28.06.2016 18:34:46

UPDATE/Dieselskandal kostet VW in den USA rund 15 Milliarden Dollar

   --VW zahlt bis zu 10,03 Milliarden Dollar für Rücknahmen, Umbauten und Entschädigung

   --Konzern zahlt 2,7 Milliarden Dollar in Umweltfonds ein

   --Autohersteller fördert mit 2 Milliarden Dollar Nullemissionsautos

   --VW hält bestehende Rückstellungen für ausreichend

   Von Hendrik Varnholt

   FRANKFURT (Dow Jones)--Volkswagen hat sich mit Vertretern von Kunden und Behörden in den USA auf einen 14,7 Milliarden US-Dollar teuren Vergleich im Dieselskandal geeinigt. Der deutsche Autohersteller ist der am Dienstag veröffentlichten Einigung zufolge bereit, die von dem Skandal betroffenen Besitzer von Fahrzeugen mit 2-Liter-Dieselmotor zu entschädigen und zusätzlich ihre Autos zurückzukaufen oder nachzubessern. Zudem soll Volkswagen laut dem Vergleich in ein US-weites Programm zur Förderung von Elektroautos investieren und mit einer weiteren Initiative den allgemeinen Stickoxidausstoß in den USA reduzieren.

   In der Einigung sehen die Volkswagen-Verantwortlichen keinen Grund für weitere Rückstellungen. Der Vergleich sei von den "Rückstellungen und anderen finanziellen Verbindlichkeiten" gedeckt, über die der Konzern schon früher berichtet habe, ließ sich Volkswagens Finanzvorstand Frank Witter am Dienstagnachmittag zitieren. In der Bilanz für das Jahr 2015 hatte der Autohersteller wegen des Abgasskandals insgesamt 16,2 Milliarden Euro zurückgestellt.

Keine Entschädigung für Kunden in Europa Die Einigung in den USA bringe Klarheit für "amerikanische Kunden und Händler genauso wie für die Anteilseigner", sagte Witter den Volkswagen-Angaben zufolge weiter. Der Konzern sei in der Lage, mit den Konsequenzen des Vergleichs umzugehen. Für Europa, wo Volkswagen viel mehr betroffene Dieselautos verkauft hat, plant der Autohersteller offenkundig kein ähnliches Wiedergutmachungsprogramm: Die Stickoxidgrenzwerte seien in den USA viel strenger, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

   In den USA wird Volkswagen laut dem Vergleich allein bis zu 10,03 Milliarden Dollar für die Entschädigung seiner Kunden aufwenden. Mit dem Geld soll der Autohersteller je nach Wahl der Autokäufer betroffene 2-Liter-Diesel-Fahrzeuge entweder zurückkaufen oder - sofern die Behörden dies genehmigen - umbauen. In dem Betrag sind zudem direkte Geldzahlungen an die Autobesitzer enthalten. Die Beträge zur Wiedergutmachung sollen je Kunde zwischen 5.100 und rund 10.000 Dollar liegen.

Summe kann noch etwas sinken Der Betrag von rund 10,03 Milliarden Dollar könnte sich allerdings noch leicht reduzieren: Er gilt nur, wenn alle Besitzer betroffener Fahrzeuge in den USA sich für die freiwillige Rückgabe oder den Umbau entscheiden. Ringen sich allerdings weniger als 85 Prozent der Betroffenen zur Teilnahme an dem Programm durch, muss Volkswagen zusätzliche Mittel in einen Fonds zur Reduzierung des allgemeinen Stickoxid-Ausstoßes in den USA einzahlen.

   Unabhängig davon sollen in den Umweltfonds mindestens 2,7 Milliarden Dollar fließen. Mit dem Geld wollen die US-Verantwortlichen etwa Truck-Besitzer beim Kauf eines umweltfreundlicheren neuen Lastwagens unterstützen oder alte, viel Schadstoff ausstoßende Schulbusse ersetzen.

Weitere Gelder für Nullemissionsautos Weitere 2 Milliarden Dollar muss Volkswagen laut dem Vergleich gestreckt über zehn Jahre für Initiativen zur Förderung von Nullemissionsautos ausgeben. Mit Hilfe des Geldes könnten etwa Ladesäulen für Elektroautos entstehen, heißt es in dem Einigungspapier. Auch in ein "markenneutrales" Bildungsprogramm zur Information über Elektroautos könnte das Geld den Angaben zufolge fließen.

   Über die insgesamt rund 14,7 Milliarden Dollar umfassende Einigung hinaus hat sich Volkswagen nach eigenen Angaben mit den Verantwortlichen von 44 US-Bundesstaaten sowie des Hauptstadt-Distrikts und Puerto Ricos darauf geeinigt, zusammen 603 Millionen US-Dollar zu zahlen, um "bestehende und mögliche künftige Verbraucherschutzklagen" beizulegen.

Hunderte Klagen bleiben bestehen Trotz der Einigungen drohen Volkswagen in den USA womöglich weitere Forderungen. Der Vergleich sei "auf keinen Fall das Ende von Volkswagens Verpflichtungen", schreibt der US-Anwalt Thomas L. Young. Er verweist etwa auf "Hunderte" Klagen außerhalb des Sammelverfahrens, für das der aktuelle Vergleich gilt. Zudem stünden weltweit noch Entschädigungen für die Besitzer von Volkswagen-Aktien aus, die angesichts des Dieselskandals dramatische Verluste erlitten hätten.

   Über den am Dienstag veröffentlichten Vergleich berät das zuständige Gericht in San Francisco zunächst während einer Statuskonferenz am Donnerstag. Voraussichtlich am 26. Juli wird Richter Charles Breyer seine Zustimmung zu der Einigung geben - oder diese ablehnen. Für die Zeit danach ist eine mindestens 30-tägige Frist für Einsprüche gegen den Vergleich vorgesehen.

   Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com

   DJG/hev/jhe

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   June 28, 2016 12:03 ET (16:03 GMT)

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