07.01.2014 19:20:04
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WAZ: Braunkohle - ein Auslaufmodell. Kommentar von Ulf Meinke
Essen (ots) - Lange Zeit wurde nicht mehr so viel Strom aus
Braunkohle erzeugt wie dieser Tage. Ausgerechnet der klimaschädliche
Energieträger erlebt eine Renaissance. Energiewende paradox? Dass
andere Energieträger die Lücken füllen müssen, die der Atomausstieg
reißt, ist zunächst einmal logisch: Wenn der Wind nicht weht und die
Sonne nicht scheint, kommt unter anderem die Braunkohle ins Spiel.
Sie liefert günstigeren Strom als das vergleichsweise klimaschonende
Gas, denn der Handel mit Verschmutzungsrechten funktioniert nicht
richtig. Darunter leidet die Umwelt. Andererseits sorgt der Abbau der
heimischen Braunkohle gerade in NRW für jede Menge Arbeitsplätze.
Allein der Essener Energiekonzern RWE beschäftigt im rheinischen
Revier rund 10000 Mitarbeiter. Ihre Jobs sind in Gefahr, sollte die
Braunkohle in Deutschland keine Zukunft mehr haben. Natürlich geht es
dabei auch um einen Verteilungskampf: Während RWE rund 36 Prozent des
Stroms aus Braunkohle erzeugt, sind es beim Düsseldorfer Konkurrenten
Eon gerade einmal sechs Prozent. Stattdessen spielt Gas für Eon eine
viel größere Rolle. Aus gesellschaftlicher Sicht stellt sich mehr
denn je die Frage, welche Perspektive die Braunkohle noch hat in
einem Land, das Vorreiter in Sachen Klimaschutz sein will. Ist es
noch energiepolitisch notwendig, ganze Dörfer wegzubaggern und
Menschen umzusiedeln, um Strom zu erzeugen? Der Ausstieg aus der
Braunkohle sei überfällig, sagen Umweltschützer. Die Braunkohle werde
noch viele Jahre lang gebraucht, mahnt die Industrie. Die Wahrheit
liegt irgendwo in der Mitte, wenn Strom möglichst sicher, bezahlbar
und sauber sein soll. Auch die rot-grüne Landesregierung von
Hannelore Kraft sollte bald ihren Beitrag dazu leisten, dass die
Bürger in den betroffenen Regionen, die Beschäftigten und die
Stromkunden ein Höchstmaß an Sicherheit für die nächsten Jahre
bekommen. Im Ruhrgebiet stellt übrigens der Steinkohlebergbau gerade
unter Beweis, wie sich ein Ausstieg gut und sozial organisieren
lässt. Eine Lehre aus dem Revier lautet: Auch wenn der notwendige
Strukturwandel auf Jahre angelegt sein sollte, führt es nicht zum
Ziel, Entscheidungen vor sich herzuschieben.
OTS: Westdeutsche Allgemeine Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/pm/55903 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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