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06.11.2017 23:57:56

Schwäbische Zeitung: Tricks und Gaunerei - Leitartikel zu Abgaswerten

Ravensburg (ots) - Spötter, die noch vor kurzer Zeit prophezeit hätten, dass ausgerechnet ein Song der Indie-Rock-Band Sportfreunde Stiller die Moral der deutschen Autoindustrie am treffendsten beschreiben würde, wären wohl ausgelacht worden. "Nur durch Tricks und Gaunerei sind wir vorne mit dabei", dichteten die Münchner vor Jahren - und lieferten unfreiwillig die mehr als passende Charakterisierung der Topmanager von Volkswagen, Daimler und Audi.

Beim Dieselskandal ersannen listige Entwickler aus Profitgier ein Abschaltsystem für die Abgasreinigung, das daraufhin nur dann aktiv war, wenn das Auto auf dem Prüfstand lief - nicht aber im Realbetrieb auf der Straße. Nun zeigt eine Studie das, was wohl jeder Käufer eines Neuwagens schon immer geahnt hat: Die in den Hochglanzbroschüren der Autohäuser ausgewiesenen Verbrauchswerte weichen erheblich von den tatsächlichen Werten ab.

Dabei ist es egal, ob der reale Verbrauch 42 Prozent über dem Testverbrauch liegt - oder ob es etwas weniger ist. Es geht auch nicht darum, ob die Abschaltvorrichtungen wirklich verboten waren oder ob es bei einer bestimmten Lesart der Regeln doch in Ordnung gewesen ist, sie zu nutzen. Die Strategien der Konzerne zur Maximierung eigener Gewinne sind ein Schlag ins Gesicht von Verbrauchern und Kunden. Die Unternehmen ruinieren ihren Ruf und verspielen Vertrauen, wie es die Banker in der Finanzkrise vorgemacht haben.

Klar ist, dass Autoverkäufer das Recht haben, die ausgewiesenen Verbrauchswerte und Schadstoffklassen als Grundlage für ihre Kaufentscheidung zu nehmen. Stimmen die Informationen nicht, müssen die Autokonzerne verpflichtet werden, auf eigene Kosten den Wagen so aufzurüsten, dass er den Werten entspricht - oder sie müssen ihn bei Erstattung des Kaufpreises zurücknehmen.

Klar ist aber auch, dass sich die für die Autoindustrie zuständigen Politiker nicht aus der Verantwortung stehlen können. Sie haben es versäumt, eine unabhängige Kontrollbehörde zu schaffen, und lassen die geprellten Kunden nun mit ihren gerechtfertigten Ansprüchen allein.

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Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de

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