Exklusiver Live-Stream direkt von der World of Trading - 2 Tage mit einzigartigen Themen und Experten. Kostenlos teilnehmen + Videos erhalten. -w-
09.07.2013 19:17:58

WAZ: Ägyptischer Pakt mit dem Teufel. Kommentar von Martin Gehlen

Essen (ots) - Der neue ägyptische Übergangspräsident Mansur tritt in der aufgeheizten Lage in einem Akt verzweifelter Selbstsuggestion die Flucht nach vorne an. Bereits innerhalb der nächsten sieben Monate soll ein von Experten revidiertes Grundgesetz verabschiedet und ein neues Parlament gewählt worden sein, dekretiert er kühn. Im Frühjahr 2014 sollen Präsidentenwahlen folgen, dann wären Militärputsch und Entmachtung Mursis Geschichte, so das Kalkül. Doch im Ägypten von heute werden keine Träume mehr wahr. Und nach dem Auszug der Salafisten gerät die restliche Tahrir-Allianz der zweiten Revolutionäre jetzt mehr und mehr in den Geruch, mit Panzern an die Macht geputschte Wahlverlierer zu sein. Denn ihr Bündnis mit Armee und Polizei könnte sich als Pakt mit dem Teufel erweisen. Die Generäle haben in den letzten zweieinhalb Jahren alle Verbrechen ihrer Truppen unter den Tisch gekehrt, geschweige denn Verantwortliche zur Verantwortung gezogen. Nur zwei Soldaten, die im Oktober 2011 mit gepanzerten Fahrzeugen vor dem Maspero durch eine Christen-Demonstration pflügten, wurden minimal bestraft, ihre Befehlshaber blieben ungeschoren. Ägyptens Sicherheitskräfte haben immer - wie jetzt wieder - nach eigenem Ausnahmerecht agiert. Die Polizei hat unter Mursis Präsidentschaft ihren Dienst verweigert, jetzt fühlen sie sich wieder als Herren im eigenen Haus. Für die politische Übergangsallianz, die sich mit dem Sturz der Muslimbrüder die Rettung der revolutionären Ideale auf ihre Fahnen geschrieben hat, könnte sich dies schon bald als überschwere Hypothek erweisen. Die Opposition ist hoffnungslos zerstritten. Ihr Spitzenpersonal ist genauso mittelmäßig wie das der geschassten Vorgängerführung. Der Neo-Nasserist Hamdeen Sabahi meldet sich gelegentlich mit kruden Vorschlägen zu Wort. Der Ex-Chef der Arabischen Liga, Amr Moussa, strotzt verbal vor Tatendrang und weiß doch nicht, was er tun soll. Und Mohamed ElBaradei, Ägyptens bekanntester Polit-Twitterer, gilt selbst in den Reihen der eigenen Partei als schlechter Organisator mit abgehobenen Attitüden, der die Flügel nicht zusammenhalten kann.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 - 804 6519 zentralredaktion@waz.de

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!