Katastrophenanleihen als Renditebringer: Wie Hedgefonds 2023 Rekordgewinne eingefahren haben

• Hedgefonds verzeichneten bei Cat-Bonds in 2023 rekordverdächtige Renditen
• Interesse an Cat-Bonds steigt wegen Auswirkungen der globalen Erwärmung
• Rendite von Cat-Bonds könnte 2024 bei einem verlustarmen Jahr etwa 10 bis 12 Prozent betragen

Riesige Gewinne durch Katastrophenanleihen

Kalkulationen in Bezug auf Naturkatastrophen wie Hurrikane und Wirbelstürme führten zu rekordverdächtigen Gewinnen bei Fonds, die von Unternehmen wie Tenax Capital, Tangency Capital und Fermat Capital Management betreut werden. Nach öffentlichen Aufzeichnungen, externen Schätzungen und Informationen von Personen, die mit den Fondsdaten vertraut sind, erzielten alle drei Unternehmen Ergebnisse, die mehr als doppelt so hoch waren wie der branchenübliche Maßstab, so Bloomberg. Grund für die rekordträchtigen Renditen waren mutige Wetten auf Katastrophenanleihen (Cat-Bonds) und andere versicherungsgebundene Wertpapiere. Solche Cat-Bonds werden von der Versicherungsbranche eingesetzt, um sich vor Verlusten schützen zu können, die zu groß wären, um gedeckt zu werden. Somit wird dieses Risiko auf Anleger übertragen, die bereit sind, das Risiko in Kauf zu nehmen, dass sie im Falle einer Katastrophe einen Teil oder sogar ihr ganzes investiertes Kapital verlieren. Bleibt die vertraglich festgelegte Katastrophe jedoch aus, werden sie durch große Gewinne belohnt.

Beste Hedgefonds-Strategie 2023

Das Jahr 2023 stellte sich für eine solche Investitionsstrategie als durchaus profitabel heraus. "Ich glaube nicht, dass wir seit der Geburt der Cat-Bonds in den 1990er Jahren einen solchen Markt gesehen haben", erklärte Toby Pughe, Analyst bei Tenax laut Bloomberg. Das Portfolio des in London ansässigen Hedgefonds mit rund 120 Wertpapieren erzielte im vergangenen Jahr eine Rendite von 18 Prozent. Die beste Hedgefonds-Strategie des Jahres 2023 war eine Wette auf versicherungsgebundene Wertpapiere, von denen Katastrophenanleihen die dominierende Unterkategorie sind. Laut Preqin, einem Beratungsunternehmen, das Daten zur alternativen Vermögensverwaltungsbranche bereitstellt, generierte diese Strategie eine Rendite von über 14 Prozent. Die Benchmark-Rendite von Preqin für die gesamte Branche, die verschiedene Strategien umfasst, betrug 8 Prozent. Im Vergleich dazu verzeichnete der Swiss Re Global Cat Bond Performance Index Total Return einen Zuwachs von 19,7 Prozent, so Bloomberg.

Die Ausgabe von Katastrophenanleihen wurde in den vergangenen Jahren durch die steigende Sorge vor zunehmend extremen Wetterereignissen aufgrund des Klimawandels und durch die langjährige Inflation, die die Kosten für den Wiederaufbau nach Naturkatastrophen erhöht, beschleunigt.

Grundstein für die Rekordleistung

Der Grundstein für die rekordhohen Renditen der Cat-Bonds im Jahr 2023 wurde jedoch bereits vor einigen Jahren gelegt, erklärt Bloomberg weiter. Noch im Jahr 2017, als mehrere schwere Hurrikane die USA heimsuchten und Anleger aufgefordert wurden, Mittel zur Deckung von Immobilienverlusten zu beschaffen, galten die Wertpapiere im Allgemeinen eher als riskante Spekulation. Auch in den Jahren 2019 und 2020 blieben die Renditen enttäuschend.

