Deutsche Bank ist dabei |
15.08.2015 03:00:00
|
Puerto Rico: Pleite im US-Vorgarten
Abgezeichnet hatte sich die Pleite lange, Investoren überraschte sie dennoch. Vor wenigen Tagen verkündete Puerto Rico, eine fällige Anleihe in Höhe von 58 Millionen Dollar nicht bedienen zu können. "Wir haben das Geld nicht", sagte der Stabschef des Gouverneurs, Victor Suarez. Den verblüfften Investoren sagte er zudem, dass die Karibikinsel ihre Schulden nicht begleichen könne und eine Umschuldung brauche.
Die Ratingagentur Moody’s stellte daraufhin den Zahlungsausfall fest. Mit ausstehenden Schulden in Höhe von 72 Milliarden Dollar ist das eine der größten Staatspleiten aller Zeiten. Puerto Rico, das als Währung den US-Dollar hat, ist Teil US-amerikanischen Territoriums mit dem Sonderstatus einer eigenen Verwaltung. Oft wird die Karibikinsel als "Griechenland der USA" bezeichnet. Doch der Hellas-Vergleich hinkt.
Zwar hat die Karibikinsel ebenso wie Griechenland keine eigene Währung und kann so die Wirtschaft nicht per Abwertung ankurbeln. Auch versäumten beide Länder Reformen. Doch die US-Börsen kümmert die Pleite Puerto Ricos kaum.
Während Griechenland hohe Symbolkraft für die Stärke des Euro hat und Europas Börsen über Jahre bewegte, hängt der US-Dollar nicht am Schicksal Puerto Ricos. Zudem betragen die Schulden der Insel weniger als ein Viertel der Verbindlichkeiten Griechenlands. Entsprechend kleiner sind die möglichen Verluste für Gläubiger.
Deutsche Bank betroffen
Vor allem Investoren aus den USA drohen Verluste. Bonds aus Puerto Rico waren dort beliebt: Sie sind in allen US-Bundesstaaten steuerbefreit, auch besteht kein Währungsrisiko. Zugleich lockten etwa Kommunalanleihen aus Puerto Rico mit hohen Zinsen - bei scheinbar geringem Risiko. Denn Papiere von US-Gebietskörperschaften wie Gemeinden galten als sicher, auch wenn Puerto Rico einen Sonderstatus hat. Die US-Regierung will nun aber nicht für Schulden der Insel aufkommen. Gläubiger dürften im Zuge einer Umschuldung daher kaum um Forderungsverzichte herumkommen.Auch die Deutsche Bank hat in den USA Anleihen aus Puerto Rico an Kunden verkauft. Ein Sprecher der Bank in Frankfurt sagte, der Großteil stecke in Spezialfonds für institutionelle Kunden, der Rest betreffe reiche Privatkunden. Die Bestände in den USA beliefen sich auf 65 Millionen Euro, hieß es. Den Kunden drohen nun Ausfälle.
Die Schweizer Bank UBS hat über Geschlossene Fonds Papiere aus Puerto Rico an Kunden veräußert. Sie erlitten Verluste und verklagten die Bank. UBS weist Vorwürfe zurück, früh von Schwierigkeiten mit den Bonds gewusst zu haben. Die Bank zahlte schon im Herbst wegen Verlusten mit Puerto-Rico-Bonds 5,2 Millionen US-Dollar an geschädigte Anleger.
Deutsche Privatanleger dürften kaum von Verlusten betroffen sein: Staatsanleihen aus Puerto Rico werden an hiesigen Börsen nicht gehandelt. Auch Einbußen über Rentenfonds sind unwahrscheinlich. Die großen deutschen Fondsanbieter Union Investment, Deka und Allianz Global Investors sagten auf Anfrage von €uro am Sonntag, keine Bonds aus Puerto Rico in Fonds zu halten. Die Fondstochter der Deutschen Bank erklärte indes, sie halte in Europa knapp eine Million Euro in Puerto-Rico-Bonds.
Wenn Sie mehr über das Thema Fonds erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Weitere Links: