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Pleitewelle |
14.12.2022 23:33:00
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Schwierige Zeiten für Krypto-Lending-Firmen: Wie es für BlockFi, Celsius & Co. weitergehen könnte
• Insolvenzen wegen Abzug von Kundengeldern, teils illegale Praktiken
• DeFi als Lösung für Krypto-Lender?
Im Jahr 2022 gerieten mehrere Krypto-Lender aufgrund von Liquiditätsproblemen in Schieflage. Unter anderem meldete im Sommer - infolge des Terra/LUNA-Debakels - mit Celsius Network einer der bis dato größten Marktakteure im Bereich Krypto-Lending Insolvenz an, die NFT-gestützte Lending-Plattform BendDAO entging derweil nur knapp einer Liquiditätskrise. Im November wurde dann der Krypto-Lender BlockFi Opfer des durch die FTX-Pleite ausgelösten Marktbebens im Kryptosektor und musste ebenfalls Insolvenz nach Chapter 11 anmelden. Auch weitere Unternehmen der Branche, wie etwa die Kryptofirma Genesis, die ebenfalls digitale Coins verleiht, kämpfen aktuell ums Überleben.
In dem einst vielversprechenden Wachstumssektor des Krypto-Lendings, der vor allem in den Jahren vor Beginn des Stimmungsumschwungs am Kryptomarkt boomte, hat der Krypto-Winter nun zahlreiche Probleme aufgedeckt und das Vertrauen in die dort tätigen Unternehmen beschädigt. Doch inwiefern sind die einst respektierten Firmen selbst schuld an ihrem Niedergang, und wie könnten Lösungen aussehen, um die einst beliebte Branche in Zukunft besser aufzustellen?
Das Geschäftsmodell der Krypto-Lending-Firmen
Alle Krypto-Lender - egal ob in Schieflage oder nicht - haben gemeinsam, dass sie von Marktakteuren hinterlegte Kryptowährungen an andere Marktakteure, in der Regel Unternehmen, verleihen. "Krypto-Lending ist der Prozess, Personen zu vernetzen, die überschüssiges Krypto-Kapital haben und Rendite auf ihr Geld verdienen möchten, indem sie es auf einer Plattform hinterlegen, die diese Gelder an Personen verleiht, die Krypto leihen möchten und bereit sind, Sicherheiten zu hinterlegen und Zinsen auf ein Darlehen zu bezahlen", beschreibt etwa "CoinDesk" das Geschäftsmodell der im Krypto-Lending aktiven Unternehmen. Laut "Reuters" ist Krypto-Lending "im Wesentlichen Banking - für die Krypto-Welt".
Tatsächlich hinterlegen Sparer - wie bei einem Bankkonto - bei einem Krypto-Lender Kryptowährungen und erhalten dafür Zinsen, die laut "Reuters" meist von dem hinterlegten Token abhängig sind. Die Krypto-Kreditgeber selbst erwirtschaften ihre Profite in der Regel durch die Spanne, die zwischen den Zinszahlungen an die Einleger und den von den Kreditnehmern verlangten Gebühren liegt. Anders als Banken, die bis vor Kurzem noch unter der Niedrigzinsphase litten, boten Krypto-Lender jedoch Renditen von bis zu 20 Prozent auf das eingezahlte Kapital - und konnten vor allem damit zahlreiche Kunden anlocken. Auch dass sie im Vergleich zu Banken mit einem einfacheren Zugang und weniger Papierkram um Kunden warben, dürfte laut "Reuters" zu ihrer Beliebtheit beigetragen haben.
Gründe für die Pleitewelle bei Krypto-Lendern
Die Probleme für die Krypto-Lending-Firmen begannen jedoch laut "Coindesk", als aufgrund der erhöhten Volatilität im Kryptosektor die Zahl der Einzahler und Kreditnehmer sank und immer mehr Kunden begannen, ihr Geld abzuziehen. Da auch die Kryptowährungen, die als Sicherheiten von den Kreditnehmern hinterlegt worden waren, durch den Kursrutsch bei sämtlichen Coins an Wert verloren, kamen die Unternehmen zunehmend in Liquiditätsprobleme. Besonders brisant: In einigen Fällen wurde von den Kreditgebern laut der Krypto-Nachrichtenseite sogar gänzlich auf Sicherheiten verzichtet. Als Beispiel werden Krypto-Lending-Pools wie Clearpool genannt, bei denen es sich um ein "unbesichertes Kreditprotokoll" handelt, bei denen Kreditnehmer "keine Vermögenswerte verpfänden [müssen], und die Kredite [...] durch ihren Ruf und ihre angeblich gute Bonität besichert" sind. Zinssätze werden laut "Coindesk" bei solchen Lending-Pools dynamisch festgesetzt und orientieren sich an der Menge an Kapital, die aus dem gewährten Kreditrahmen entnommen wird.
