KI-Trend 20.04.2024 23:41:00

Was denkt eigentlich Cathie Wood mittlerweile über die NVIDIA-Aktie - und über die Tesla-Aktie?

Was denkt eigentlich Cathie Wood mittlerweile über die NVIDIA-Aktie - und über die Tesla-Aktie?

• NVIDIA seit Monaten auf Woods Verkaufszettel
• KI-Technologie wird Arbeitswelt transformieren
• Tesla als KI-Profiteur


Cathie Wood schmeißt NVIDIA-Aktien aus ARK-ETFs

Cathie Wood, Chefin des Vermögensverwalters ARK Invest, steigerte ihre Bekanntheit zu Beginn der Corona-Pandemie mit ihren innovativen ETFs und den starken Kursgewinnen dieser. In den letzten Jahren waren die börsengehandelten Fonds, die Unternehmen mit disruptiven Geschäftsmodellen abbilden, jedoch nicht mehr so erfolgreich. In den vergangenen Wochen machte Wood vor allem damit von sich reden, dass sie ihre ETFs um Aktien des US-Chipdesigners NVIDIA erleichterte, der derzeit vom Hype um künstliche Intelligenz (KI) profitiert.

Im Interview mit "Barron’s" äußerte sich die Starinvestorin nun zu ihren Aussichten für die NVIDIA-Aktie, den KI-Boom und schließlich auch den E-Autobauer Tesla.

Anwendungsfälle für KI fehlen noch

Nach und nach trennte sich ARK Invest von Aktien des Chip-Konzerns, der aufgrund seiner hochwertigen Komponenten, die für das Ausführen großer Sprachmodelle benötigt werden, bekannt ist. Die starke Stellung des Unternehmens im Bereich von KI-Chips bestätigte Wood nun im Interview. "NVIDIA hat im Rennen um die KI aus Sicht der Hardware die Nase vorn", so die Investorin. "Aber um unser Kursziel zu rechtfertigen, müssen wir mehr Beweise dafür sehen, dass KI das Umsatzwachstum von Unternehmen beschleunigt." So erklärte sie, dass die Erwartungen des Markts an steigende Umsätze von Unternehmen, die KI-Anwendungen nutzen oder anbieten - darunter Salesforce, Adobe und Autodesk -, bislang enttäuscht worden seien.

"Die Führungskräfte versuchen immer noch, den Sinn von KI für ihre Organisationen zu erkennen", erklärte Wood weiter. "Die Unternehmen erkennen auch, dass diese Tools für viele ihrer Mitarbeiter nicht nützlich sein werden. Es dauerte nur zwei Monate, bis ChatGPT 100 Millionen monatlich aktive Nutzer erreichte, aber die Zahl erreichte ihren Höhepunkt bei 200 Millionen und ist jetzt auf etwa 180 Millionen gesunken. Ich hatte erwartet, dass es viel mehr sein würden."

NVIDIAs Wachstum ausgebremst

Speziell im Fall von NVIDIA gebe es außerdem einige Faktoren, die das Umsatzwachstum des Konzerns bremsen könnten. Nicht nur habe sich China mehr und mehr auf die Entwicklung von leistungsstarken Chips konzertiert, um sich gegen US-Unternehmen und Importbeschränkungen zu behaupten, auch aus den Vereinigten Staaten selbst komme vermehrt Konkurrenz, wie Ankündigungen von Google, Amazon und Microsoft jüngst zeigten. Darüber hinaus sei mittlerweile ein Nachfrageeinbruch spürbar, da Kunden aufgrund der Chipkrise und damit einhergehenden Versorgungsengpässen anschließend Komponenten in großen Mengen kauften, um die Lagerbestände auf einem hohen Niveau zu halten und sich für etwaige zukünftige Lieferengpässe zu wappnen. "Ein großer Teil der Nachfrage nach Chips wurde vorgezogen, da Unternehmen während der Chip-Knappheit doppelt und dreifach bei NVIDIA bestellten, um genügend Nachschub zu erhalten", so die Marktkennerin. "Diese zyklische Dynamik könnte sich in den nächsten Monaten fortsetzen."

NVIDIA-Rendite zu niedrig für ARK Invest

Im Interview erklärte Wood außerdem, weshalb ARK Invest sich in großem Still von Anteilen des Chipunternehmens getrennt habe. "Die jährliche Rendite, die wir für NVIDIA erwartet hatten, war gut, aber sie lag unter unserer Mindesthürde von 15 %", erklärte sie. Da die Beteiligung den Ansprüchen der ARK-ETFs damit nicht gerecht wurde, wurde sie nach und nach abverkauft. Dennoch gestand die Starinvestorin gegenüber Barron’s ein, dass der Zeitpunkt der Verkäufe der NVIDIA-Aktien womöglich nicht optimal gewesen sei. "Unsere frühen Verkäufe von NVIDIA-Aktien waren verfrüht", so die Chefin der Investmentgesellschaft. "Aber diese Gelder sind in Coinbase geflossen, das im letzten Jahr stärker gestiegen ist als NVIDIA."

