22.07.2018 10:55:43
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Wirtschaft erhofft sich Deeskalation von Junckers US-Besuch
BERLIN (Dow Jones)--Die Spitzen der deutschen Wirtschaft erhoffen sich von dem Besuch von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im Weißen Haus eine Deeskalation im Handelskonflikt mit den USA. Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), sagte der "Welt am Sonntag", dass er es für "klug hält, dass EU und USA ihre Gespräche fortsetzen". Notwendig sei ein rhetorisches Abrüsten von Washington, auf das der Kommissionspräsident bei seinem Treffen am Mittwoch hinwirken solle.
"Die Zölle unter dem Deckmantel der nationalen Sicherheit gehören abgeschafft", sagte Kempf. Juncker müsse US-Präsident Donald Trump deutlich machen, dass die USA sich mit Zöllen auf Kraftfahrzeuge und -teile selbst schadeten. Allein die deutsche Automobilindustrie beschäftige über 118.000 Mitarbeiter in den USA. 60 Prozent ihrer Produktion werde aus den USA in andere Länder exportiert. "Europa darf sich nicht erpressen lassen und sollte in den USA selbstbewusst auftreten", unterstrich Kempf.
Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, misst dem Besuch des Kommissionspräsidenten hohe Bedeutung zu und begrüßt den Versuch Junckers, die US-Regierung von Strafzöllen auf Kraftfahrzeuge abzubringen. "Alle Argumente für solche Zölle sind konstruiert und letztlich an den Haaren herbeigezogen", sagte Schweitzer dem Blatt. Schon die Strafzölle auf Stahl und Aluminium seien ein Dammbruch in den transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen. Die hochinternationalisierte deutsche Wirtschaft setzte seit Jahrzehnten erfolgreich auf offene Märkte und ein verlässliches Welthandelssystem. "Täglich spüren deutsche Unternehmen, wie der transatlantische Graben breiter wird." Politik und Wirtschaft müssten sich geschlossen für das Welthandelssystem einsetzen.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker reist am 25. Juli zu Handelsgesprächen mit US-Präsident Donald Trump nach Washington. Juncker und Trump verhandelten über eine Verbesserung der transatlantischen Handelsbeziehungen und eine "stärkere Wirtschaftspartnerschaft", teilte die EU-Kommission in Brüssel im Vorfeld mit. Die USA hatten zuletzt Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus Europa erhoben, die EU reagierte mit Gegenzöllen.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/flf
(END) Dow Jones Newswires
July 22, 2018 04:56 ET (08:56 GMT)
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