14.10.2008 15:58:59
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Frankfurter Fondshandel Ruhe nach dem Sturm
Frankfurt (aktiencheck.de AG) - In der vergangenen Woche haben die Panikverkäufe an den internationalen Aktiemärkten auch den Fondshandel nicht verschont, so die Deutsche Börse AG.
"Die Anleger wollten nur noch raus, egal welches Produkt - das war Panik pur", fasse Christoph Schmidt von N. M. Fleischhacker die Entwicklung zusammen. Wie der Fondsexperte der Frankfurter Wertpapierhandelsbank berichte, seien dabei Rekordumsätze erreicht worden. Zum Wochenauftakt scheine sich die Anlegerstimmung aber wieder zu beruhigen, Käufer und Verkäufer würden sich nun wieder weitestgehend die Waage halten.
"Der größte Teil hat sich in der vergangenen Woche wie bereits in der Vorwoche in Geldmarktfonds abgespielt. Hier sind die Anleger bei immensen Umsätzen hinausgeflüchtet. Vor allem die Produkte, die auch in Island investiert sind, hat es besonders hart getroffen, als über einen möglicherweise bevorstehenden Staatsbankrott des Landes spekuliert wurde." So habe unter anderem der UniMoneyMarket EURO (ISIN LU0055734320/ WKN 974033), der einen Teil des Fondsvermögens auf dem isländischen Kapitalmarkt angelegt habe, unter starkem Verkaufsdruck gestanden.
Aber auch die konservativer ausgerichteten geldmarktnahen Fonds UniOpti4 (ISIN LU0262776809/ WKN A0KEBS) und DWS Rendite Optima Four Seasons (ISIN LU0225880524/ WKN A0F426) sowie der DWS Geldmarkt Plus (ISIN DE0008474230/ WKN 847423) seien in der vergangenen Woche nicht besser weggekommen. "Das ist aktuell das Schicksal der Geldmarktfonds: Wenn einer auffällig wird, dann leiden alle anderen mit", meine Christoph Schmidt.
Immobilienfonds, die in den vergangenen Wochen oft noch als sicherer Hafen gegolten hätten, seien ebenfalls aus den Depots verbannt worden. So habe in der vergangenen Woche selbst der KanAm grundinvest (ISIN DE0006791809/ WKN 679180), der im Allgemeinen auch in schwierigen Marktzeiten zu den Gewinnern gehöre, starke Verkäufe hinnehmen müssen.
Ebenso hätten sich die Investoren vom SEB ImmoInvest (ISIN DE0009802306/ WKN 980230) und dem CS Euroreal (ISIN DE0009805002/ WKN 980500) getrennt. Beim Morgan Stanley P2 Value (ISIN DE000A0F6G89/ WKN A0F6G8) würden die Anleger nach Einschätzung von Christoph Schmidt allein schon durch den Namen abgeschreckt. Dies habe sich bereits in den Vorwochen abgezeichnet, nachdem Gerüchte über Liquiditätsprobleme der Investmentbank aufgekommen seien.
Deutsche Aktienfonds würden vom Panikstrudel an den Börsen nur teilweise mitgerissen. Vor allem der Publikumsfonds cominvest Fondak (ISIN DE0008471012/ WKN 847101) zähle zu den Verlierern und sei in der vergangenen Woche von allen Fonds der Wertpapierhandelsbank am stärksten gehandelt worden. Verkäufe berichte Christoph Schmidt ebenfalls beim DWS Aktienstrategie Deutschland (ISIN DE0009769869/ WKN 976986). Der klassische Indexfonds DWS Deutsche Aktien Typ O (ISIN DE0008474289/ WKN 847428) sei im Gegensatz dazu aber gefragt. Beim DWS Deutschland würden sich Käufer und Verkäufer weitestgehend die Waage halten.
Auch bei den Schwellenländerfonds biete sich ein eher gemischtes Bild. Während der DWS India (ISIN LU0068770873/ WKN 974879) vorwiegend verkauft werde, würden beim DWS Russia (ISIN LU0146864797/ WKN 939855) die ersten mutigen Anleger wieder einsteigen. "Das liegt auch ein bisschen daran, dass in Russland die Lichter zwischenzeitlich fast ganz ausgegangen sind, so dass kaum noch Verkaufsbedarf besteht. Die meisten sind schon draußen."
Ähnlich scheine die Situation in China zu sein. Chinesische Fonds seien in der vergangenen Woche gar nicht mehr auf den Umsatzlisten aufgetaucht. Mit Blick auf die jüngsten Kurssprünge des Hongkonger Index Hang Seng könnte die Nachfrage nach dem DWS China (ISIN LU0146865505/ WKN 565129) aus Sicht von Christoph Schmidt in dieser Woche aber wieder anziehen.
Fonds mit Schwerpunkt Osteuropa, wie der cominvest Fund European Emerging Market Equity (ISIN LU0081500794/ WKN 987339) oder der Griffin Eastern European (ISIN IE0002787442/ WKN 988954) stünden unterdessen unverändert auf den Verkaufslisten.
Nach Auskunft von Dirk Schröder würden die Anleger zu Wochenbeginn wieder das einsammeln, was sie in der vergangenen Woche verkauft hätten. Wie der Fondsspezialist von DBM berichte, hätten am Donnerstag und Freitag nahezu alle Fonds unter starkem Verkaufsdruck gestanden. "Unter anderem beim European Growth Fund von Fidelity (ISIN LU0048578792/ WKN 973270) gingen die Umsätze in die Hunderttausende. Auch der Astra Fonds (ISIN DE0009777003/ WKN 977700) wurde uns nur so um die Ohren geschlagen", berichte Schröder und wundere sich ein wenig über die Anlegerflucht, da die Fonds im Allgemeinen einen Anlagehorizont von zehn bis 15 Jahren hätten und die Anleger eigentlich daher dazu geneigt hätten, Krisen einfach auszusitzen.
Die einzige Ausnahme bilde unterdessen der DWS Gold Plus (ISIN LU0055649056/ WKN 973246), der nach Auskunft von Dirk Schröder in dem Maße gekauft werde, wie die anderen abgegeben würden. Der Goldfonds lege am Terminmarkt an und sei dadurch mit einem Hebel gegenüber dem Kassamarkt ausgestattet. "Hier sind die Anleger in der Hoffnung auf steigende Goldpreise in der vergangenen Woche eingestiegen. Jetzt ist aber wieder eine Verkaufsneigung zu beobachten." (14.10.2008/fc/a/f)
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