Bessere Bedingungen |
03.02.2021 14:31:00
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Siemens-Aktie steigt: Siemens hebt die Prognose deutlich an - Chefwechsel bei der Hauptversammlung
Siemens rechnet nun mit einem vergleichbaren prozentual mittleren bis hoch einstelligen Umsatzwachstum und 5,0 bis 5,5 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern. Bislang hatte Siemens versprochen, den Umsatz "moderat" um 3 bis 5 Prozent zu steigern und in gleicher Weise auch den Überschuss. Im abgelaufenen Jahr hatte Siemens 4,2 Milliarden Euro verdient.
Die Bedingungen hätten sich in einigen Siemens-Geschäften und geografischen Regionen zum Teil deutlich verbessert, erklärte das Unternehmen. Die Prognose unterstellt nun, dass sich diese Bedingungen besonders für die kurzzyklischen Geschäfte fortsetzen werden.
Die Erhöhung kommt mit Ansage: Vor zwei Wochen veröffentlichte Siemens bereits überraschend Eckdaten zum ersten Quartal, die die Analystenprognosen deutlich in den Schatten stellten. Damals hieß es, den Ausblick werde man "überprüfen".
Im ersten Quartal verbuchte Siemens einen Überschuss nach Dritten von 1,377 Milliarden Euro - ein Plus von knapp 300 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahreswert. Der operative Gewinn im industriellen Geschäft belief sich auf 2,128 Milliarden Euro - das sind 39 Prozent mehr als im Vorjahr. Die entsprechende Marge legte um 430 Basispunkte auf 16,0 Prozent zu.
Der Umsatz kletterte auf vergleichbarer Basis um 7 Prozent auf knapp 14,1 Milliarden Euro. Negative Währungseffekte zehrten das Wachstum allerdings teilweise auf. Das Neugeschäft wurde von Großaufträgen im Bahngeschäft getrieben und legte vergleichbar um 15 Prozent auf 15,9 Milliarden Euro zu.
Siemens vollzieht den Chefwechsel
Siemens verabschiedet sich von Joe Kaeser. Auf der Hauptversammlung an diesem Mittwoch (10.00 Uhr) übergibt der Manager an seinen Nachfolger Roland Busch.
Da auch die Aktie jüngst Rekordhöhen erklommen hat, kann sich Kaeser auf eine angenehme letzte Hauptversammlung einstellen. Allerdings dürfte es den Manager, der dem öffentlichen Auftritt durchaus zugetan ist, schmerzen, sich nicht vor großem Publikum in der Olympiahalle, sondern nur in einer virtuellen Veranstaltung zu verabschieden.
Kaeser übergibt Busch ein umstrukturiertes Haus. Unter seiner Ägide verabschiedete sich Siemens endgültig von seiner breiten Aufstellung als Konglomerat. 2018 kam Siemens Healthineers an die Börse, 2020 folgte Siemens Energy. Letzteres begleitet Kaeser noch als Aufsichtsratschef - ganz verlässt er den Siemens-Kosmos also nicht.
Neuer Siemens-Chef setzt auf Digitalisierung
Der künftige Siemens-Chef Roland Busch setzt große Hoffnungen in das Geschäft mit der Digitalisierung. In den industriellen Märkten stehe diese erst am Anfang, sagte Busch am Mittwoch auf der online stattfindenden Hauptversammlung in München. Die weltweiten Investitionen in Automatisierung, intelligente Gebäude sowie Mobilität und Ladeinfrastruktur dürften in den kommenden Jahren zum Teil deutlich zulegen. Die Siemens-Märkte seien "die Wachstumsmärkte des Jahrzehnts". Die Corona-Pandemie habe den Trend zur Digitalisierung dabei noch einmal beschleunigt.
Die jahrelange Neuausrichtung hin zum Kerngeschäft Digitalisierung fand im vergangenen September mit der Abspaltung des Energiegeschäfts vorläufig ihren Abschluss. Siemens wird künftig noch stärker auf das Geschäft mit Automatisierung und Software sowie intelligenter Infrastruktur setzen. Weitere große Portfoliomaßnahmen - seien es Übernahmen, Abspaltungen oder Ähnliches sind Busch zufolge derzeit nicht geplant. Die Konzentration soll auf organischem Wachstum und operativen Verbesserungen liegen, wobei der Manager Zukäufe nicht ausschloß. Es gebe das Ziel, "aus Siemens ein nachhaltig wachsendes, fokussiertes Technologieunternehmen zu machen".
Busch steht nun vor der Aufgabe, das Geschäft mit der digitalen Technik weiterzuentwickeln und einen schlagkräftigen Konzern zu formen. Siemens habe dabei bereits seit Jahren das digitale Geschäft auf- und ausgebaut. "Mit Akquisitionen von mehr als zehn Milliarden Euro und mit massiven Investitionen in Forschung und Entwicklung." Die weitere Strategie will Busch Ende Juni auf einem Kapitalmarkttag vorstellen.
Busch übernimmt nach Ablauf der Hauptversammlung den Vorstandsvorsitz vom langjährigen Konzernchef Joe Kaeser. "Mit dem Abschied von Joe Kaeser geht eine Ära zu Ende. Gleichzeitig beginnt die nächste Phase der Transformation von Siemens", erklärte Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe. Unter Kaeser wurde unter anderem das Windgeschäft mit dem spanischen Konkurrenten Gamesa fusioniert und die Medizintechniktochter Healthineers an die Börse gebracht. Nur die Zusammenlegung des Zuggeschäfts mit dem französischen Wettbewerber Alstom scheiterte an der europäischen Wettbewerbsbehörde.
Siemens-Anleger erfreut vom Ausmaß der Zielerhöhung
Ein noch optimistischerer Jahresausblick ist am Mittwoch in einem weiterhin guten Marktumfeld eine Freude für Siemens-Anleger. Am Tag der Hauptversammlung legten die Aktien im XETRA-Handel zeitweise um fast drei Prozent bis auf 137,52 Euro zu und setzten so ihre Rally mit immer neuen Bestmarken nach der Neubewertung im Zusammenhang mit der Abspaltung von Siemens Energy fort. Zuletzt ließ der Schwung aber nach - das Plus lag noch bei 1,51 Prozent.
Analysten waren sich in ersten Kommentaren alle einig, dass die Anpassung der Ziele noch deutlicher ausfällt als von den meisten Investoren nach den zuvor veröffentlichten Eckdaten erwartet. Lob heimste unter anderem die Entwicklung des China-Geschäfts vor allem in der Digitalisierungssparte ein, aber auch der freie Mittelzufluss, der laut Simon Toennessen vom Investmenthaus Jefferies in einem typischerweise schwachen ersten Geschäftsquartal positiv herausrage.
Der gute Lauf der Aktien in den vergangenen Monaten könnte sich Experten zufolge fortsetzen. "Ich sehe das Potenzial für eine anhaltende Outperformance, unterstützt durch die Gewinndynamik und einen weiter rückläufigen Bewertungsabschlag zur Branche", sagte Wasi Rizvi von der kanadischen Investmentbank RBC. Als Stütze dessen sieht er auch den derzeit laufenden Konzernumbau mit verschlankten Strukturen.
Der Kurs des DAX-Schwergewichts hat sich vom Corona-Crash im vergangenen Jahr, dass ihn auf ein Tief seit 2009 hatte abrutschen lassen. Von den 53,19 Euro ausgehend ging es in den Folgemonaten stetig bergauf, mittlerweile bis auf etwa das Zweieinhalbfache.
(Dow Jones / dpa-AFX)
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