eine solche Debatte anschieben will,
sensibel und mit dem Bewusstsein um die historische Schuld, wäre das
zu begrüßen. Vielleicht entsteht aus dem Wirbel, den die Frau im
Bendler-Block jetzt macht, ja dann auch mal eine politische Debatte.
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