Hinzu kam, dass einige Krypto-Lender illegale oder zumindest besonders riskante Praktiken nutzten - was aufgrund der fehlenden Aufsicht der Branche nicht auffiel. So mussten die Krypto-Lender kaum Regeln in Bezug auf die Transparenz oder den Umgang mit dem verwalteten Kapital befolgen. "Coindesk" spricht etwa davon, dass sich manche Unternehmen auf besonders riskante - und im Nachhinein schlechte - Wetten einließen oder Kapital erneut verliehen wurde, das eigentlich gar nicht da war. Bei Celsius Network soll es laut der Wertpapieraufsicht von Vermont außerdem eine Art Schneeballsystem gegeben haben, bei dem alte Investoren mit dem Geld neuer Kunden ausbezahlt worden seien. Außerdem sei Geld aus dem Marketingbudget genutzt worden, um besonders hohe Zinszahlungen tätigen zu können. Dass dieses System zusammenbrechen musste, sobald der Boom an den Kryptomärkten endete, ist wohl unstrittig. Allerdings dürfte es nicht bei allen Krypto-Lending-Unternehmen zu einem Missbrauch der Kundeneinlagen oder illegalen Praktiken gekommen sein. Da es sich allerdings um private Firmen handelt, sind die genauen Gründe für die Schieflage oft nicht transparent erkennbar.
So könnte die Branche womöglich reformiert und gerettet werden
Wie bei allen schlechten Nachrichten aus dem Krypto-Sektor wurde auch zur Vermeidung weiterer Pleiten bei den Krypto-Lendern laut "Coindesk" eine strengere Regulierung als Vorschlag eingebracht. Diese könne dafür sorgen, dass die Einlagen besser verwaltet werden und so die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen gesichert wird.
Dass mehr Transparenz in der Branche benötigt wird, ist offensichtlich - allerdings gibt es neben einer Regulierung noch andere Wege, diese zu erreichen. "Unironischerweise unterstreicht der zweite Fall von Massenentschuldung über Krypto die Notwendigkeit der Transparenz, die DeFi bietet", sagte etwa Walter Teng, Vize-Präsident der Anlagestrategie beim Analysehaus Fundstrat, gegenüber "Coindesk". Sowohl DeFi - kurz für dezentralisierte Finanzen - als auch die Krypto-Lending-Branche teilen sich die gemeinsame Vision, dass Finanzdienstleistungen in Zukunft auf die traditionellen Finanzunternehmen verzichten können, die bislang als Mittelsmann dienen, und Nutzer mit korrespondierenden Bedürfnissen stattdessen direkt zusammengebracht werden. Tatsächlich hätten sich Krypto-Lender im DeFi-Bereich laut der Krypto-Nachrichtenseite in den jüngsten Turbulenzen besser geschlagen als andere Branchenkollegen. Ein Grund dafür sei, dass bei DeFi alle nach den gleichen Regeln spielen müssten und keine Freundschaftskonditionen für vermeintlich vertrauenswürdige Personen oder Unternehmen möglich seien. Zudem würden DeFi-Plattformen von ihren Nutzern im Normalfall verlangen, ihre Kredite zu übersichern und die Einlagen wären außerdem vor dem Zugriff menschlicher Akteure geschützt, da sie nicht an einem Ort verwahrt werden.
Die Webseite "Decrypt" bringt auch noch eine weitere Möglichkeit ins Spiel, wie die Krypto-Lending-Branche für ihre Nutzer sicherer gestaltet werden könnte: Proof of Reserves. Dabei handelt es sich laut Investopedia um eine "transparente Prüfungspraxis für Kryptowährungsunternehmen, die einen unvoreingenommenen Bericht über die Vermögensreserven der Unternehmen liefert. Prüfer von Drittanbietern greifen auf kryptografische Signaturen zu, die den Gesamtsaldo der Kundenvermögenswerte darstellen, und stellen sicher, dass der Verwahrer dieser Vermögenswerte über einen gleichen (oder höheren) Betrag an Reservevermögen verfügt, um alle potenziellen Kundenabhebungen abzudecken". Laut "Decrypt" sei dieser Nachweis - verbunden mit öffentlichen Wallet-Adressen und externen Prüfern - "eine potenzielle langfristige Lösung für Kryptounternehmen", um Liquiditätskrisen zu verhindern.
Redaktion finanzen.at
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