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26.10.2014 18:17:58

Schwäbische Zeitung: Lachen lernen - Leitartikel

Ravensburg (ots) - Ein Kabarettist bekommt Ärger, weil sich jemand auf den Schlips getreten fühlt. Das ist nichts Besonderes. Im Gegenteil. Wäre dem nicht so, hätte er was falsch gemacht. Dieter Nuhr hat nichts falsch gemacht. Er kritisiert islamische Fanatiker, die ihre Ansicht von der Welt mit Bomben durchsetzen wollen. Und er macht das mit dem Mittel der Satire. Was ist daran falsch? Gar nichts.

Die Mächtigen mit Humor zu kritisieren, ist eine Errungenschaft der Aufklärung. Sie hat mit Religionskritik begonnen. Ob Lessing oder Voltaire - sie klagten die Freiheit der Gedanken und das Recht auf das freie Wort ein - wider eine Macht, die die alleinige Deutungshoheit für sich in Anspruch nahm. Auf diesem Fundament sind freie Gesellschaften entstanden. Das ist ein Wert, den es zu verteidigen gilt.

Es ist eine kulturelle Leistung, über sich selbst lachen zu können. Institutionen wie die katholische Kirche haben längst gelernt, mit frechen Angriffen umzugehen. Von strenggläubigen Muslimen kann man das nicht sagen. Sie verstehen keinen Spaß. Wer etwas schreibt, was den selbst ernannten Lordsiegelbewahrern des reinen Islam nicht passt, wird bedroht - mit dem Tod. Stichwort Salman Rushdie oder Kurt Westergaard, der in der dänischen Zeitung "Jyllands Posten" Mohammed-Karikaturen veröffentlicht hat.

So weit gehen die Demonstranten gegen Dieter Nuhr in Osnabrück nicht. Erhat Toka hat Strafanzeige wegen Verunglimpfung des Islam gestellt. Das ist sein gutes Recht. Wie es das gute Recht eines Künstlers ist, sich lustig zu machen über Entmündigung und Verdummung, die als Religion verkauft werden. Dass Nuhr Beifall von der falschen Seite bekommt, ist bedauerlich. Dass er den nicht will, hat der Kabarettist deutlich gesagt.

Wir hauen munter auf den Papst ein und lassen uns bei Witzen über den Islam den Mund verbieten? Nein. Zur Aufklärung gehört Toleranz. Allerdings keine Toleranz gegenüber Fanatikern. Sie durch den Kakao zu ziehen, ist nachgerade die Pflicht eines aufgeklärten Menschen.

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Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de

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