19.04.2015 18:10:45
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UPDATE/Volkswagen-Chef Winterkorn sagt Reise nach Schanghai ab
--Volkswagen begründet Absage Winterkorns mit grippalem Infekt
--China-Vorstand Heizmann bekräftigt Wachstumsziele
--Volkswagen stellt Hybrid-Limousine für chinesischen Markt vor
(Neu: Inhalte der Abendveranstaltung in Schanghai, weitere Einzelheiten)
Von Hendrik Varnholt
SCHANGHAI (Dow Jones)--Volkswagen-Vorstandschef Martin Winterkorn hat den ersten öffentlichen Termin nach seinem Sieg im Machtkampf um die eigene Zukunft überraschend abgesagt: Der Chef des weltweit zweitgrößten Automobilherstellers verzichtete am Sonntag auf eine Reise zur Automesse in Schanghai. Winterkorn habe sich wegen eines grippalen Infekts entschieden, in Deutschland zu bleiben, sagte ein Volkswagen-Sprecher. Statt des Konzernchefs bekräftigte Volkswagens China-Vorstand Jochem Heizmann am Abend vor dem Messebeginn die Ziele des Autoherstellers im bevölkerungsreichsten Land der Welt.
Anders als Konkurrenten halte Volkswagen an den eigenen Plänen für China fest, sagte Heizmann vor mehreren Hundert Journalisten und Branchenvertretern. Wenngleich sich das Wachstum in China "normalisiere", werde Volkswagen zwischen 2015 und 2019 wie vorgesehen mehr als 22 Milliarden Euro in dem Land investieren. In den ersten drei Monaten dieses Jahres hatte Volkswagen im Massengeschäft einen Dämpfer erlitten: Die Auslieferungen der PKW-Marke VW schrumpften im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,6 Prozent.
China ist für Volkswagen aber nach wie vor extrem wichtig: Der Autokonzern, zu dem auch Marken wie Audi, Skoda und Porsche gehören, lieferte im ersten Quartal mehr als jedes dritte Fahrzeug an einen Kunden in dem Land. Noch im Jahr 2009 hatte der konzernweite China-Anteil nach einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young bei nur rund 22 Prozent gelegen. Allein im vergangenen Jahr steigerte der VW-Konzern die Auslieferungen in China um 12,4 Prozent.
Die Wachstumsdelle zu Beginn dieses Jahres ist teils technisch begründet: Volkswagen rüstet Fabriken in China derzeit auf die Produktion neuer Modelle um. Allerdings verfehlt das Unternehmen auch den Geschmack einiger Kunden. Nach Volkswagens eigenen Angaben wächst in China derzeit die Nachfrage nach vergleichsweise kleinen SUV-Modellen. In dem Segment fehlt dem Unternehmen ein Angebot.
In der Zukunft könnten Volkswagen und anderen Autoherstellern schärfere Umweltschutzregeln der chinesischen Regierung zusätzlichen Druck bereiten. Schon heute sind die Kosten für eine Fahrzeugzulassung in manchen Gebieten Chinas vom Schadstoffausstoß abhängig. Volkswagen wolle die Lebensqualität der Menschen in dem Land verbessern, sagte Heizmann am Sonntag. Der Konzern stellt bei der am Montag mit einem Pressetag beginnenden Automesse in Schanghai etwa die Studie einer hybridangetriebenen Premium-Limousine für den chinesischen Markt vor. Das C Coupé GTE genannte Modell soll eine Strecke von 50 Kilometer allein mit Energie aus der Batterie zurücklegen können - und damit die Umweltschutzanforderungen in einigen chinesischen Städten erfüllen.
Die Abendveranstaltung vor der Schanghaier Messe verfolgten Branchenbeobachter auch angesichts des erst am Freitag entschiedenen Machtkampfs zwischen Volkswagen-Chef Winterkorn und dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Autokonzerns, Ferdinand Piëch, mit besonderer Aufmerksamkeit. Die Konzernverantwortlichen vermieden das Thema aber. Etwa Audi-Chef und Volkswagen-Vorstandsmitglied Rupert Stadler sowie Audi-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg lehnten jeden Kommentar dazu ab.
Volkswagen-Aufsichtsratschef Piëch war am Freitag vor einer Woche öffentlich von Winterkorn abgerückt. "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn", sagte er und löste damit Spekulationen über einen schnellen Abgang des Konzernchefs aus. Im Aufsichtsratspräsidium, das sich am Donnerstag zu einer Sondersitzung traf, setzten sich aber die Unterstützer Winterkorns durch. Das Gremium ließ daraufhin mitteilen, der Konzernchef sei "der bestmögliche Vorsitzende des Vorstands". Winterkorn habe "die uneingeschränkte Unterstützung" des Aufsichtsratspräsidiums. Das Gremium stellte sogar den Vorschlag zu einer Verlängerung von Winterkorns Vertrag bis über das Jahr 2016 hinaus in Aussicht.
Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com
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April 19, 2015 11:40 ET (15:40 GMT)
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