Neues Inflationsziel 25.09.2020 22:30:00

Das bedeutet der Strategiewechsel der Fed für den US-Dollar

Das bedeutet der Strategiewechsel der Fed für den US-Dollar

• Neue Strategie der Fed
Geldpolitik dürfte längere Zeit sehr locker bleiben
• Dollar wird geschwächt

Schon seit einiger Zeit haben die Märkte darauf gewartet, Ende August hat Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank, dann geliefert: Die Fed verschafft sich mehr geldpolitischen Spielraum, indem sie beschlossen hat, dass das Inflationsziel künftig nur noch im Durchschnitt bei zwei Prozent liegen solle. Gemäß diesem neuen, "Average Inflation Targeting" genannten Modell darf sich die Inflationsrate künftig auch für einige Zeit über dem 2-Prozent-Ziel bewegen, falls sie zuvor geraume Zeit unter diesem angepeilten Idealwert lag. Dass die vergangene Inflation berücksichtigt wird ist neu, bisher gab es nur ein in die Zukunft gerichtetes Ziel.

Lockere Geldpolitik bleibt

Diese neue Politik einer "flexiblen Form eines durchschnittlichen Inflationziels" ermöglicht es den US-Währungshütern, einen Ausstieg aus ihrer derzeit ultralockeren Geldpolitik deutlich hinauszuzögern. Denn zuletzt lag die Inflation tatsächlich über mehrere Jahre unterhalb des angestrebten Ziels.

Dank ihrer veränderten Strategie steht die Fed jetzt also nicht mehr unter dem Druck einzugreifen, wenn die Inflation in Zukunft - etwa bedingt durch die lockere Geldpolitik - steigen sollte. Selbst dann nicht "wenn die US-Wirtschaft nach der Coronakrise in einen stabilen und anhaltenden Aufschwung einschwenkt", zitiert die "WirtschaftsWoche" LBBW-Chefökonom Uwe Burkert.

Dollar unter Druck

Auch Ralf Umlauf von der Heleba sieht im Strategiewechsel der Fed eine mittelfristige Fortsetzung der ultralockeren Geldpolitik. "Denn mit der Möglichkeit, nach einer Phase niedriger Inflation eine Phase höherer Teuerungsraten zuzulassen, ist der Druck reduziert, mit Zinserhöhungen gegenzusteuern. Insbesondere die mittel- und langfristigen, durchschnittlichen Inflationserwartungen sollten vor diesem Hintergrund zulegen, zumal sie trotz der Erholungen im historischen Vergleich noch immer als niedrig einzustufen sind", zitiert die "WirtschaftsWoche" den Experten.

Zahlreiche Marktbeobachter befürchten, dass nun per Saldo ein höheres Inflationsniveau droht. Dies in Verbindung mit dem niedrigen Zinsniveau drückt aber auf die reale Rendite von Staatsanleihen, bei der die Inlation berücksichtigt wird. Die Dollar-Anlagen verlieren somit an Attraktivität. Weil eine Geldanlage in den USA den Anlegern unter diesen Voraussetzungen unsicherer erscheinen könnte, verschieben sie ihre Gelder eventuell in andere Währungsgebiete. Als direkte Auswirkung würde der Dollar gegenüber anderen Währungen fallen. Er würde also geschwächt. Die neue Strategie der US-Notenbank könnte also den Kurs des Dollars dauerhaft senken.

So erklärte Heng Koon How, Leiter der Marktstrategie bei der United Overseas Bank (UOB) laut "FX STREET" angesichts des Strategiewechsels der Fed: "Wir halten an unserer Gesamtthese einer allmählichen Schwäche des US-Dollars fest. Zwar häufen sich die kurzfristigen Positionierungen, und auf kurze Sicht scheint der US-Dollar überverkauft zu sein, aber alle wichtigen negativen Antriebskräfte des US-Dollars bleiben intakt. Diese Faktoren sind eine verlängerte FED-QE, eine erhöhte US-Geldmenge, ein geringeres US-Zinsgefälle, eine anhaltende Diversifizierung weg vom USD und ein beständiges Risiko-Umfeld".

Redaktion finanzen.at

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