Milliarden-Deal |
22.02.2017 20:43:00
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thyssenkrupp verkauft brasilianisches Stahlwerk CSA an Ternium
thyssenkrupp verkauft das Stahlwerk CSA Siderurgica do Atlantico (CSA) für 1,5 Milliarden Euro an das Stahlunternehmen Ternium aus Luxemburg. Beide Parteien streben einen Abschluss der Transaktion bis Ende September an, wie thyssenkrupp weiter mitteilte.
Mit dem Mittelzufluss kann der Konzern seine Nettofinanzschulden nach eigenen Angaben signifikant verringern. Obwohl eine Wertberichtigung auf CSA von rund 0,9 Milliarden Euro notwendig sei, werde sich das Verhältnis von Netto-Finanzschulden zum Eigenkapital mit Abschluss der Transaktion verbessern, hieß es. Insgesamt sinke die Nettoverschuldung durch den CSA-Verkauf um 1,5 Milliarden Euro, sagte Finanzvorstand Guido Kerkhoff während einer Telefonkonferenz.
Der Verkauf soll rückwirkend zum 30. September vergangenen Jahres erfolgen. Bis zum Vollzug der Transaktion wird der Geschäftsbereich Steel Americas als "nicht fortgeführtes Geschäft" ausgewiesen. Der Verkauf wird laut thyssenkrupp entsprechende Auswirkungen auf den Jahresüberschuss haben. Dieser dürfte negativ ausfallen, hieß es in der Konferenz weiter. Darüber hinaus soll die Transaktion bei den fortgeführten Aktivitäten keinen Einfluss auf die Ziele für das bereinigte EBIT und den freien Cashflow vor Fusionen und Übernahmen für das laufende Geschäftsjahr haben.
Das Unternehmen brauche keine Kapitalerhöhung, sagte der CFO. thyssenkrupp bekräftigte, weiter Gespräche mit mehreren Parteien über eine mögliche Verbindung im europäischen Stahlgeschäft zu führen. Näher eingehen wollte CEO Heinrich Hiesinger darauf nicht. Ende 2016 war die indische Tata Steel als ein Kandidat genannt worden.
Dow Jones Newswires hatte unter Berufung auf mit der Sache vertrauten Personen bereits über die Verhandlungen von thyssenkrupp mit Ternium berichtet. Ternium ist ein Hersteller von Flach- und Langstahlprodukten mit Hauptsitz in Luxemburg und Aktivitäten in Südamerika.
CSA brockte thyssenkrupp hohe Abschreibungen ein
thyssenkrupp hatte auf dem amerikanischen Kontinent einst große Pläne: Der Konzern wollte in Brasilien billige Brammen produzieren, sie in den USA weiterverarbeiten und damit hohe Margen erzielen. Die Amerika-Expansion entwickelte sich aber zu einem Desaster, unter anderem fielen die Baukosten wesentlich höher aus als geplant. Von den rund 12 Milliarden Euro, die thyssenkrupp in das Werk in Brasilien und in eine inzwischen verkaufte Anlage im US-Bundesstaat Alabama investierte, musste der Konzern einen großen Teil abschreiben.
Analysten: Volatilität von Gewinn und Cashflow werden zurückgehen
Analysten äußern sich zufrieden mit diesem Schlussstrich unter das verlustreiche Engagement in Amerika. So heißt es bei der Commerzbank (Coba), der Verkaufspreis sei mit einem signifikanten Aufschlag auf den bisherigen Sum-of-the-Parts-Wert erfolgt. Sie hatten den Wert mit 0 Euro je Aktie angesetzt, der Preis von 1,5 Milliarden Euro erhöhe nun den SOTP-Wert je Aktie um 3 Euro.
Zudem unterstreichen die Analysten, dass künftig die Volatilität von Gewinn und Cashflow bei Thyssenkrupp durch die Dekonsolidierung von Steel Americas zurückgehen werde. Gleichzeitig gehe der Hebel über die Verschuldung und die Abhängigkeit vom Stahlsektor zurück. Künftig trage das verbleibende Stahlgeschäft in Europa nur noch mit 25 Prozent zum EBIT bei, das Aufzugsgeschäft dagegen mit 50 Prozent.
Thyssenkrupp wappnet sich für Konsolidierung
Der Industriekonzern thyssenkrupp sieht sich bereit für die anstehende Konsolidierung der europäischen Stahlindustrie. Der Verkauf des Stahlwerkes in Brasilien schaffe Klarheit, sei also positiv, sagte Vorstandschef Heinrich Hiesinger dem Handelsblatt. Der Konzern brauche künftig nicht mehr Stahlbrammen aus Brasilien für die Werke in Deutschland abzunehmen. "Das Produktionsnetzwerk kann also - alleine oder auch nach einer Konsolidierung - freier gestaltet werden."
Hiesinger erklärte, dass sich sein Unternehmen für den Fall wappnet, dass sich kein Partner für die Stahlsparte finden lässt. "Wir wollen nicht in eine Warteposition kommen, daher arbeiten wir an einem strategischen Konzept für eine eigenständige Entwicklung", sagte er. Angesichts der Überkapazitaten wäre eine Konsolidierung aber besser. "Dieses strukturelle Problem muss im Rahmen einer Konsolidierung gelöst werden."
Thyssenkrupp will dem Vernehmen nach bis zum Sommer einen Zusammenschluss seiner Stahlsparte mit Tata Steel Europe erreichen, so das Blatt. Hiesinger äußerte sich nicht zum Zeitplan.
FRANKFURT (Dow Jones)
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