23.01.2017 23:53:56
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu US-Botschaft in Israel
Bielefeld (ots) - Es gibt Karikaturisten, die Donald Trump in der
Pose des römischen Kaisers Nero zeichnen. Während dessen Regentschaft
wurden große Teile der antiken Metropole ein Raub der Flammen. Für
die römischen Gelehrten Seneca und Plinius stand fest, dass Nero für
die Brandstiftung verantwortlich war. Hat der neue US-Präsident
wirklich Nero-Potenzial? Mit seiner Ankündigung, die US-Botschaft in
Israel von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen zu wollen, legt Trump
nicht nur die Zündschnur an das Pulverfass im Nahen Osten. Damit hält
er bereits das brennende Streichholz an die Lunte. Jerusalem ist mehr
als die »unteilbare Hauptstadt« Israels und die mögliche Hauptstadt
eines palästinensischen Staates. Jerusalem geht alle Muslime an,
weltweit - und eben nicht nur Palästinenser und sunnitische Araber.
1979 führte der schiitisch-iranische Revolutionsführer Ayatollah
Chomeini den Al-Quds-Tag ein. So heißt Jerusalem auf Arabisch. Immer
am letzten Freitag des Fastenmonats Ramadan protestieren Muslime
gegen Israel. Es ist leicht vorstellbar, was ein Umzug der
US-Botschaft nach Jerusalem auslösen würde. Und da muss man heute
noch gar nicht von einer dritten Intifada und einem Flächenbrand
räsonieren. Ob Trump und seine Berater sich der Tragweite ihrer
Ankündigung bewusst sind? Wenn die Supermacht USA ihre diplomatische
Vertretung nach Jerusalem verlegt, erkennt sie damit den alleinigen
jüdischen Anspruch auf die Heilige Stadt an. Das hätte das Ende des
Glaubens an die Zwei-Staaten-Lösung und das Ende des stillgelegten
Friedensprozesses zur Folge. Und das wären, zumindest kurzfristig,
durchaus beherrschbare Konsequenzen. Kaum zu beherrschen wären die
Reaktionen der islamischen Welt,denn der Status Jerusalems ist Sache
aller Muslime. Was Trump und seine Leute antreibt, kann nur vermutet
werden. Steckt sein Schwiegersohn Jared Kushner dahinter, der neue
Chefberater im Weißen Haus? Soll ein Versprechen an Trumps jüdische
Wähler eingelöst werden? Vorgeschoben ist der Bezug auf den
Kongressbeschluss von 1995, der die Verlegung der US-Botschaft nach
Jerusalem vorsah.Damals, während der Oslo-Verträge, schien eine
Lösung des Konflikts erreichbar. Heute sind die Zeiten andere. Wäre
Benjamin Netanjahu ein kluger Ministerpräsident, würde er Trumps
Ansinnen ablehnen. Aber Teile seiner national-religiösen Regierung
begrüßen den Vorstoß. 2017 ist ein symbolisch aufgeladenes Jahr, da
sich der Sechs-Tage-Krieg und damit die Besetzung des
Westjordanlandes, der Golanhöhen und Ost-Jerusalems zum 50. Mal
jähren. Daher ist es besonders gefährlich, jetzt in Israel zu
zündeln. Trump tut es trotzdem.
OTS: Westfalen-Blatt newsroom: http://www.presseportal.de/nr/66306 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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