FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen bauen am Mittwochnachmittag die Verluste weiter aus. Den Anlegern fehlt der Glauben an eine Erholung. Am Vortag hatte die Ankündigung der Verschiebung einzelner Zölle auf chinesische Importe eine Erholungsrally ausgelöst. Mit dem Verschieben weiterer Zölle auf chinesische Waren habe die Trump-Regierung den Märkten ein "Durchatmen" ermöglicht, sagt Marktstratege Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Zum "Aufatmen" sei es allerdings zu früh. Wie es im Handelsstreit weitergeht, ist und bleibt offen.
Der DAX verliert 2 Prozent auf 11.519 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,8 Prozent auf 3.296 nach unten. Schwache Wirtschaftsdaten sind nicht dazu angetan, die Stimmung zu heben. Zum einen ist die Industrieproduktion in China im Juli erheblich schwächer gewachsen als erwartet. Der Zuwachs erreichte gegenüber dem Vorjahr das geringste Niveau seit 17 Jahren. Hier sind die Auswirkungen des US-chinesischen Handelskonfliktes bereits deutlich zu erkennen. Zum anderen hat sich die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands wie erwartet abgeschwächt. Im zweiten Quartal schrumpfte die hiesige Wirtschaft um 0,1 Prozent.
Die Anleihemärkte senden derweil zunehmend Rezessionssignale aus. Erstmalig seit 2007 ist die US-Zinskurve zwischen 2- und 10-jährigen US-Staatsanleihen invers - das heißt, die Rendite der langlaufenden Papiere liegt unter den kürzer laufenden. In der Vergangenheit war ein solches Phänomen häufig Indikator für einen baldigen Wirtschaftsabschwung. Der Bund-Future hat am Mittwoch ein neues Allzeithoch markiert. Im Handel stellt man sich auf geldpolitische Lockerungen durch die EZB und die US-Notenbank im September ein. Eine Zinssenkung in den USA gleich um 50 Basispunkte wird in der Zwischenzeit bereits mit 20 Prozent eingepreist.
Zykliker werden abverkauft
Verkauft werden zyklische Titel. Rohstoffaktien verlieren im Schnitt 2,3 Prozent, Banken 2,7 Prozent, Techwerte 2,5 Prozent und der Automobilsektor 2,5 Prozent. Im DAX fallen Thyssenkrupp 4,8 Prozent, BMW 2,3 Prozent, Daimler 2,5 Prozent, Deutsche Bank 3,7 Prozent oder Infineon 4 Prozent.
Gegen den Trend legen RWE 0,4 Prozent zu. Der Versorger hat seinen Gewinn im ersten Halbjahr wegen außerordentlicher Zuwächse beim Energiehandel deutlich gesteigert. Das Essener Unternehmen, das vor einem grundlegenden Umbau seiner Geschäftsfelder steht, bekräftigte angesichts der guten Geschäftszahlen sowohl seinen Ausblick als auch sein Dividendenversprechen für 2019. Die defensive Beiersdorf-Aktie notiert praktisch unverändert.
Unternehmenszahlen gibt es vor allem aus der zweiten Reihe. Trotz einer Prognoseanhebung geht es für Evotec um 10 Prozent nach unten - hier dürften Gewinnmitnahmen eine Rolle spielen. Cancom ziehen um 5,4 Prozent an. Das IT-Unternehmen hat nach einer, wie es sagt, "äußerst positiven Geschäftsentwicklung" im zweiten Quartal nun die Prognose angehoben. Umsatz, EBIT und EBITDA dürften nun "sehr deutlich" steigen, so das Unternehmen.
Nach Zahlen verlieren Leoni 5,2 Prozent. Im Blick steht indes die Liquiditätslage des Unternehmens. Das Unternehmen hält die Wahrscheinlichkeit einer Kapitalerhöhung für "nicht sehr hoch". Das Unternehmen ist zuversichtlich, im zweiten Halbjahr genügend Liquidität zu besitzen.
