07.10.2016 14:58:00
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Metzler: Britisches Pfund im Abwärtsstrudel
Es scheint so, als ob Großbritannien einen harten Brexit will und in Zukunft nur noch über ein Handelsabkommen mit der EU verbunden sein möchte. In diesem Falle würde Großbritannien den Zugang zum Binnenmarkt und somit die Passporting-Rechte für sein Finanzsystem verlieren.
Die Aussagen der neuen britischen Premierministerin May auf dem Parteitag der Konservativen am vergangenen Wochenende wurden von vielen Finanzmarktakteuren dahingehend interpretiert, dass Großbritannien eine harte Scheidung von der EU anstrebt und in Zukunft nur noch über ein Handelsabkommen mit der EU verbunden sein möchte. In diesem Falle würde Großbritannien den Zugang zum Binnenmarkt und somit die Passporting-Rechte für sein Finanzsystem verlieren.
Zweifellos ist es mit diesen Perspektiven unattraktiver für ausländische Firmen geworden, in Produktionsstätten in Großbritannien zu investieren, und es steigt die Wahrscheinlichkeit, bestehende Produktionsstätten aus Großbritannien in die EU zu verlagern. Großbritannien hat einen Bestand an ausländischen Direktinvestitionen von etwa 1,5 Billionen USD. Dabei ist das Land mit einem Leistungsbilanzdefizit von knapp 6 % des BIP jedoch erheblich auf den Zufluss ausländischen Kapitals angewiesen.
Zwar wertete das britische Pfund direkt nach dem Brexit-Referendum zunächst deutlich ab, gleichzeitig verzeichneten die Renditen 10-jähriger britischer Staatsanleihen jedoch ebenfalls einen deutlichen Rückgang (1. Phase). Im Endeffekt könnte vor dem Hintergrund dieser Marktbewegungen argumentiert werden, die Finanzmarktakteure hätten damals eine deutliche Lockerung der Geldpolitik durch die Bank von England erwartet.
In den vergangenen Tagen ging die Pfund-Schwäche jedoch mit steigenden Renditen 10-jähriger britischer Staatsanleihen einher (2. Phase). So scheinen die Finanzmarktteilnehmer aufgrund der gestiegenen Wahrscheinlichkeit eines harten Brexit mit geringen ausländischen Kapitalflüssen nach Großbritannien zu rechnen, was das britische Pfund schwächt und die Renditen von Staatsanleihen steigen lässt, da eine geringere Verfügbarkeit von Kapital im Inland erwartet wird.
Damit besteht das Risiko, dass eine Spirale in Gang gekommen ist: mit einer kontinuierlichen Abwertung des britischen Pfunds und steigenden Zinsen, die die britische Wirtschaft schädigen könnten.
Konjunkturbelebung zum Jahresende
Der US-Aufschwung wird vom Konsum getragen, der nach einem Schwächeanfall im August mit deutlichen Zuwachsraten bei den Einzelhandelsumsätzen (Freitag) im September geglänzt haben dürfte. Einer Zinserhöhung der Fed im Dezember steht damit sehr wahrscheinlich nichts mehr im Wege, wie auch die Protokolle der Fed-Sitzung (Mittwoch) zeigen dürften.
In der Eurozone wird der ZEW-Index (Dienstag) veröffentlicht, und aus China kommen die Verbraucher- und Erzeugerpreise (Freitag) für September.
Autor: Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management
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