11.01.2024 13:15:00

Wintertourismus auf Rekordkurs

Die Winterbuchungen in Österreich steuern heuer auf neue Höhen zu. "Nach dem 'All Time High' bei den Herbstbuchungen waren auch Weihnachten und Silvester stark", zog der Obmann der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Robert Seeber, vor Journalisten in Wien eine erste Bilanz. Das bisherige Rekordhoch der Wintersaison 2018/19 dürfte heuer trotz massiver Teuerungen erreicht oder sogar übertroffen werden.

"Die Aufbruchstimmung haben wir nach wie vor - wir sind guter Dinge, die Buchungszahlen sprechen dafür", betonte Seeber. Auch das Gesamtjahr lief gut. 2023 sei die Trendwende gegenüber 2022 gelungen. Der Tourismus sei "ein Fels in der Brandung" der ansonsten schwächelnden Wirtschaft.

Für den Dezember liegen die Nächtigungszahlen der Statistik Austria noch nicht vor. Doch die Werte des Gesamtjahres 2022 (rund 137 Millionen Nächtigungen) wurden bereits im Zeitraum Jänner bis November 2023 mit fast 140 Millionen übertroffen.

Der Branchensprecher beklagte aber auch einen "Mix" an Belastungen wie etwa stark steigende Personal- und Energiekosten, höhere Vorleistungen, die hohe Inflation und den starken Zinsanstieg - bei einer generell geringen Eigenkapitaldeckung der Unternehmen. Dieser "Giftcocktail" mache das Wirtschaften schwer.

Bei ihm im "Promenadenhof" in Linz sei die Stromrechnung beispielsweise von sonst immer 60.000 Euro auf 165.000 Euro gestiegen, sagte der Gastronom. Auch kollektivvertragliche Erhöhungen stehen wieder an. Zuletzt seien die KV-Löhne und -Gehälter in den anderen Branchen im Schnitt um 9,2 Prozent gestiegen.

Dass die Personalkosten besonders stark spürbar seien, gaben einer market-Umfrage zufolge 46 Prozent der befragten Betriebe und damit deutlich mehr als vor einem Jahr (34 Prozent) an. 84 Prozent leiden demzufolge vor allem unter den deutlich höheren Stromkosten, 76 Prozent unter den Heizkosten, 64 Prozent unter dem teureren Wareneinsatz.

Nur 10 Prozent geben die Teuerung den Angaben zufolge vollständig an die Gäste weiter, 20 Prozent großteils, wie der Geschäftsführer des Linzer market-Instituts, David Pfarrhofer, bei der Präsentation der Ergebnisse erklärte.

Aus der Corona-Pandemie gibt es auch noch finanzielle Nachwehen - ausständige Auszahlungen von Coronahilfen durch die COVID-19-Finanzierungsagentur (COFAG) an eine ganze Reihe von Tourismusbetrieben. "Es sind rund 140 Millionen an Förderungen, die offen sind", hielt der Geschäftsführer des WKÖ-Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, Manfred Katzenschlager, fest. In der entsprechenden Richtlinie habe die EU einen Formfehler bemängelt, der aber inzwischen behoben sei. "De facto hat die EU gesagt: Ihr könnt's jetzt auszahlen." Obwohl alle Rechtsvoraussetzungen erfüllt seien, könne sich die Regierung nicht darauf einigen, das nun auch zu tun. "Die Betriebe warten jetzt auf ihr Geld." Wer geschwindelt, also zu Unrecht Gelder erhalten habe, solle natürlich nicht geschützt werden, sagte Katzenschlager.

Fachkräfte sind laut WKÖ generell schwer zu finden. Das Gezerre um eine Veränderung des Saisonkontingents, das die befristete Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Nicht-EU-Ländern regelt, bezeichnete Seeber als "Phantomdebatte". Es solle nicht nur über 1.000 Personen mehr oder weniger diskutiert werden. "Ich würde mir eher wünschen, dass man das mal temporär freigibt, dann schauen wir, was rauskommt." Wenn ein Teich so leergefischt sei wie in Europa, und zwar in allen Branchen, solle man das etwas leichter machen. "Das ist ein bisschen antiquiert, dieses System", befand er.

Für 2024 hat das Wirtschafts- und Arbeitsministerium für den Tourismus ein Saisonkontingent von 4.295 festgelegt - eine Aufstockung um etwa 1.300 Personen. Zuletzt hatte Seeber im Dezember 6.000 Plätze gefordert.

Die Zufriedenheit und der Verdienst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tourismus seien "nicht schlecht", sagte der Branchenvertreter unter Verweis auf die entsprechende market-Umfrage. "Diese Studie untermauert, was wir immer schon gesagt haben."

"Die Zufriedenheit ist auf einem sehr hohen Niveau", bekräftigte market-Chef Pfarrhofer mit Blick auf die Ergebnisse. "Die hohe Weiterempfehlungsquote von 64 Prozent zeigt, dass sich viele Mitarbeiter in den Tourismusbetrieben wohlfühlen." 59 Prozent der Befragten hätten angegeben, mit ihrem aktuellen Arbeitsplatz äußerst beziehungsweise sehr zufrieden zu sein, weitere 34 Prozent sind zufrieden und nur 7 Prozent weniger oder gar nicht zufrieden.

Als größtes Plus gegenüber anderen Branchen gehen aus der vergleichenden Umfrage die Verpflegung am Arbeitsplatz, die angemessene Entlohnung im Vergleich zu anderen Arbeitgebern in der Region sowie die Sicherheit am Arbeitsplatz, die Sicherheit vor Jobverlust und umfangreiche Sozialleistungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervor. Vor Beginn der Wintersaison wurden 500 unselbstständig Erwerbstätige im Tourismus sowie 500 aus allen anderen Wirtschaftsbereichen befragt.

Als sehr großes Manko hingegen gilt die fehlende Möglichkeit von Homeoffice. "Wir wissen, dass wir da im Tourismus einen Wettbewerbsnachteil haben", sagte Pfarrhofer zur APA. Doch mittlerweile habe sich die Wertschätzung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch die Führungskräfte deutlich verbessert. 72 Prozent der Branchenbeschäftigten hätten angegeben, dass ihre Leistung durch ihre Chefinnen und Chefs anerkannt und wertgeschätzt wird.

"Das war vor zwei Jahren noch ganz anders", so Pfarrhofer. 80 Prozent von 507 im Dezember befragten WKÖ-Mitgliedsbetrieben sagten demnach, ihre Belegschaft wertzuschätzen. 2022 waren es nur 68 Prozent, 2021 - mitten in der Pandemie - 52 Prozent. "Man kriegt schon mit, dass die Saisonniersuche nicht lustig ist - der leichteste Weg wird sein, dass sich der Mitarbeiter wohlfühlt. Dieses Bewusstsein ist da", sagte der market-Chef zur APA.

kre/ivn

WEB https://news.wko.at/presse

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