13.06.2012 16:45:00
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Monatsbericht Mai 2012
„Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus“, so sagt man...
...In diesem Fall scheint sich die Redewendung durchaus zu bewahrheiten, da das Versäumnis des griechischen Parlaments, nach der Wahl vom 6. Mai 2012 eine Regierung zu bilden, die Unsicherheit an den Märkten enorm erhöht hat. Das nächste schicksalsträchtige Datum ist der 17. Juni 2012 - an diesem Tag wird das griechische Volk erneut aufgerufen sein, ein Parlament zu wählen. Vom Ausgang dieser Wahl hängen in den Augen vieler Wohl und Wehe des Euro ab. Sollte es die linksextreme Koalition Syriza schaffen, die stärkste Kraft im Land zu werden, fürchtet man das Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro. Gerade wir Deutschen haben ja einen besonderen Bezug zu dem Datum „17. Juni“, da wir diesen Tag 36 Jahre lang als den Tag der Deutschen Einheit begangen haben, in Gedenken an den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953. Ob auch der 17. Juni 1945 als Gründungstag der CDU historische Bedeutung hat, bleibt der politischen Meinung des Lesers überlassen. Tatsache ist, dass die kommende Wahl in Griechenland Richtungscharakter hat. Sollte tatsächlich ein Bündnis die neue Regierung bilden, welches sämtliche bisher getroffene Vereinbarungen unilateral aufkündigt, dann könnte es zu noch stärkeren Verwerfungen an den Märkten kommen. Die Wahrscheinlichkeit eines Ausscheidens Griechenlands geeint mit einem unkontrollierten Zahlungsausfall (Default) wird als nicht gerade gering eingestuft. Das Marktinformationssystem Bloomberg hatte sich Ende Mai 2012 jedenfalls bereits vorbereitet(siehe Grafik 1), allerdings kurze Zeit später wieder zumindest an der Oberfläche korrigiert (siehe Grafik 2), sodass die Griechische Drachme (nach Euro) nun nicht mehr auffindbar ist.
Griechische Banken haben bereits einen größeren Rückgang an Kundengeldern zu verzeichnen (zwischen September 2009 bis März 2012 über 30% Rückgang), welcher sich in den letzten Wochen sicher noch verstärkt hat. Aus dem Rettungsfonds EFSF haben die griechischen Banken Ende Mai 2012 insgesamt 18 Milliarden Euro Hilfe zur Rekapitalisierung erhalten. Sollte es dennoch ernst mit einem möglichen Austritt Griechenlands werden, dann befürchten einige Beobachter, dass es auch zu einem verstärkten Abfluss von Kundengeldern bei spanischen und italienischen Banken kommen könnte. Die jüngst aufgekommene Diskussion über eine europäische Banken-Union im Stil der US-amerikanischen Einlagensicherung FDIC sollte hoffentlich beizeiten erfolgreich beschlossen werden, um einen Aderlass der bedrohten Banken zu vermeiden.
Dass allerdings überhaupt über derartige, noch vor wenigen Monaten als Spinnereien abgetane Themen diskutiert wird, zeigt den massiven Vertrauensverlust der Akteure an den Märkten. Da kaum mit einer schnellen, wie auch immer gearteten Lösung in Griechenland zu rechnen ist, weiß niemand, wann und vor allem wie dieses Vertrauen zurückgewonnen werden kann. Allem Anschein nach ist jedoch der Weg in eine politische Einheit Europas vorgezeichnet, wenn man den Euro als Gemeinschaftswährung erhalten möchte. Wann das Gründungsjahr der Vereinigten Staaten von Europa allerdings sein wird, lässt sich schwer abschätzen. Der Autor hofft hier auf eher früher als letztendlich zu spät.
Die Kapitalmärkte sind anscheinend erneut allem voraus. Grafiken 3 und 4 zeigen den Verlauf der Renditeentwicklung 10-jähriger Staatsanleihen ausgewählter Länder. Insbesondere Grafik 3 zeigt deutlich, wie die Eurokonvergenz vonstatten ging, d.h. wie sich während der Jahre 1995 bis 1999 die italienischen und spanischen Renditen stark den Renditen Kerneuropas annäherten. Grafik 4 zeigt die jüngere Entwicklung der Renditen, wobei vor allem in den letzten Wochen eine deutliche Differenzierung an den Märkten zwischen Kern und Peripherie stattfand. Interessant ist es vielleicht herauszustellen, dass die Kapitalmärkte Belgien beim letzten Höhepunkt der Krise im zweiten Halbjahr 2011 eher der Peripherie zugerechnet haben, während in der momentanen Phase Belgien dem Kern zuzurechnen ist.
Der vollständige Monatsbericht im pdf-Dokument.
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