26.03.2010 16:14:19
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Devisenfonds unter der Lupe
Harthausen (aktiencheck.de AG) - Die Experten vom "Geldanlage-Brief" haben in ihrer aktuellen Ausgabe Devisenfonds unter die Lupe genommen.
Größer, schneller, breiter - das seien die Merkmale der Devisenmärkte. Man habe rund um die Uhr geöffnet und führe unterschiedlichste Akteure zusammen: Konzerne, die Einnahmen aus Exporten in Fremdwährungsräume absichern möchten ebenso wie Zentralbanken, die die eigene Währung pflegen würden, und nicht zuletzt Spekulanten, die mit hohen Hebeln hantieren und den Markt mit Liquidität versorgen würden. Die Besonderheit: Als Anleger müsse man nicht notwendigerweise hohe Risiken eingehen. Man könne im Gegenteil aus einer ganzen Reihe von Strategien wählen.
Der wohl prominenteste Währungsspekulant heiße George Soros mit seinem 1969 gegründeten Quantum-Fund. Der heute Achtzigjährige stehe zugleich für eine der riskantesten Strategien: Anhand volkswirtschaftlicher Daten habe er unter- und überbewertete Währungen ermittelt. Die ersten habe er gekauft, die zweiten habe er sich geliehen, um sie zu veräußern und später günstig zurückkaufen zu können. Das Fachwort dafür heiße Leerverkauf.
Eindrucksvollstes Beispiel sei 1992 der Verkauf von 10 Mrd. Britischen Pfund gewesen. Sein Gegenspieler, die Bank of England, habe sich in der Folge außerstande gesehen, dessen Wechselkurs zu Währungen des Europäischen Währungssystems (EWS) aufrechtzuerhalten. Folge: Sie habe das Pfund abgewertet, Soros habe es zu einem günstigeren Kurs zurückkaufen und als Wochengewinn eine Mrd. US-Dollar vereinnahmen können.
Es müsse nicht gleich die Alles-oder-Nichts-Strategie eines George Soros sein. Als Privatanleger könne man sich auch nachhaltiger positionieren. Zum Beispiel mit so genannten Carry Trades: Man leihe sich Geld in Niedrigzinswährungen und lege es in Hochzinswährungen an - und solange die Wechselkurse die Zinsdifferenz nicht aufzehren würden, erziele man einen risikolosen Gewinn.
Die Strategie der Carry Trades gebe es auch als börsengehandelten Indexfonds (ETF). Größter Anbieter in punkto Devisen-ETF sei die Deutsche Bank. Ihr Currency Carry-ETF (db x-trackers CURRENCY CARRY ETF 1C) kaufe sich vollautomatisch in die drei am höchsten verzinslichen Währungen der Gruppe der G10-Staaten ein und verkaufe gleichzeitig die drei mit den niedrigsten Zinsen. Die Umsetzung erfolge dabei mit Drei-Monats-Terminkontrakten. Aktuell sei der ETF in US-Dollar, Japanischem Yen und Schweizer Franken verschuldet und lege das Kapital im Neuseeland- und Australischer Dollar sowie in der Norwegischen Krone an.
Der Currency Carry-ETF sei nicht ohne Tücke. Als in 2008 der Yen plötzlich und heftig aufgewertet habe, habe der ETF binnen weniger Monate rund 25 Prozent an Wert verloren. 2008 sei jedoch ein Ausnahmejahr. Blende man es aus, funktioniere die Carry Trade-Strategie: Nach dem Absturz habe der ETF auf den Wachstumspfad zurückkehren und kontinuierliche Erträge von bislang rund dreißig Prozent herausarbeiten können. Seit seiner Auflage Anfang 2008 überrunde er sowohl den DAX, als auch den Euro Stoxx 50. Die Kosten des Devisenfonds seien ETF-typisch günstig: maximal 0,3 Prozent pro Jahr.
Der Carry-ETF sei nicht allein auf der Welt. Wenn man sich am Devisenmarkt engagieren möchte, stünden weitere Strategien und Fonds zur Verfügung. Beispiel Currency Valuation (db x-trackers CURRENCY VALUATION ETF 1C): Der ETF betrachte jede G10-Währung im Verhältnis zum US-Dollar und setze deren durchschnittliche Kassawechselkurse ins Verhältnis zur Kaufkraft. Die auf diese Weise ermittelten unterbewerteten Währungen kaufe der Fonds, überbewertete leerverkaufe er. Mit Erfolg: Seit Auflage in 2008 liege der ETF mit zwanzig Prozent vorn.
Noch deutlicher, jedoch auch volatiler sei der Gewinn beim dritten im Bunde, dem Currency Momentum (db x-trackers CURRENCY MOMENTUM ETF 1C). Der ETF kaufe Währungen, die im vergangenen Jahr die größten Zuwächse zum US-Dollar aufweisen würden. Währungen, die sich am schlechtesten entwickelt hätten, leerverkaufe er. Das Ergebnis überzeuge nicht: Nach Auflage habe der Anteilswert zunächst über ein Jahr stagniert, urplötzlich um ein Viertel davon gezogen und bröckle seither lustlos ab.
Wenn man sich nun partout nicht entscheiden möchte, könne man auch über alle drei ETF's diversifizieren: Der Currency Returns-ETF (db x-trackers CURRENCY RETURNS ETF 1C) enthalte sie zu gleichen Teilen und habe seit seiner Auflage bei Schwankungen von kaum fünf Prozent einen Ertrag von 13 Prozent erwirtschaftet.
Sämtliche ETFs hätten jedoch einen Nachteil. Auf Sondersituationen könnten sie als passiv investierende Fonds nicht reagieren. Kein Wunder also, dass ein guter aktiv anlegender Fonds eine stetigere Performance aufweise. Einen sehr erfolgreichen, aktiv verwalteten Devisenfonds finde man im 2006 aufgelegten und heute 122 Mio. Euro schweren OP FX Opportunities (OP FX Opportunities ). Seine Strategie: Zunächst erstelle der Computer anhand zahlreicher Faktoren Prognosen zur Entwicklung verschiedener Währungen. Anschließend nehme das Management qualitative Kriterien hinzu, erhalte evaluierte Prognosen - und investiere.
Wirtschaftlich oder politisch instabile Länder würden dabei außen vor bleiben. Ziel sei eine Rendite von 350 Basispunkten über dem Euribor-Zins - bei einer Volatilität von weniger als sieben Prozent. Vier Jahre nach Auflegung liege der Fonds, an dem die plötzliche Yen-Aufwertung übrigens spurlos vorübergegangen sei, mit 16 Prozent im Plus. Er habe sein selbst auferlegtes Ziel damit knapp erreicht.
Von den fokussierten ETFs würden nur die Carry- und Valuation-Strategie funktionieren. Sie würden zudem kaum mit Aktien und Anleihen korrelieren und sich daher als hilfreiche Depotbeimischung erweisen.
Restlos habe die Experten vom "Geldanlage-Brief" jedoch keiner der ETFs überzeugen konnte, weshalb sie als "Stand-Alone-Investment" vorläufig den aktiven Fonds OP FX Opportunities bevorzugen. (Ausgabe 3 vom 26.03.2010) (26.03.2010/fc/a/f)
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