29.12.2017 14:25:43

XETRA-SCHLUSS/2017 war ein Ausnahmejahr am deutschen Aktienmarkt

Von Thomas Leppert

FRANKFURT (Dow Jones)--Für den deutschen Aktienmarkt ist 2017 ein gutes Jahr gewesen. Der letzte Tag des Jahres kostete allerdings ein paar Punkte von der Jahresperformance, am Freitag schloss der DAX belastet vom festen Euro um 0,5 Prozent leichter bei 12.918 Punkten. Der Handel verlief am letzten Handelstag 2017 in ruhigen Bahnen, die großen Unternehmensnachrichten fehlten. Gegenüber dem Vorjahr summierte sich das Plus auf 12,5 Prozent. Dabei erreichte das wichtigste deutsche Marktbarometer im November mit 13.525 Punkten den höchsten Stand seiner Geschichte.

Hauptantriebsfeder für Aktien war im zu Ende gehenden Jahr neben der immer stärker anziehenden Konjunktur erneut die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) mit der Folge weiterhin extrem niedriger Zinsen. So rentieren Bundesanleihen mit einer Laufzeit von bis zu 6 Jahren im negativen Bereich. Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren werfen lediglich 0,43 Prozent Zinsen ab. Unternehmen können somit zu historisch niedrigen Zinsen Geld am Kapitalmarkt aufnehmen.

Eine weitere Folge der EZB-Geldpolitik ist der lange Zeit niedrige Euro. Damit verbesserte sich die internationale Wettbewerbsposition stark vom Export abhängiger Unternehmen, wie sie vor allem in Deutschland zu finden sind, und ließ in den vergangenen Quartalen die Gewinne der Aktiengesellschaften sprudeln. Sollte der Euro im kommenden Jahr steigen, könnte dies Gegenwind für den deutschen Aktienmarkt bedeuten.

TecDAX hatte 2017 innerhalb der DAX-Familie die Nase vorn

Mit einem Jahresplus von knapp 40 Prozent lief der TecDAX 2017 innerhalb der DAX-Familie am besten. Mit Aixtron, Siltronic und Wirecard und S+T warteten 4 der 30 Index-Werte mit Kursverdopplern und mehr auf. Verlierer war die Aktie des Windturbinenherstellers Nordex mit einem Minus von 56 Prozent. Schon im ersten Quartal überraschte Nordex mit einer Gewinnwarnung. Steigender Preisdruck macht dem Unternehmen das Leben schwer. Für den Kleinwerteindex SDAX ging es immerhin noch um knapp 25 Prozent nach oben. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen lag mit einem Plus von 18 Prozent ebenfalls noch vor dem DAX.

Lufthansa der Überflieger im DAX

Mit weitem Abstand größter Gewinner im DAX war mit einem Kursplus von 150 Prozent die Aktie der Lufthansa. Nachdem hohe Pensionsverpflichtungen und eine Streikserie lange Zeit den Kurs bremsten, wirkte eine Einigung des Unternehmens mit seiner Belegschaft wie ein Befreiungsschlag für die Aktie. Zudem hat sich das Unternehmen gegenüber den Billigfliegern mit der Tochter Eurowings gut positioniert. Dass mit Air-Berlin zudem der größte Wettbewerber am Heimatmarkt wegfiel und sich die Lufthansa teile des Geschäfts einverleibte, verschaffte der Kranichlinie zusätzlich Aufwind.

Größter Verlierer im DAX war der Medienkonzern Prosieben mit einem Minus von 21 Prozent. Die Aktie wurde in den vergangenen Quartalen dafür abgestraft, dass das Unternehmen mehrmals die Prognose senkte. Neben fehlenden Werbeeinnahmen hat das Unternehmen den Trend zum Fernsehen im Internet nahezu verschlafen.

Im MDAX verdoppelte sich der Kurs von Uniper nahezu. Für die Eon-Kraftwerkstochter gibt es viele Werber. Allen voran die finnische Fortum, aber auch der aktivistische Investor Elliott hat seinen Fuß in der Tür. Auf der Gegenseite fiel der Kurs der Steinhoff-Aktie im Dezember wie ein Stein auf ein Allzeittief, nachdem Bilanzunregelmäßigkeiten bekannt wurden und der Unternehmenschef sowie der Chef-Kontrolleur - zugleich Großaktionär - das sinkende Schiff verließen. Wenig später teilte der Möbelkonzern dann mit, dass Geldhäuser immer mehr ihre Kreditlinien zurückzögen oder sogar aussetzten. Eine fatale Entwicklung, zumal sich die Schulden des Konzerns per Mitte Dezember auf 10,7 Milliarden Euro beliefen. Die Quittung war ein Jahresminus von über 90 Prozent bei der Aktie.

Viele Insolvenzen bekannter Unternehmen

Noch schlechter erging es einigen prominenten Unternehmen, bei denen die wirtschaftliche Talfahrt nicht nur in einem Kursdebakel der Aktie, sondern auch einem Konkurs endete. Dazu gehörten der einstige Börsenliebling und DAX-Anwärter Solarworld, mit Phoenix Solar erwischte es später im Jahr ein weiteres Unternehmen aus der einst stolzen Vorzeigebranche Sonnenenergie. Aber auch das Traditionsunternehmen Alno beantragte nach Jahren des wirtschaftlichen Leidens im Sommer die Insolvenz und wurde schließlich für 20 Millionen Euro verkauft. Nicht zu vergessen bei dieser Aufzählung ist Beate Uhse. Der Erotik-Konzern schlitterte ebenfalls nach einem langen Siechtum Ende des Jahres in die Pleite. Air Berlin, das Ferienflieger mit dem roten Schoko-Herz, hatte seinen letzten Flug bereits Ende Oktober.

Schwacher Trost aus Aktionärssicht: Absolut hielten sich die Verluste bei den betreffenden Aktien 2017 im Rahmen. Bis auf Solarworld und Phoenix Solar kosteten ihre Aktien zu Beginn des Jahres nämlich schon deutlich weniger als 1 Euro. Und mit jeweils gut 2 Euro waren Solarworld und Phonix Solar auch schon "verdächtig billig".

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/flf

(END) Dow Jones Newswires

December 29, 2017 08:25 ET (13:25 GMT)

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