05.11.2024 13:58:00
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US-Wahl - IHS-Chef: Handelspolitische Richtungswahl für Europa
Bei einem von Trump angezettelten "Handelskrieg" rechnet der Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS) mit einem stärkeren Rückgang der Wirtschaftsleistung in Europa als in den USA, weil China für viele europäische Unternehmen ein enorm wichtiger Exportmarkt und Produktionsort sei. Beispielsweise sei die deutsche Industrie stark von China abhängig und Deutschland wiederum der wichtigste Exportmarkt für österreichische Unternehmen.
Egal wie die US-Wahl am Dienstag ausgehen wird, muss die Europäische Union (EU) nach Ansicht von Bonin ihre Hausaufgaben machen. Die EU müsse "sehr schnell und glaubwürdig in die Verteidigung investieren", um sich von den USA unabhängiger zu machen. Die europäischen Unternehmen müssten ihr China-Klumpenrisiko reduzieren und sich andere Produktionspartner in Asien suchen, beispielsweise in Vietnam. Außerdem müsse die EU versuchen, die weltweite multilaterale Handelsordnung zu stabilisieren. "Ein Zusammenbruch" der Welthandelsorganisation (WTO) sei ein "viel größeres Risiko" für Europa als für die USA oder China.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und das IfW Kiel haben kürzlich in einer Szenarienanalyse die künftige Handelspolitik der USA unter die Lupe genommen. "Nach den Wahlen in den USA sollte die EU vorrangig den multilateralen Handel und die globale Zusammenarbeit verteidigen. Beides ist gegenüber den bilateralen Beziehungen mit den Vereinigten Staaten entscheidender für ihren Wohlstand", so Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr und seine Ko-Autoren Julian Hinz und Rolf J. Langhammer vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel). "Denn die Kosten eines Zusammenbruchs des multilateralen Systems könnten um ein Vielfaches höher sein als die Folgen höherer Zölle", so die Studienautoren.
"Im Falle eines Sieges von Trump würde das internationale Handelssystem mit hoher Wahrscheinlichkeit noch chaotischer werden, als es das derzeit ist", schreibt das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) in einer aktuellen Analyse unter Verweis auf den US-Ökonomen Richard Baldwin. Aber auch mit einer Präsidentin Kamala Harris stünde die EU vor erheblichen Herausforderungen, wie dem Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie dem Erhalt und der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Wirtschaft gegenüber China und den USA.
Die heimische Industriellenvereinigung (IV) fordert von der EU nach den US-Wahlen "eine klare Strategie zur Lösung bestehender Handelskonflikte", insbesondere im Bereich Stahl sowie im Zusammenhang mit dem milliardenschweren US-Förderungspaket, dem "Inflation Reduction Act". Außerdem tritt die IV für ein transatlantisches Freihandels- wie auch Investitionsabkommen ein.
cri/phs/cs
WEB https://www.wifo.ac.at/

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