Im September 2022 traf dann Hurrikan Ian auf Florida, der sich als der verheerendste Sturm in der Geschichte des gesamten Bundesstaates erwies. Insgesamt verursachte Ian Schäden in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar. Davon waren jedoch nur 60 Prozent versichert. Dies führte schließlich dazu, dass Versicherungsunternehmen einen größeren Anteil ihres Risikos auf die Kapitalmärkte verlagerten. Angesichts der erheblich gestiegenen Wiederaufbaukosten aufgrund der Inflation schufen diese Umstände die Voraussetzungen für eine Wiederbelebung des Marktes für Katastrophenanleihen. "Der Anstieg der Versicherungswerte im Bereich Wohnimmobilien stieg von 8 Prozent auf 20 Prozent," erklärte Jean-Louis Monnier, der globale Leiter für versicherungsgebundene Wertpapiere beim Schweizer Rückversicherungsunternehmen Swiss Re. "Versicherungsunternehmen waren gezwungen, mehr Versicherungsschutz zu erwerben."

Um den Zustrom neuer Risiken aufzunehmen, verlangten Cat-Bond-Investoren wesentlich höhere Renditen und die Spreads, die Prämien im Vergleich zum risikofreien Zinssatz, erreichten Anfang 2023 ihren Höchststand. Die Renditen wurden dann durch eine vergleichsweise milde US-Hurrikansaison verstärkt, was letztlich weniger Auslöseereignisse und mehr Gewinn für die Anleger bedeutete.

Zukunftsaussichten

Greg Hagood, Mitbegründer von Nephila Capital, einem Sieben-Milliarden-Dollar-Hedgefonds, der sich auf Rückversicherungsrisiken spezialisiert hat, erklärte ebenfalls, dass die Spreads im letzten Jahr "wahrscheinlich die höchsten waren, die sie jemals in meiner Karriere hatten, gemessen am Risiko, das wir eingehen", zitiert Bloomberg. Dominik Hagedorn, Mitbegründer des auf Bermuda ansässigen Unternehmens Tangency Capital, sagte außerdem, das Interesse von Hedgefonds an versicherungsgebundenen Wertpapieren habe in den letzten 12 bis 18 Monaten "ziemlich deutlich zugenommen. […] Angesichts der aktuellen Spreads wäre ich nicht überrascht, wenn das noch etwa ein Jahr so bleiben würde."

Die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf Wettermuster sind ein zentrales Element in der Modellierung von Katastrophenanleihen. Karen Clark, eine Vorreiterin in der Modellierung von Katastrophenrisiken, erklärt, dass das Marktinteresse an sogenannten sekundären Gefahren wie schweren Konvektionsstürmen, Winterstürmen und Waldbränden zunimmt, da dort die Nachfrage und die Chancen liegen.
Brett Houghton, Geschäftsführer von Fermat, betonte zudem, dass solche sekundären Gefahren eine gute Möglichkeit seien, um "zur Diversifizierung Ihres Portfolios beizutragen." Er fügte jedoch auch hinzu, dass sie weiterhin schwer zu modellieren seien, weshalb sie mit "einer gewissen Unsicherheit" verbunden sind.

Cat-Bonds werden zudem auch um neue Arten von Risiken erweitert. Im letzten Jahr konnten Anleger erstmals auf öffentlichen Märkten Engagements in Cyber-Katastrophenanleihen erwerben, die mittlerweile als eine der gefürchtetsten externen Bedrohungen von Unternehmensleitern betrachtet werden. Cyber-Cat-Bonds waren "im Jahr 2023 ein großer Erfolg", zitiert Bloomberg Monnier von Swiss Re. "Es gibt immer noch eine begrenzte Gruppe von Anlegern, die in Cyber-Anlagen investieren können, aber ich denke, der nächste Schritt wird eine breitere Akzeptanz seitens der Wall Street sein."

Cat-Bond-Investoren, die auf ein weiteres Rekordjahr hoffen, sollten laut Hagedorn jedoch beachten, dass die Zuflüsse die Spreads verengt haben. Tenax gehe davon aus, dass die Rendite der Cat-Bonds in diesem Jahr etwa 10 bis 12 Prozent betragen könnte, verglichen mit 18 Prozent im letzten Jahr. Dies setzt voraus, dass 2024 ein weiteres "Jahr ohne Verluste" ist, was bedeutet, dass es keine Naturkatastrophe gibt, die groß genug ist, um die sorgfältig formulierten Zahlungsklauseln der Anleihen auszulösen.

Redaktion finanzen.at

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