12.07.2014 18:05:30

US-Spionage: Merkel will "beharrlich" mit Amerika reden

   Von Stefan Lange

   BERLIN--Kanzlerin Angela Merkel hält trotz der US-Spionage in Deutschland an der bisherigen Kooperation mit den Amerikanern fest. "Wir wollen diese partnerschaftliche Zusammenarbeit", bekräftigte die CDU-Vorsitzende am Samstag im Sommerinterview des ZDF, das am Sonntagabend ausgestrahlt werden soll. Merkel räumte aber ein, dass es in bestimmten Bereichen andere Vorstellungen gebe, "und dazu gehört, dass man sich nicht gegenseitig ausspioniert in den Diensten". Über diese unterschiedlichen Auffassungen müsse man jetzt mit den USA sprechen. Es gebe keine Vertrauensbasis, "wenn man nicht weiß, wer für wen arbeitet".

   Es werde aber "nicht ganz einfach, die Amerikaner zu überzeugen", räumte Merkel ein. "Deshalb müssen wir sehr, sehr ruhig und beharrlich sprechen." Ob sich etwas ändere, "das kann ich nicht voraussagen", erklärte Merkel. Sie hoffe es aber.

   Merkel wies Meldungen zurück, es habe aufgrund der jüngsten Vorfälle Anweisungen aus dem Kanzleramt an die deutschen Dienste gegeben, die Arbeit mit den Amerikanern auf das Notwendigste zu beschränken. "Das war eine Falschmeldung", sagte die Kanzlerin.

   Auswirkungen auf die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU sah Merkel nicht. Ein Freihandelsabkommen sei "absolut in unserem Interesse." Es wäre jetzt "ganz falsch", mit den Verhandlungen aufzuhören. Deutschland profitiere davon "genauso viel wie die Amerikaner, wenn nicht sogar etwas mehr."

   Nach der Ausweisung des obersten US-Geheimdienstvertreters aus Deutschland als Reaktion auf einen neuerlichen Spionagefall der Amerikaner in Deutschland hat sich die Stimmung zwischen den beiden Ländern merklich abgekühlt.

   Während Vertreter der Bundesregierung wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière von einer "angemessenen Reaktion" sprachen, nannte der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, die deutsche Reaktion "überzogen". "Jegliche Differenzen, die wir haben, werden am besten über die etablierten privaten Kanäle gelöst, nicht über die Medien", sagte Earnest am späten Freitagabend.

   Kontakt zum Autor: stefan.lange@wsj.com

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   July 12, 2014 08:48 ET (12:48 GMT)

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