27.06.2013 20:26:30
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UPDATE: SGL Carbon senkt Jahresprognose erneut
-- Erhoffte Erholung bleibt aus
-- Preisdruck und Wettbewerb außergewöhnlich stark gestiegen
-- Vorstand berät Gegenmaßnahmen
(NEU: Details, Hintergrund)
Von Barbara Millner
Kein Silberstreif am Horizont. Bei der SGL Carbon laufen die Geschäfte derart schlecht, dass sie 2013 nur noch maximal 120 Millionen Euro Gewinn einfahren wird. Das wäre nur noch die Hälfte des Vorjahresgewinns von 240 Millionen Euro vor Wertberichtigungen. Das Ergebnis könnte aber auch um 60 Prozent sinken.
Bereits im April hatte der MDAX-Konzern die Märkte mit einer Gewinnwarnung geschockt und einen Ergebnisrückgang um bis zu 25 Prozent nach zuvor nur 10 bis 15 Prozent in Aussicht gestellt. Der Vorstand will dem Abwärtstrend nun mit "geeigneten Gegenmaßnahmen und potentiellen Restrukturierungsprojekten" gegensteuern.
Preisdruck und Wettbewerb hätten sich mit einer Dynamik verschärft, die "völlig überrascht" habe, sagte ein Unternehmenssprecher. Der Konkurrenzdruck aus Asien habe sich auch durch die Abwertung des japanischen Yen signifikant erhöht. Die erhoffte Erholung im Geschäft mit Graphitelektroden sowie mit Graphitspezialitäten werde somit ausbleiben, begründete die Gesellschaft die zweite Gewinnwarnung in nur gut zwei Monaten.
Der Graphit- und Carbonspezialist kämpft schon seit einiger Zeit mit Geschäftsproblemen. Wegen verzögerter Lieferverträge mit dem Flugzeugbauer Boeing und Verschiebungen bei Windenergieprojekten musste der Konzern zuletzt hohe Abschreibungen vornehmen. SGL produziert den Leichtbauwerkstoff Carbon für Rotorblätter und für Flugzeuge von Boeing. Wegen der Probleme beim Prestigeflieger Dreamliner hatte der US-Konzern die Produktion bei einer Modellvariante reduziert.
Gekippt wurde nun auch das für 2013 gesetzte Ziel eines positiven Free Cashflows. Dank strikter Ausgabenbegrenzungen werde der Free Cashflow aber wesentlich geringer sinken als das EBITDA, stellte SGL in Aussicht.
Die reduzierten Ergebniserwartungen ziehen einen nicht zahlungswirksame Steueraufwand nach sich. Er dürfte im mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen. Wesentlichen Anteil werde dabei ein Steueraufwand als Folge der Auflösung aktivierter latenter Steuern auf Verlustvorträge haben.
Die SGL Carbon SE stellt nun ihre Vermögenswerte auf den Prüfstand. Für das Geschäftsfeld Carbon Fibers & Composites (CFC) wurde bereits ein Wertminderungsbedarf im zweiten Quartal 2013 von maximal 150 Millionen Euro ausgemacht. Der Bereich produziert Hochleistungsprodukte aus Carbonfasern sowie Glas- und Aramidfasern. Sie kommen vor allem in der Wind- und Automobilindustrie, der Luft- und Raumfahrt sowie im Sportbereich zum Einsatz.
Einen Lichtblick bietet die Aktivitäten im Automobilbereich. Sie entwickelten sich planmäßig, hieß es. Hier sehen die Wiesbadener große Chancen.
BMW setzt bereits stärker auf den Leichtbauwerkstoff. Im Herbst soll das Elektro-Auto i3 auf den Markt kommen - das erste Auto, dessen Fahrgastzellen aus Carbonfasern bestehen. BMW hat sich zudem an dem Graphitspezialisten SGL beteiligt - ebenso wie Wettbewerber Volkswagen.
Ob zu den "geeigneten Gegenmaßnahmen" auch der Abbau von Stellen zähle, konnte der Sprecher nicht sagen. Dafür sei es noch zu früh. Näheres dazu wird möglicherweise am 8. August zu erfahren sein. Dann will SGL den Halbjahresbericht und weitere Informationen zum Ausblick veröffentlichen.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
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June 27, 2013 13:55 ET (17:55 GMT)
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