10.04.2018 23:03:42
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Volkswagen
Bielefeld (ots) - So sehr der sich abzeichnende Wechsel an der
Spitze des VW-Konzerns auf den ersten Blick ein Paukenschlag ist, so
wenig überraschend kommt er bei genauem Hinsehen. Matthias Müller hat
den Job als Vorstandschef des weltweit größten Autobauers auf dem
Höhepunkt des Dieselskandals nur widerwillig übernommen. Am liebsten
hätte er den vergleichsweise komfortablen Posten als Porsche-Chef
behalten. Daraus hat er im September 2015 kaum einen Hehl gemacht. So
ließ der heute 64-Jährige auch damals schon erkennen, dass er nur für
eine Amtszeit zur Verfügung steht. Die endet eigentlich erst 2020.
Aber dass Müller nicht an seinem Stuhl klebt, hat er zuletzt vor drei
Wochen angedeutet. Da orakelte er bereits, dass der Vorstand des
Konzerns »weiblicher, jünger und internationaler« werden müsse. Und
bei der Bestimmung seines Nachfolgers wolle er ein gewichtiges Wort
mitreden, sinnierte Müller im Gespräch mit dem »Spiegel«. Und der nun
als sein Nachfolger gehandelte VW-Markenchef Herbert Diess sei mit 59
»natürlich nicht alt«. Einen Sitz im Aufsichtsrat könne er sich gut
vorstellen, ließ Müller noch wissen. Das alles klingt - nach der
Mitteilung des Autobauers von gestern - nach einer von längerer Hand
geplanten Wolfsburger Lösung. Von den Eignerfamilien Piëch und
Porsche eingesetzt, um VW nach dem Dieselskandal wieder auf Spur zu
bringen und Vertrauen zurückzugewinnen, gab Müller mehr als einmal
keine gute Figur ab. Immer wieder trat der Manager in Fettnäpfchen -
gleich nach Amtsantritt in den USA mit einem verunglückten Interview.
Immer wieder ließ er die angesichts Millionen betrogener Kunden
angebrachte Demut vermissen. Und immer wieder stieß er den
betroffenen Dieselbesitzern direkt vor den Kopf - etwa indem er die
Abschaffung des Diesel-Steuerprivilegs für eine stärkere Förderung
der Elektromobilität befürwortete. Wer einen empathischen VW-Chef
erwartet hatte, der das angekratzte Image des Konzerns mit einer
Charmeoffensive aufpoliert, sah sich schnell getäuscht. Stattdessen
erregte sich Müller gerne auch über Kritik an zweistelligen
Millionengehältern für deutsche Top-Manager wie ihn. Seine
unverblümte und direkte Art hat der machtbewusste und Klartext
liebende Müller auch als Konzernchef nie ablegen können - oder
wollen. Was die Zahlen angeht, kann sich Müllers Bilanz als
Krisenmanager mehr als sehen lassen: Der VW-Konzern überholte Toyota
wieder als absatzstärkster Autobauer, 2017 fuhr er Bestwerte bei
Umsatz und Gewinn ein. Dabei half natürlich auch die boomende
Autokonjunktur. In einer Branchenkrise hätte der Dieselskandal ganz
andere Folgen haben können. Und aus der Welt ist die Abgasaffäre noch
lange nicht.
OTS: Westfalen-Blatt newsroom: http://www.presseportal.de/nr/66306 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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