Trotz Kursrally |
02.01.2021 23:02:00
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Verfrühte Euphorie? Experten weiter skeptisch gegenüber der Disney-Aktie
• Freizeitsparte leidet deutlich unter Beschränkungen
• Disney muss Kampfstrategie entwickeln
Disney setzt in Krise auf Streamingdienst Disney+
Der US-amerikanische Unterhaltungskonzern Disney gilt als einer der Verlierer der Corona-Krise. Zwar konnte das Unternehmen, das die Rechte an Franchises wie Micky Maus, Marvel und Stars Wars hält, für seinen 2019 in den USA und im März dieses Jahres auch in Deutschland gestarteten Streamingdienst Disney+ aufgrund der coronabedingten "Stay-at-Home"-Mentalität zahlreiche neue Abonnements verzeichnen, andere Geschäftsbereiche blieben aber auf der Strecke. Doch der Konzern reagierte: Nachdem Kinos im Zuge der Pandemie ihre Pforten schließen mussten, brachte Disney die von Fans gespannt erwartete Realverfilmung des Zeichentrickklassikers "Mulan" gegen eine zusätzliche Gebühr stattdessen auf sein Streamingportal. Konkurrent Warner Bros. geht hier sogar noch einen Schritt weiter und gab Anfang Dezember bekannt, alle für 2021 geplanten Filme über seinen Streamingdienst HBO Max zu veröffentlichen - ein Angriff auf Disneys Filmgeschäft.
Disney reagiert mit Kündigungswelle auf geschädigte Freizeitsparte
Noch stärker litt der Medienkonzern aber unter Beschränkungen, in Folge derer die zahlreichen Freizeitparks wie Disneyland oder Walt Disney World schließen mussten, immerhin macht Disney mit der Parkbranche mehr als ein Viertel seines Umsatzes, wie "CNBC" berichtet. Auch Disneys Kreuzfahrtsparte verzeichnete erhebliche Gewinneinbußen. Erst Ende November wurde bekannt, dass der Konzern daher in der erstens Hälfte des Geschäftsjahres 2021 etwa 32.000 Mitarbeiter kündigen wird.
Zwar nahmen Anleger die bevorstehende Kündigungswelle nicht gut auf und schickten die Disney-Aktie am 27. November bis zum Handelsende um 1,31 Prozent nach unten auf 147,13 US-Dollar, seither konnte das Papier aber wieder deutlich zulegen. So markierte die Disney-Aktie am 28. Dezember bei 179,92 US-Dollar sogar ein neues Allzeithoch. Geht es für den Unterhaltungsriesen nun etwa doch aufwärts?
Zukunft für Parks ungewiss
Laut Gina Sanchez, CEO der Anlageberatung Chantico Global und leitende Marktstrategin bei Lido Advisors, werde sich nun erst zeigen, welchen Weg das Unternehmen in Zukunft einschlagen wird. So müsse Disney Anleger transparent über die bevorstehenden Herausforderungen aufklären und Strategien entwickeln. "Das Management muss sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass wir trotz der fantastischen Disney+-Abonnentenzahl - 73 Millionen, sehr beeindruckend - immer noch einen Plan brauchen, wie sie sich aus diesem großen Loch, in dem sie sich befinden, herausholen können", so Sanchez gegenüber "CNBC"-Reporterin Seema Mody. "Sie haben bei den Einnahmen der Parks 62 Prozent und bei den Einnahmen der Studios 51 Prozent verloren." So erklärte sie in der Sendung "Trading Nation", dass sich Disneys Parkgeschäft nur langsam erholen könnte, auch wenn ein Impfstoff bald verfügbar sein sollte. "Die Verteilung des Impfstoffs wird nicht vor etwa Mitte des Jahres erwartet. Bedeutet das, dass die Parks in den Sommermonaten wieder ihre volle Kapazität erreichen können? Das sind die Fragen, die es zu beantworten gilt", so Sanchez.
Streaminggeschäft gleicht andere Schwächen aus
Laut Blue Line Capital-Gründer Bill Baruch habe Disneys Streaminggeschäft das Unternehmen in der Krise gerettet - und dabei deutliche Schwächen in anderen Bereichen ausgeglichen. Dennoch erklärt er sich die aktuellen Kursanstiege mit einer generellen Impfstoff-Euphorie an den Märkten, durch die in den letzten Wochen - in der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität - auch Anteilsscheine von anderen Unternehmen, die besonders unter der Krise litten, einen Aufschwung erlebt hatten. "Das Streaming-Geschäft hat schon vor der Pandemie und auch während der Pandemie schwere Arbeit geleistet", erklärt Baruch Mody gegenüber. "Aber täuschen Sie sich nicht, hier handelt es sich offensichtlich um ein Wiedereröffnungsszenario. Ich meine, schauen Sie sich an, wie sich die Aktie am 9. [November] bewegte. Sie stieg über das Pandemie-Hoch vom September hinaus." Sollte sich dennoch bald wieder eine Normalität einstellen, könnten die jüngsten Kurssprünge aber tatsächlich die ersten Bewegungen einer Erholungsphase darstellen, so Baruch.
Redaktion finanzen.at
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