15.09.2022 17:08:41

Wissing will bei der Schiene "lose Fäden zusammenführen"

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat angekündigt, bisher unabhängig voneinander verfolgte Ziele für den Verkehrsträger Schiene künftig nur noch in einer Gesamtheit zu berücksichtigen und so dessen Attraktivität zu erhöhen. "Für mich steht fest: Der Deutschlandtakt ist das mit der gesamten Branche erarbeite Ziel für die Schiene", sagte Wissing nach einem "Schienengipfel" in seinem Ministerium. Dafür müssten Digitalisierung, Elektrifizierung, Sanierung, Aus- und Neubau "endlich zusammen gedacht" werden. "Ich werde die losen Fäden mit Blick auf das Gesamtziel zusammenführen", kündigte der Verkehrsminister an. "Aber Eines muss ich dazu deutlich sagen: mit dem jetzigen Zustand des Bestandsnetzes werden wir unsere Ziele nicht erreichen." Auch ein digitalisiertes marodes Netz bleibe im Endeffekt ein marodes Netz.

Das Verkehrsministerium betonte, an der Digitalisierung der Leit- und Sicherungstechnik führe kein Weg vorbei. Konkret stelle der Bund zur Einführung des Europäischen Zugbeeinflussungssystems ETCS, unter anderem über das Programm "Digitale Schiene Deutschland", Mittel in Höhe von rund 7 Milliarden Euro bereit. Das langfristige Ziel sei, ETCS bis spätestens 2040 bundesweit einzuführen. Durch die hohe Deckung der Hochleistungskorridore insbesondere mit den transeuropäischen Korridoren, die bis 2030 mit ETCS ausgerüstet werden sollten, ergebe sich "ein großes Synchronisierungspotenzial, das es unbedingt zu nutzen gilt". Der Deutschlandtakt sei der zentrale Kompass für die infrastrukturelle Weiterentwicklung des deutschen Bahnnetzes. Um möglichst schnell spürbare Verbesserungen auf die Schiene zu bringen, werde der Deutschlandtakt schrittweise in Etappen umgesetzt.

Das die Fahrplanjahre 2026 bis 2030 betreffende Potentialkonzept für die zweite Etappe stecke das Zwischenziel ab: einen Halbstundentakt zwischen den Metropolen für den Fernverkehr, belastbare Systemtrassen für den Schienengüterverkehr und gut ausgebaute Knoten. Die Generalsanierung in den Hochleistungskorridoren, die Digitale Schiene, die Elektrifizierung, die Instandhaltung und Wartung und der Aus- und Neubau nach dem Bedarfsplan müssten ineinandergreifen und aufeinander abgestimmt sein. Kapazitätssteigerungen von bis zu 30 Prozent durch Digitalisierung würden sich auf hochbelasteten Strecken alleine durch ein "Softwareupdate" kaum ergeben. Für so hohe Kapazitätssteigerungen seien flankierende Baumaßnahmen notwendig.

Die Bahn stellte unterdessen erste Details zur Korridorsanierung vor. Demnach soll die Strecke Frankfurt/Main-Mannheim innerhalb von fünf Monaten generalsaniert werden. Die gebündelte Erneuerung aller Anlagen und Bahnhöfe auf der so genannten Riedbahn starte am 15. Juli Juli 2024, erklärte die Bahn. Ein übergreifendes Team werde die Arbeiten so koordinieren, dass sie im Rekordtempo erfolgen könnten. Innerhalb von nur fünf Monaten werde die Bahn alle technischen Anlagen erneuern und 20 Bahnhöfe entlang der Strecke modernisieren. Mit der Generalsanierung der Riedbahn bündele die Bahn erstmals auf einem hoch ausgelasteten Korridor alle geplanten Baumaßnahmen der kommenden Jahre innerhalb einer Streckensperrung. "Erstmals entwickeln wir Netz und Bahnhöfe aus einem Guss", sagte Bahn-Infrastrukturvorstand Berthold Huber. Ziel seien mehr Qualität, mehr Pünktlichkeit "und anschließend über Jahre keine Baustellen mehr".

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

DJG/ank/brb

(END) Dow Jones Newswires

September 15, 2022 11:09 ET (15:09 GMT)

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