In Europa steigt die Aktie des Bauunternehmens Balfour gleich um 8,1 Prozent. Händler sprechen von guten Geschäftszahlen. Der Vorsteuergewinn ist im ersten Halbjahr um 26 Prozent gestiegen. Den Ausblick auf den freien Cashflow hat das Unternehmen nun erhöht. An der Pariser Börse geht es für Sanofi um 0,5 Prozent nach oben - hier stützt unter anderem eine Kaufempfehlung der UBS.
Unternehmenszahlen aus der zweiten Reihe
"Nordex hat den Ausblick bestätigt, das ist eine gute Botschaft", so ein Marktteilnehmer. Während Wettbewerber enttäuschende Geschäftszahlen geliefert hatten, überrascht Nordex auf der positiven Seite. Allerdings bedarf es eines guten zweiten Halbjahres, um das Ziel zu erreichen. Die Titel ziehen um 15,5 Prozent an. Bilfinger verlieren nach Zahlen 8,1 Prozent. Diese sind im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, allerdings stören sich einige Anleger an einem schwächeren Cashflow.
Hamburger Hafen steigen nach Zahlen um 1,5 Prozent. Umsatz und Gewinn sind im ersten Halbjahr wie erwartet deutlich gewachsen. Die Prognosen für das Gesamtjahr sollen nun "sicher" erreicht werden. Für Ado geht es nach dem Geschäftsausweis um 1,2 Prozent nach oben.
Für Cropenergies geht es nach der Anhebung der Ziele für das Geschäftsjahr 2019/20 kräftig um 0,9 Prozent aufwärts. Das Unternehmen erwartet nun ein operatives Ergebnis von 50 bis 75 Millionen Euro nach zuvor 30 bis 70, das EBITDA soll bei 90 bis 120 nach 70 bis 115 Millionen liegen. Das Unternehmen verweist auf die gestiegenen Erlöse für erneuerbares Ethanol.
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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 3.286,30 -2,11 -70,86 9,49
Stoxx-50 3.032,08 -1,57 -48,24 9,86
DAX 11.494,10 -2,18 -256,03 8,86
MDAX 24.723,20 -2,14 -540,75 14,52
TecDAX 2.714,91 -2,07 -57,51 10,80
SDAX 10.418,92 -2,03 -215,58 9,57
FTSE 7.136,94 -1,57 -113,96 7,77
CAC 5.250,14 -2,11 -112,92 10,98
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite -0,65 -0,04 -0,89
US-Zehnjahresrendite 1,60 -0,10 -1,08
DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 07:42 Uhr Di, 17:28 % YTD
EUR/USD 1,1145 -0,25% 1,1168 1,1190 -2,8%
EUR/JPY 118,09 -0,97% 118,93 119,12 -6,1%
EUR/CHF 1,0852 -0,54% 1,0904 1,0893 -3,6%
EUR/GBP 0,9241 -0,23% 0,9265 0,9276 +2,7%
USD/JPY 105,98 -0,70% 106,49 106,46 -3,3%
GBP/USD 1,2060 -0,01% 1,2056 1,2063 -5,5%
USD/CNY 7,0221 -0,30% 7,0201 7,0435 +2,1%
Bitcoin
BTC/USD 10.482,75 -3,40% 10.552,00 10.899,50 +181,8%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 54,86 57,10 -3,9% -2,24 +14,7%
Brent/ICE 59,13 61,30 -3,5% -2,17 +6,9%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.507,46 1.501,39 +0,4% +6,07 +17,5%
Silber (Spot) 17,11 16,98 +0,7% +0,13 +10,4%
Platin (Spot) 848,44 852,50 -0,5% -4,06 +6,5%
Kupfer-Future 2,59 2,63 -1,3% -0,04 -1,9%
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DJG/mpt/raz
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August 14, 2019 10:16 ET (14:16 GMT)