02.07.2008 10:03:00

US-Automobilmarkt bricht im Juni erneut ein

   FRANKFURT (Dow Jones)--Angesichts der hohen Benzinpreise haben die großen Automobilhersteller im Juni einen deutlichen Einbruch ihrer US-Absatzzahlen hinnehmen müssen. Während die US-Konzerne Ford und Chrysler rund ein Drittel weniger absetzten, schlugen sich die deutschen Hersteller vergleichsweise gut.

   Im gesamten US-Markt ging die Zahl der verkauften Fahrzeuge im Juni um 18% auf knapp 1,2 Mio Einheiten zurück, während die Mehrzahl der deutschen Produzenten ihren Absatz stabil hielt oder ihn sogar ausbaute. Porsche spürte dagegen die Nachfrageverschiebung hin zu sparsameren Fahrzeugen am heftigsten, und auch BMW litt unter einem Einbruch bei der Kernmarke.

   Die Gründe für den Rückgang der Nachfrage sind keine Unbekannten. Die Folgen der Hypothekenkrise und die hohen Benzinpreise sorgen weiterhin für Zurückhaltung unter den Verbrauchern. Am meisten davon betroffen waren im Juni wieder mal die drei großen US-Hersteller General Motors Corp (GM), Ford Motor Co und Chrysler LLC mit ihren großen und benzinschluckenden Geländewagen und Pickups. Allerdings erlitt auch Toyota bei der Jagd auf die Marktführerschaft einen Rückschlag.

   Der US-Konzern GM blieb im Juni mit 265.937 verkauften Fahrzeugen Marktführer, Eine Vertriebsoffensive hatte den Abwärtstrend verlangsamt, der Absatzrückgang fiel mit 18,5% nicht so hoch aus wie von Beobachtern befürchtet. Wettbewerber Ford hatte jedoch einen Einbruch der Absatzzahlen um 28% auf 174.091 Fahrzeuge zu verzeichnen. Der dritte US-Hersteller, die ehemalige Daimler-Tochter Chrysler, verkaufte 117.457 Fahrzeuge, ein Minus von 36%. Chryslers Marktanteil lag damit erstmals unter 10%.

   Wieder war der Rückgang der Nachfrage nach Pickups und Geländewagen für den Großteil des Absatzverlustes der US-Hersteller verantwortlich. Der Marktanteil von GM, Ford und Chrysler lag insgesamt unter 50%.

   Aber auch der erfolgsverwöhnte japanische Hersteller Toyota mussten im Juni einen Rückgang um 21% auf 193.234 Wagen hinnehmen. Hier waren wie bei den US-Wettbewerbern schwächere Verkäufe von leichten Nutzfahrzeugen wie Pickups (-42%) und Geländewagen (-39%) Hauptverursacher. Pkw verkauften sich 9,4% schlechter. Honda steigerte dagegen als einziger der großen Hersteller ihren Absatz um 1,1% auf 142.539 Fahrzeuge. Damit war das Unternehmen so erfolgreich wie noch nie in einem Juni in den USA.

   Die deutschen Hersteller waren nicht ganz so stark vom Rückgang des US-Marktes betroffen, konnten die Schwächen der US-Marktführer aber auch nicht signifikant nutzen. Die Volkswagen AG meldete für ihr US-Geschäft im Juni einen Absatz von 23.208 Fahrzeugen, ein kleines Plus von 0,3%. Für den Anstieg waren hauptsächlich die Modelle "New Beetle", "Eos" und die Kombiversion des "Passat" verantwortlich.

   Die VW-Tochter Audi AG weitete die Zahl ihrer verkauften Fahrzeuge um 5,3% auf 8.203 Wagen aus, wobei vor allem der "A4" um mehr als ein Drittel zulegte. Porsche hatte dagegen mit ihrer Palette teurer, leistungsstarker Fahrzeuge gegen den konjunkturellen Gegenwind zu kämpfen. Die Nordamerika-Division meldete für Juni nur 2.810 verkaufte Wagen, ein Minus von 19%, das fast vollständig auf den Rückgang bei der auslaufenden Baureihe 911 zurückging.

   Die Daimler AG verzeichnete im Juni eine Stagnation ihrer Kernmarke Mercedes-Benz, von der mit 19.576 Fahrzeugen 0,1% weniger abgesetzt wurde. Der Zuwachs beim Konzern-Absatz um 12,9% auf 22.121 Fahrzeuge wurde vom Kleinwagen "smart" geschultert, der nach seiner Markteinführung im Januar im Juni 2.545 Käufer fand.

   Die Münchner BMW AG war volumenbezogen am stärksten von den Schwierigkeiten des US-Automarkts betroffen. Ihr Absatz ging um 11% auf 26.155 Fahrzeuge zurück. Dabei konnte der Einbruch von 17% auf 20.944 Wagen der Marke "BMW" nur zum Teil durch die um 24,8% auf die Zahl von 5.211 gestiegenen Verkäufe des "Mini" aufgefangen werden.

   Der Trend zu sinkenden US-Absatzzahlen hält somit an. Dabei spielt auch die Verschiebung der Nachfrage hin zu leichteren, spritsparenden Fahrzeugen eine Rolle. Die großen US-Hersteller haben diese Tendenz wohl zu spät erkannt. So liegt die jährliche Produktionskapazität von GM für den Kleinwagen Chevy Cobalt bei lediglich 250.000 Stück, während Honda 400.000 Einheiten des um die Käufergunst konkurrierenden Civic herstellen kann.

   Bei Hybridfahrzeugen kommen die Produzenten momentan der Nachfrage schon nicht mehr hinterher: Wegen Problemen bei der Versorgung mit Batterien hat Toyota derzeit einen Produktionsvorlauf von einem Tag beim "Prius". Händler klagen bereits über fehlende Wagen in den Autohäusern.

Webseiten: http://www.audi.de http://www.bmwgroup.com http://www.chrysler.com http://www.ford.com http://www.gm.com http://www.honda.com http://www.porsche.com http://www.toyota.com http://www.volkswagenag.com

-Von Martin Rapp, Dow Jones Newswires; +49 (0) 69 29725 104; unternehmen.de@dowjones.com DJG/mmr/jhe (END) Dow Jones Newswires

   July 02, 2008 04:00 ET (08:00 GMT)

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