20 Prozent weniger 07.09.2014 15:34:32

VW senkt wohl Jahresproduktion für Russland

Statt der ursprünglich geplanten 150.000 sollen nur noch 120.000 Fahrzeuge gefertigt werden. Das berichtet die Branchenzeitung "Automobilwoche". In dem Werk rund 190 Kilometer südwestlich von Moskau werden die Modelle Polo, Tiguan, Skoda Fabia und Octavia gebaut.

Ein VW-Sprecher verwies am Sonntag auf Nachfrage von Dow Jones Newswires darauf, dass der Automobilkonzern "interne Planungen grundsätzlich nicht kommentiert - demgemäß also auch nicht die im Text genannten Zahlen." Richtig sei aber, dass die Produktion im Werk Kaluga für die kommenden zehn Tage ruhen werde. Der Sprecher verwies ferner auf Volkswagen Group Rus. Dort hieß es, dass man trotz der Produktionspause zum russischen Markt stehe und das Investitionsprogramm in Russland konsequent umsetze.

Laut "Automobilwoche" schrumpfte der Pkw-Absatz deutscher Hersteller in Russland bis Ende Juli um 14 Prozent auf 286.200 Einheiten. Überdurchschnittlich stark habe es die Opel-Group getroffen. Bis Ende Juli verlor die Marke Opel 17 Prozent, Chevrolet 23 Prozent. Gruppen-Vertriebschef Peter Christian Küspert sagte dem Blatt: "Die Lage in Russland ist zweifellos besorgniserregend. Der Markt ist in den vergangenen Monaten stark geschrumpft und die Ukrainekrise schürt zusätzliche Unsicherheit".

Der sauerländische Zulieferer Kirchhoff zieht erste Konsequenzen: "Unsere Investitionspläne haben wir auf Eis gelegt," sagte Firmenchef Arndt G. Kirchhoff. Ein bereits ausgesuchtes Grundstück für ein neues Werk werde vorerst nicht gekauft. Der Ausrüster Edscha muss bereits deutliche Verluste verkraften: "Im Automotive-Geschäft mit unseren russischen Kunden erleben wir bereits seit mehreren Monaten einen starken Auftragsrückgang und liegen derzeit mit dem Umsatz um mehr als 30 Prozent hinter unseren Zielen zurück", sagte Vorstandschef Torsten Greiner der Zeitung. Ralf Göttel, Vorstandschef von Benteler Automotive, wollte noch keine konkreten Zahlen nennen, betonte aber: "Unsere Werk in Kaluga muss auf mögliche Sanktionen reagieren."

Automobilexperte Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM), schließt eine Verschärfung der Lage nicht aus: "Viele der von uns befragten mittelständischen Zulieferer wollen nicht mehr wie geplant in Russland investieren", sagte er. "Es besteht die Gefahr, dass sich das Lieferantennetzwerk dort nicht mehr weiterentwickelt. Das schadet der russischen Wirtschaft massiv. Die Idee, dort eine Autoindustrie aufzubauen, wird in den nächsten Jahren nicht umsetzbar sein". Zugleich befürchtet er als Reaktion auf die europäischen Sanktionen: "Ich halte einen russischen Importstopp von ausländischen Fahrzeugen durchaus für möglich."

Derweil scheint Volkswagen verstärkt auf Amerika zu setzen. Mit zwei neuen Modellen, lokalem Einkauf und 7 Milliarden US-Dollar Investitionen bis 2018 will VW in Amerika verlorenen Boden gut machen. "Amerika hat bei VW im Augenblick die oberste Priorität", sagte der neue VW-USA-Chef Michael Horn der "Automobilwoche" und fügte hinzu: "Jetzt habe ich in Wolfsburg die ungeteilte Aufmerksamkeit." 2018 sollen in den USA 800.000 Fahrzeuge verkauft werden, in den ersten sieben Monaten dieses Jahres waren es nur 207.900. Mit zwei neuen Baureihen, die jeweils größer und trotzdem günstiger als Tiguan und Touareg sein soll, will VW den Absatz ankurbeln. Zugleich wird der US-Standort Chattanooga mit einem eigenen Entwicklungszentrum aufgewertet und 200 neue Entwickler eingestellt.

Indes scheint VW in Thailand voranzukommen. Am kommenden Dienstag wollen die Behörden dort den Bau eines VW-Werkes rund anderthalb Autostunden südlich der Hauptstadt Bangkok genehmigen, wie die "WirtschaftsWoche" (WiWo) berichtet. Der VW-Sprecher wollte diese Angaben nicht kommentieren. Nach Informationen der WiWo will VW in das Werk eine Milliarde Euro investieren und dort spätestens ab 2019 einen Kleinwagen bauen. Bei voller Kapazität könnte das Werk 300.000 Fahrzeuge im Jahr fertigen. Ein Teil der Produktion soll in andere Länder der Region exportiert werden.

DJG/flf

Dow Jones Newswires

MÜNCHEN

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