15.07.2016 14:00:00

Wolford baut sich neue Strukturen, bleibt bei Produktion in Europa

Der Strumpf- und Wäschekonzern Wolford arbeitet sein Kostensparprogramm ab. In den letzten zwei Jahren wurden mehr als 20 defizitäre Standorte geschlossen, meist kleinere Outlets. Alle werden auf ihre Rentabilität abgeklopft. Daneben machen in Top-Lagen neue Läden auf. An den Produktionsstätten Vorarlberg und Slowenien hält man fest. 2016/17 wird Gewinn erwartet, das Umfeld ist aber härter.

Ende April 2016 gab es weltweit 200 Wolford-Boutiquen, davon 113 eigene. 87 werden von Partnern geführt. Alle Filialen müssen Renditevorgaben erfüllen. Im Schnitt sollen die Umsätze pro Quadratmeter steigen. An 39 Orten gibt es Wolford als Shop in Shop (meist in Kaufhäusern), dazu 23 Wolford-Factory-Outlets. Einen Rückzug aus der Fertigung in Europa plant Wolford nicht.

"Wir glauben an die Produktionsstätte Europa", sagte am Freitag Finanzvorstand Axel Dreher bei der Jahrespressekonferenz. Man habe kein primäres Herstellungskostenproblem. 2014 wurde die Verlagerung der Konfektion an den Wolford-Standort in Slowenien und Konzentration der textilen Produktion am Stammsitz in Bregenz begonnen. Damit will man 2016/17 fertig sein.

Seit 2014 läuft ein Produktivitätssteigerungsprogramm namens "NOW". Bei der Reorganisation von Vertrieb und Marketing sei man schon zu 75 Prozent "durch", so der Vorstand. Die Vertriebszentralen werden gestrafft, administrative Doppelgleisigkeiten gekappt. In Europa bedeutet das weniger Jobs, Österreich sei da weniger betroffen. Im Herbst wird ein neues Shopkonzept aufgesetzt, deutlich verstärkt wird der Onlinevertrieb.

Das Unternehmen hat sich ehrgeizige Renditevorgaben gesetzt. Das Ziel einer EBIT-Marge von 10 Prozent im Jahr 2020 sei "ambitioniert", räumte Dreher heute ein. Es sei aber aufrecht. Zum Vergleich: 2014/15 lag die bereinigte Marge nach zwei negativen Jahren bei 0,99 und 2015/16 bei 1,0 Prozent. Das 10-Prozent-Ziel für 2020 sei vor eineinhalb Jahren formuliert worden, unter anderen Rahmenbedingungen, sagt der Vorstand.

Damals gab es keine Terrorängste in aller Welt, ein "Brexit" war kein Thema. Ein Austritt der Briten aus der EU könnte Wolford sechsstellig treffen, die UK-Umsätze könnten um mehr als eine halbe Million Euro rückläufig sein. Nach den Terroranschlägen in Paris sind die Wolford-Umsätze in der französischen Hauptstadt zweistellig eingebrochen.

Das gesamte Umfeld sei derzeit nicht geeignet, zu träumen, meint man bei Wolford. Rückenwind habe die Branche momentan nicht gerade. Der Markt für persönliche Luxusgüter hat sich abgeschwächt, vor allem weil Touristenströme aus Russland und China nachließen. In den USA ist der Konsum verhalten. Trotzdem sollten die eingeleiteten "ergebnissichernden Maßnahmen" greifen, heißt es im Konzern.

Nordamerika ist mit 19 Prozent Umsatzanteil der wichtigste Einzelmarkt des Vorarlberger Strumpf- und Wäschekonzerns, gefolgt von Deutschland (15 Prozent), Österreich (10 Prozent) und Frankreich (9 Prozent).

Heuer im Herbst machen drei ganz neu konzipierte Flagship-Stores auf: Ein erster dieser Art in Berlin, am Kurfürstendamm (2. September), ein zweiter in Shanghai (15. September) und der dritte in Beverly Hills (Mitte Oktober). Bei Erfolg wird das Konzept weltweit ausgerollt, sagte der seit vorigem Jahr amtierende Konzernchef Ashish Sensarma.

Das vor 65 Jahren in Bregenz gegründete börsennotierte Unternehmen ist in 63 Ländern. Relativ stabil blieb im letzten Jahr mit 1.571 die Zahl der Beschäftigten. Operativ gab es 2015/16 wie prognostiziert Gewinn, unterm Strich nach einem negativen Steuereffekt aber einen Verlust von 6,19 Mio. Euro. Trotz eines verhaltenen Starts ins neue Geschäftsjahr sollte, so die heutige Prognose, das Jahr 2016/17 mit einem Nettogewinn enden. Auch der Umsatz (2015/16: 162,4 Mio. Euro) soll steigen.

(Schluss) rf/tsk

ISIN AT0000834007 WEB http://www.wolford.com

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