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06.05.2013 21:39:30

UPDATE: Mayrhuber macht bei Lufthansa den Rückzieher vom Rückzieher

   --Mayrhuber soll AR-Vorsitzender bei Lufthansa werden

   --Absage vom Morgen wird zurückgenommen

   --Investoren wollen Wahl des Managers unterstützen

   (NEU: Details, Hintergrund)

   Von Jürgen Hesse

   Die Deutsche Lufthansa hat ihren abhanden gekommenen obersten Chefkontrolleur wieder mit an Bord. Nachdem Wolfgang Mayrhuber am Morgen überraschend seinen Rückzug als designierter Aufsichtsratsvorsitzender angekündigt hatte, soll er den Job nun doch übernehmen. Lufthansa hat damit ein Problem weniger. Die Aufregung eines ganzen Tages hätte sich die Gesellschaft aber sparen können.

   Auslöser der zwischenzeitlichen Turbulenzen war die Empfehlung des einflussreichen Aktionärsberaters ISS. Dieser soll Investoren dazu geraten haben, auf der anstehenden Hauptversammlung gegen eine Ernennung Mayrhubers zu stimmen. Lufthansa hatte ISS nicht dezidiert genannt, sondern lediglich über Kritik aus Aktionärskreisen berichtet. Am Abend kam dann aber die Kehrtwende: Lufthansa nannte die Abstimmungsempfehlungen als nicht für das deutsche dualistische System passend.

   Wichtiger als formale Gründe war aber wohl eine andere Entwicklung: Wichtige Investoren signalisierten, entgegen der mutmaßlichen ISS-Empfehlung für Mayrhuber stimmen zu wollen. Damit hat der designierte Chefkontrolleur nun doch alle Chancen, auf diesen Posten gewählt zu werden. Der ehemalige Lufthansa-Chef, der die Airline bis Ende 2010 führte, stellt sich deshalb am Dienstag nun doch zur Wahl.

   Lufthansa und Mayrhuber haben sich mit dem Hickhack allerdings keinen Gefallen getan. Ohnehin wird der ehemalige Chef der Airline von einigen Anlegern heftig kritisiert. Anteilseigner werfen ihm viele Fehlentscheidungen vor. Er soll die aufkommende Konkurrenz der Golf-Airlines unterschätzt, die Investitionen in neue Produkte vernachlässigt und zu viele marode Fluggesellschaften gekauft haben. Vor allem die britische Fluggesellschaft BMI und die österreichische Austrian Airlines hätten viel Geld verschlungen. Kritiker befürchteten, dass Mayrhuber als Aufsichtsratsvorsitzender diese Entscheidungen nachträglich rechtfertigen und kleinreden könnte.

   Zu dieser Kritik kommt nun die verfehlte Kommunikationspolitik. "Ein solches Hin und Her innerhalb eines Tages ist schlechterdings ohne Beispiel unter DAX-Unternehmen", sagte Unternehmensberater Heinrich Großbongardt. "Mit einem solchen Zickzack macht sich das Unternehmen lächerlich". Die bestehende Kritik an Mayrhuber werde durch seinen Rückzug vom Rückzug nicht leiser.

   Lediglich ein Problem für die Airline ist nun gelöst: Die fieberhafte Suche nach einem Ersatzkandidaten kann Lufthansa beenden. Denn einen Kandidaten für den Aufsichtsratsvorsitz brauchte der Konzern, eine Hauptversammlung ohne einen solchen ist schlicht nicht vorstellbar. In der Not hatten Beobachter erwartet, dass der amtierende Chefkontrolleur Jürgen Weber in die Verlängerung geht. Dies ist nun nicht mehr erforderlich.

   Deutschlands größte Fluggesellschaft kämpft derzeit mit starkem Gegenwind. Lufthansa muss massiv Kosten senken, um den operativen Gewinn bis zum Jahr 2015 wie geplant um 1,5 Milliarden Euro zu steigern. Im ersten Quartal 2013 stand operativ noch ein Verlust von 359 Millionen Euro zu Buche. Den Löwenanteil zum Erfolg sollen die Beschäftigten bringen. Zündstoff, der für neuen Streit sorgen dürfte. Dabei stürzt die Lufthansa seit Monaten von einem Tarifkonflikt in den nächsten. Derzeit verhandelt sie noch mit den Piloten über einen neuen Tarifvertrag, die Gespräche dauern bereits mehr als ein Jahr. Vor wenigen Tagen ist den Piloten der Geduldsfaden gerissen: Sie fordern bis Mitte Mai ultimativ ein neues Angebot. Sollte das nicht kommen, drohen mitten in der Hauptreisezeit im Sommer weitere Streiks

   Bei all den Problemen braucht Lufthansa-Chef Christoph Franz Unterstützung von seinem Aufsichtsratschef. Franz genießt im Gegensatz zu Mayrhuber das Vertrauen vieler Investoren. Er sei als Sanierer richtig positioniert, sagte Ingo Speich, Portfoliomanager der Fondsgesellschaft Union Investment. Aber: "Franz braucht für seine Vorhaben Rückendeckung und Unterstützung vom Aufsichtsrat und einen starken Vorsitzenden mit großer Reputation." Diese Anforderungen kann Mayrhuber nach Einschätzung der Fondsgesellschaft nicht erfüllen. "Er wäre sicherlich befangen, wenn er künftig über die Folgen seiner damaligen Entscheidungen urteilen müsste", sagte Speich, noch bevor Mayrhuber dann doch wieder antrat.

   Spannend wird nun die Hauptversammlung am Dienstag werden. Nach der angekündigten Unterstützung Mayrhubers durch wichtige Investoren dürfte seine Wahl zwar durchgehen. Aber ein glanzvolles Abstimmungsergebnis, mit dem die Aktionäre Mayrhuber in Zeiten der Krise kraftvoll den Rücken stärken, sieht wohl anders aus.

   Mitarbeit: Kirsten Bienk

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   May 06, 2013 15:09 ET (19:09 GMT)

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