09.12.2015 11:31:47

VW geriet in den USA schon vor 40 Jahren ins Fadenkreuz der EPA

   Von Justin Scheck und Mike Spector

   NEW YORK (Dow Jones)-- In den USA verlangen die Aufseher seit mehr als 40 Jahren transparente Auskünfte über Motorenteile, die Abgase ausstoßen. Und fast genauso lange streiten sich VW, aber auch diverse andere Hersteller mit den Beamten über die genaue Einhaltung dieser Auflagen.

   Im Jahr 1974 - vier Jahre nachdem die damals neue US-Umweltbehörde EPA Auflagen für die Reduzierung von Stickstoffoxiden, Kohlenstoffmonoxid und anderen Abgasen einforderte - verstieß in den Augen der Beamten VW gegen die geltenden Regeln. VW habe verschwiegen, dass Temperatursensoren in manchen Modellen die Emissionskontrolle entweder verändern oder gar ausschalten können. Die Wolfsburger zahlten 120.000 US-Dollar Strafe und durften diese Geräte ab sofort nicht mehr verwenden. Zum damaligen Zeitpunkt stritt VW jegliches Fehlverhalten ab.

Auch GM und Ford mussten zahlen Im Jahr 1995 willigte GM in einen Vergleich ein, verbunden mit der Zahlung von 45 Millionen Dollar und der Übernahme von Reparaturkosten. Der Autohersteller hatte Geräte eingebaut, mit denen Cadillac-Limousinen mehr Kohlenmonoxid ausstoßen konnten als erlaubt. "Das Thema ist jetzt geklärt und seit langem begraben", versichert ein GM-Sprecher.

   Drei Jahre später erklärte sich Ford bereit, 7,8 Millionen Dollar Strafe zu zahlen. Das Vergehen: Der Konzern hatte in Busmotoren Geräte eingebaut, die zu hohe Stickoxide zuließen. "Damals wurden sehr schnell interne Maßnahmen umgesetzt, um das Problem anzupacken", betont ein Ford-Sprecher heute.

   Die Beziehungen zwischen den Regulierern und den Autoproduzenten hätten sich allmählich verbessert, hat der langjährige EPA-Beamte Tom Ball beobachtet. Insgesamt seien die Firmen besser darin geworden, problematische Komponenten gegenüber den Kontrolleuren bekannt zu machen. Auch sei die Emissionskontrolle zuverlässiger geworden. Die EPA überarbeitete im Jahr 2000 ihr Regulierungssystem und verlangte von den Autoherstellern weniger Tests und Papierkram. Die umständliche Überprüfung von Zertifizierungsdokumenten wurde zurückgefahren.

Weniger Tests und weniger Papierkram Ungefähr zu dieser Zeit wurde die Durchsetzung von Emissionswerten auf die Prüfung von Einzelfällen umgestellt. "Wir testeten weniger Fahrzeuge und verlangten weniger Papierkram", erläutert Ball. Mit den neuen Programmen wollte die EPA auch stärker auf Bedingungen in der realen Welt eingehen, berichtet eine Sprecherin.

   Genau in dem Jahr, als die EPA weniger extensiv prüfte, reichten VW-Vertreter 2000 in Michigan einen Zertifizierungsbericht ein, der einen für Emissionen relevanten Sensor in einem der Audi-Motoren offenbar bewusst außen vor ließ. Die EPA fand das Teil niemals in den Zertifizierungsunterlagen.

   Später verstieß ein VW Beetle gegen Abgasauflagen. Ein fehlerhafter Sauerstoffsensor war dafür verantwortlich. EPA-Beamte kontaktierten VW. Konzernvertreter gestanden ein, dass sie von dem Problem gewusst hatten, es den Bundesbeamten aber nicht offengelegt hatten. Laut US-Gesetzen muss ein Autobauer eine Panne an die EPA melden, sobald das Emissionsteil in mehr als 25 Motoren ausfällt. VW wusste mindestens ein Jahr vor dem Stichprobentest der EPA von 25 Sauerstoffsensoren mit Pannen, ergibt sich aus Gerichtsunterlagen.

Kein Verständnis für VW-Verhalten Ball verstand VW damals nicht. Es hätte keine großen Strafen dafür gegeben, wenn die Panne berichtet worden wäre, aber es drohten massive rechtliche Konsequenzen bei einem Verschweigen. "Eigentlich gibt es kaum eine reale Motivation, uns nicht die Wahrheit zu sagen."

   VW und die EPA starteten relativ zügig Gespräche über einen rechtlichen Vergleich, die bis zum Jahr 2005 andauerten. Im Juni jenes Jahres zahlte VW dann 1,1 Millionen Dollar Strafe - eine rekordverdächtig hohe Strafe zu der Zeit für einen solchen Fall. Außerdem rief VW die Beetle und andere betroffene Modelle in die Werkstätten zurück, was noch einmal mehr als 26 Millionen Dollar kostete. Als Teil des Vergleichs musste VW kein Fehlverhalten eingestehen.

   Kurioserweise wollte VW damals seine Fehlerberichte an die EPA verbessern. Jeden Emissionsbericht unterzeichnete danach ein VW-Manager mit dem Wortlaut, dass er sich darüber bewusst sein, dass die Eingabe falscher Informationen Geld- bis hin zu Gefängnisstrafen nach sich ziehen könne.

   Kontakt zu den Autoren: unternehmen.de@dowjones.com

   DJG/DJN/axw/smh

   (END) Dow Jones Newswires

   December 09, 2015 05:26 ET (10:26 GMT)

   Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 05 26 AM EST 12-09-15

Analysen zu Volkswagen (VW) AG Vz.mehr Analysen

19.02.25 Volkswagen Neutral Goldman Sachs Group Inc.
13.02.25 Volkswagen Sector Perform RBC Capital Markets
04.02.25 Volkswagen Neutral Goldman Sachs Group Inc.
03.02.25 Volkswagen Market-Perform Bernstein Research
03.02.25 Volkswagen Neutral JP Morgan Chase & Co.
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

Ford Motor Co. 8,94 1,10% Ford Motor Co.
General Motors 44,49 0,55% General Motors
Volkswagen (VW) AG Vz. 101,20 2,99% Volkswagen (VW) AG Vz.