UPDATE/Private Haushalte stützen Kreditnachfrage im Euroraum

   --EZB-Umfrage zeigt: Unternehmenskreditenachfrage vergleichsweise schwach

   --EZB sieht positive Auswirkungen ihrer Anleihekäufe

   --Banken rechen mit steigender Kreditnachfrage und lockereren Kreditstandards

   (NEU: Details aus der Quartalsumfrage der EZB, Reaktionen von Bankvolkswirten)

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT (Dow Jones)--Die Nachfrage nach Krediten im Euroraum ist nach Aussage der Europäischen Zentralbank im dritten Quartal weiter gestiegen. Wie aus der aktuellen Quartalsumfrage zur Kreditvergabe hervorgeht, ist dabei die konjunkturell bedeutsame Nachfrage nach Investitionskrediten eher schwach ausgeprägt. Wegen des starken Wettbewerbs in diesen Marktsegment lockerten die Banken ihren Kreditkonditionen weiter.

   Gestützt wurde das Kreditgeschäft vor allem von den privaten Haushalten, die Konsumenten- und Hypothekenkredite nachfragten. Bei letzteren reagierten die Banken bereits mit schärferen Kreditstandards.

   Die EZB meldete für Unternehmenskredite insgesamt einen positiven Nachfragesaldo von 16 (Vorquartal: 15) Punkten. Ein positiver Nachfragesaldo ergibt sich, wenn der Prozentsatz der Banken mit höherer Nachfrage größer ist als der Prozentsatz der Banken mit niedrigerer. Allerdings spielten Investitionspläne dabei mit einem positiven Saldo von 11 (11) Punkten eine eher untergeordnete Rolle. Ein deutlich stärkeres Motiv für höhere Kreditnachfrage waren laut EZB das niedrige Zinsniveau mit 19 (21) Saldenpunkten.

   "Diese Daten deuten darauf hin, dass wir für die nächsten Monate nicht mit einem starken Anstieg der Unternehmenskreditvergabe rechnen können", urteilte ING-Analyst Teunis Brosens. Im August waren die Kredite an nicht-finanzielle Unternehmen mit einer Jahresrate von 0,4 Prozent gestiegen.

   Vor dem Hintergrund der schwachen Nachfrage kamen die Banken den Unternehmen bei den Kreditbedingungen erneut entgegen. Laut EZB lockerten die Banken ihre Kreditstandards im dritten Quartal um 4 Prozentpunkte, nachdem der Lockerungssaldo im zweiten Quartal bei 3 Punkten gelegen hatte und im ersten bei 10.

   In der vorigen Umfrage hatten die Banken für das dritte Quartal unveränderte Standards prognostiziert. Als wichtigsten Grund für die weniger strengen Standards nannten die Banken den starken Wettbewerb. Für das vierte Quartal wird eine weitere Lockerung erwartet.

   Ein "Lockerungssaldo" ergibt sich, wenn der Prozentsatz der Banken mit weniger strengen Kreditkonditionen höher ist als der Prozentsatz der Banken mit strengeren. Kreditstandards umfassen unter anderem Zinsen, Anforderungen an Sicherheiten, Kreditlaufzeiten und Tilgungsraten.

   Auch die milliardenschweren Anleiheankäufe der EZB beeinflussten Kreditbedingungen und -vergabe positiv. So gaben die Banken überwiegend (10 Saldenpunkte) an, dass das QE-Programm der EZB in den vergangenen sechs Monaten zu einem Anstieg der Vermögenswerte, also Kredite, geführt habe. Für die nächsten sechs Monate erwarten noch mehr Institute (15 Punkte) eine solche Entwicklung.

   Von der Deutschen Bundesbank kam allerdings eine negative Einschätzung des QE-Programms. "Die zusätzliche Liquidität, die unter anderem für die Kreditvergabe genutzt wurde, kam laut Umfrage fast ausschließlich von gestiegenen Kundeneinlagen und kaum vom Verkauf marktfähiger Aktiva durch die Banken selbst", heißt es in ihrem Bericht zu Deutschland.

   Bei den befragten deutschen Banken übe das Programm Druck auf die Nettozinsmargen aus und belaste dadurch ihre Ertragslage deutlich. "Auf ihre Kreditvergabepolitik hatte das Programm aber keine nennenswerten Auswirkungen."

   Die EZB kauft seit März monatlich Anleihen für 60 Milliarden Euro und erwägt wegen der niedrigen Inflationsrate (September: minus 0,1 Prozent) das Programm auszuweiten. Kritiker wenden ein, dass die Wirksamkeit der Ankäufe in Bezug auf die Inflation nicht nachweisbar sei.

   Die Nachfrage nach Konsumentenkrediten nahm im dritten Quartal deutlich weniger stark - 19 nach 41 Saldenpunkten - zu. Die Banken meldeten eine "Nettolockerung" der Kreditstandards um 3 (4) Punkte. Bei den Hypothekenkrediten ergab sich eine um 33 (49) Punkte höhere Nachfrage, der eine Verschärfung der Kreditstandards um 5 Punkte gegenüber stand. Im zweiten Quartal hatte sich noch ein Lockerungssaldo von 9 ergeben.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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