7,5 Milliarden Euro 19.06.2013 10:44:36

Vodafone erhöht Kabel-Offerte und liegt gleichauf mit Liberty

Nachdem die Amerikaner Kabel Deutschland einen "vorläufigen Vorschlag" unterbreitet haben, soll Vodafone sein Angebot nun auf etwa 7,5 Milliarden Euro erhöht haben, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstagabend unter Berufung auf eingeweihte Personen berichtet. Demnach hätte das britische Unternehmen seine Offerte von 80 bis 82 Euro auf knapp 85 Euro je Aktie aufgestockt. Vodafone würde mit seinem erhöhten Angebot mit dem US-Konzern gleichziehen: Laut der "Financial Times" bieten die Amerikaner ebenfalls 85 Euro.

     An der Börse setzte die im MDAX notierte Aktie von Kabel Deutschland ihren Anstieg fort. Am Morgen kletterte das Papier um 0,81 Prozent auf 86,20 Euro. Seit dem Wiederaufflammen der Übernahmespekulationen Mitte der vergangenen Woche haben Kabel-Aktien nunmehr um etwas mehr als 15 Prozent zugelegt.

VODAFONE STREBT DEN GROSSEN WURF AN

    Sowohl für den von John Malone geführten amerikanischen Kabelnetzbetreiber Liberty Global als auch für Vodafone ist der Griff nach Kabel Deutschland nicht der erste. Beide sind bereits gescheitert, für beide wäre Kabel aber eine Perle in der Krone. Vodafone ist in Deutschland bereits zweitgrößter Mobilfunker und stößt bei seinem Angebot des Festnetz-Internets aber an Grenzen. Daher rief Vodafone-Chef Vittorio Colao das Ziel aus, Kunden europaweit kombinierte Telekommunikations-, Internet- und Fernsehdienste anzubieten - zusammen mit Partnern oder im Alleingang.

    Vor kurzem haben die Briten mit der Deutschen Telekom (Deutsche Telekom) eine Partnerschaft für schnelles Festnetz-Internet geschlossen. Vodafone will das Hochgeschwindigkeitsnetz des Bonner Konkurrenten nutzen. Mit Kabel Deutschland würde den Briten beim Festnetz-Internet der große Wurf gelingen, mit einem Schlag würden sie zum größten Konkurrenten der Telekom aufsteigen.

    Kabel-Aktien befinden sich im Streubesitz, was eine Übernahme kompliziert macht. Größter Aktionär ist der Finanzinvestor Blackrock mit rund zehn Prozent. Kabel Deutschland ist der größte deutsche Kabelnetzbetreiber mit rund 8,5 Millionen Kundenhaushalten. Der Umsatz erreichte im vergangenen Geschäftsjahr 1,7 Milliarden Euro.

TIEFE RIVALITÄT ZWISCHEN MALONE UND MURDOCH

    Malone kämpft zwar gegen Vodafone um Kabel Deutschland, sein eigentliches Ziel heißt aber Rupert Murdoch: Die beiden waren vor Jahren Geschäftspartner und haben eine tiefe Rivalität entwickelt. In Deutschland stehen sie sich als Konkurrenten im Fernsehmarkt gegenüber. Murdoch versucht seit Jahren mit Sky Deutschland hierzulande zu schaffen, was in England bereits gelang: Sport- und filmlastiges Bezahlfernsehen profitabel zu machen. Liberty gehört das Kabelnetz in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen.

    Der Markt in Deutschland ist hart umkämpft, vor allem bei Filmfans. Soeben erst haben Sky und die Telekom ihre Kooperation ausgebaut: So wird die Telekom von Juli an die Fußball-Bundesliga zeigen sowie alle 50 Sky-Filmkanäle gegen Extragebühr. Zudem werben Konzerne wie Apple und Amazon mit ihren Portalen iTunes und Lovefilm um Kunden.

    Malone hat bereits gezeigt, dass er es ernst meint. Liberty Global will im September mit seiner Multimedia-Plattform Horizon der Deutschen Telekom (Deutsche Telekom) und Sky Deutschland Konkurrenz machen. "Wir haben Horizon bereits in zwei europäischen Ländern eingeführt - Irland ist als drittes gerade am Start - und sind daher sehr optimistisch, in Deutschland schnell zulegen zu können", sagte jüngst Mike Fries, Chef von Liberty Global. Der Dienst verbindet Fernsehen und Internet.

GENEHMIGUNG DES KARTELLAMTS ZWEIFELHAFT

    Nun will Liberty sein Kabelnetz auf ganz Deutschland ausweiten. Obwohl Kabel Deutschland und die Liberty-Töchter sich nirgends direkt auf die Füße treten - Kabel deckt dreizehn Bundesländer ab, Liberty die restlichen drei - gilt es als zweifelhaft, ob das Kartellamt eine Übernahme genehmigen würde. Denn dann wäre das Kabelnetz, welches die Deutsche Telekom unter dem Druck der Wettbewerbshüter verkaufen musste, wieder in einer Hand.

/fn/mne/fbr

LONDON (dpa-AFX)

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