Wirtschaft und Arbeitsmarkt von KI transformiert

Auch wenn NVIDIA in der Gunst des Vermögensverwalters sank, so ist das Vertrauen Woods in die KI-Technologie doch unerschüttert. Die Expertin geht fest davon aus, dass künstliche Intelligenz die Wirtschaft und Arbeitswelt komplett auf den Kopf stellen wird. Ein Zusammenbruch des Arbeitsmarkts sei jedoch nicht zu erwarten. "Wir werden eine Verlangsamung des Beschäftigungswachstums erleben, aber keinen Rückgang. Kurzfristig könnte die Technologie einige Arbeitsplätze verdrängen, aber viele der zurückbleibenden Menschen werden die Verantwortung für die Überwachung der Technologie übernehmen", so Wood. "Langfristig wird die Zahl der Arbeitsplätze weiter ansteigen." Darüber hinaus werde der Beruf des Prompt-Engineers an Bedeutung gewinnen, da die Art und Weise, wie künstliche Intelligenzen bedient werden, vermehrt im Mittelpunkt stehe.

Genau wie Innovationen in der Vergangenheit zu höherer Produktivität und geringerer Arbeitszeit führten, werde auch KI diesen Trend fortsetzen. "Zum Beispiel werden Eltern, die praktisch als Taxifahrer für ihre Kinder fungieren, dank des autonomen Fahrens von dieser Verantwortung entbunden werden. Einige dieser eingesparten Stunden könnten für bezahlte Arbeit genutzt werden, andere für das Vergnügen."

Warnung vor Innovationsabbruch durch Regularien

Mögliche Regulierungsmaßnahmen von Seiten der Regierungen sieht Wood dennoch kritisch. Schließlich sei es nicht erstrebenswert, dass ein Land die "Gewinner und Verlierer" in der Branche bestimmt. Dass innovationsfeindliche Regelungen eher dazu führen, dass Unternehmen ins Ausland abwandern, habe die US-Regierung bereits erkannt. "Im Kongress gibt es Bestrebungen, die Regulierungsmaßnahmen ein wenig zu verlangsamen und den Markt einfach arbeiten zu lassen", so die ARK-Chefin weiter.

Diese NVIDIA-Alternativen empfiehlt Wood

Nur weil NVIDIA nicht mehr zu den Top-Picks von ARK Invest gehört, muss dieser Börsentrend nicht unbedingt an Anlegern vorbeigehen. So empfiehlt die Expertin für ein Engagement in den KI-Boom etwa die Aktie des Softwareunternehmens UiPath, das mithilfe von künstlicher Intelligenz Arbeitsprozesse automatisiert. Auch Palantir biete ein hohes Potenzial, schließlich könnte das auf Datenanalyse spezialisierte Unternehmen, das auf eine enge Zusammenarbeit mit der US-Regierung zurückblicken kann, seine Datensätze zum Training von Modellen verwenden. Weitere KI-Profiteure könnten PagerDuty, Block und Roblox sein, so die ARK-Chefin.

Tesla-Aktie weiterhin Top-Pick

Weiter im Depot der Investmentgesellschaft befindet sich außerdem die Aktie des E-Autobauers Tesla - und das obwohl der Kurs des Papiers zuletzt deutliche Verluste einstecken musste. Wood sieht bei dem von Elon Musk geführten Unternehmen jedoch die langfristige Perspektive - und lobt den Konzern in den höchsten Tönen. "Tesla führt mit dem autonomen Fahren das größte KI-Projekt der Welt durch. Das Unternehmen verfügt über mehr reale Fahrdaten als jeder andere", zeigte sie sich sicher. Bis 2030 solle die Branche der autonomen Taxis, die Tesla schon seit Jahren in Aussicht stellt, einen Umsatz von 8 bis 10 Billionen US-Dollar abwerfen, prognostizierte Wood. Auch wenn Mitbewerber in diesem Wert miteinberechnet sind, werde auf Tesla doch etwa die Hälfte dieser Umsatzerwartung entfallen, so Wood.

Optimus könnte Automobilbranche revolutionieren

Darüber hinaus hat der Musk-Konzern mit dem humanoiden Roboter Optimus noch ein weiteres KI-Projekt am Laufen, das die Automobilbranche deutlich vorantreiben könne. "Ein großer Teil der Arbeit in den Automobilwerken erfordert Geschicklichkeit beim Umgang mit Schrauben und Muttern, und das können Roboter noch nicht", erklärte die Starinvestorin. "Aber wenn sie so weit sind, könnten humanoide Roboter den Automobilwerken helfen, viel schneller zu skalieren."

Für zukunftsfähig hält die Marktbeobachterin den Konzern außerdem, weil dieser sich immer mehr von Handelspartnern löse und zunehmend eigenständiger werde. Setzte das Unternehmen zuvor noch auf Chips von NVIDIA, lege man nun einen stärkeren Fokus auf die Entwicklung eigener Komponenten.

Redaktion finanzen.at

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Bildquelle: Below the Sky / Shutterstock.com,Cindy Ord/Getty Images for Bloomberg Businessweek

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