12.09.2002 15:14:50
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Schroders wöchentlicher Marktkommentar vom 9. September 2002
- Verarbeitendes Gewerbe weiterhin auf Expansionskurs
- Defensive Aktien entwickeln sich überdurchschnittlich, da Anleger weiterhin Werte mit niedrigem Beta bevorzugen
Konjunkturüberblick
- In dieser Woche vermehrten sich die Hinweise, daß der Aufschwung in den USA an Dynamik verliert. Der Index des Institute of Supply Management (ISM) für das verarbeitende Gewerbe fiel schwächer aus als erwartet: der Composite Index stagnierte bei 50,5 Zählern. Besorgniserregend ist, daß der Index für Neuaufträge zum ersten Mal seit November letzten Jahres unter die Marke von 50 Zählern fiel. Der ISM-Index für den Dienstleistungssektor fiel im August ebenfalls schwächer aus. Er verzeichnete den dritten Rückgang in Folge. Beide ISM-Indizes blieben über der Grenze von 50 Zählern (die eine wirtschaftliche Expansion markiert), jedoch ist der Trend eindeutig abwärts gerichtet. Es gibt gewisse Anzeichen, daß die Unternehmen mit zunehmendem Stellenabbau reagieren.Obwohl der Arbeitsmarktbericht einen Rückgang der Arbeitslosenrate und einen Anstieg der Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft ergab, hat sich die Zahl der freien Stellen im privaten Sektor zum ersten Mal seit April verringert. Aufgrund der enttäuschenden Nachrichten in jüngster Zeit stellen weitere bescheidene Daten in der Eurozone keine Überraschung dar. Abgesehen von dem relativ guten Ergebnis für das französische BIP im zweiten Quartal konnten die Daten dieser Woche keine Trendumkehr herbeiführen. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor fiel im zweiten Monat in Folge auf den niedrigsten Stand seit Dezember letzten Jahres, und der entsprechende Index für das verarbeitende Gewerbe ging auf 50,8 Zähler zurück, was im Einklang mit dem schwachen Produktionswachstum von 1% auf Jahresbasis steht. Die Aussichten dürften sich mit einer weiteren enttäuschenden Prognose des ISM in den USA kaum verbessern. Schließlich verzeichnete die größte Volkswirtschaft in Europa im Juli einen weiteren Rückgang der Industrieproduktion (die entgegen einem erwarteten Anstieg um 0,4% auf Monatsbasis um 1% niedriger lag). Aufgrund einer praktisch nicht existierenden Inlandsnachfrage erscheint eine Kontraktion im dritten Quartal sehr wahrscheinlich, was die Möglichkeit eines "Double Dip" in Deutschland erhöht. Dies stellt für die EZB ein Dilemma dar. Während die Wirtschaftsaktivität eindeutig nachläßt, bleibt die Inflation in der Nähe der Zielmarke. Allerdings besteht ein gewisses Aufwärtsrisiko aufgrund der Öl- und Nahrungsmittelpreise. Trotzdem sind wir der Auffassung, daß ersteres in den Überlegungen der EZB eine größere Rolle spielt. Wir erwarten folglich bis zum Jahresende eine Senkung um 50 Basispunkte (siehe Zinssatzprognosen).
- In Großbritannien überraschte es in einer ansonsten für die Inlandsdaten gemischten Woche niemanden, daß die Bank of England die Zinsen bei 4% unverändert ließ. Die Erholung der Industrieproduktion um 4,9 % (auf Monatsbasis) im Juli übertraf die Erwartungen und bestätigt, daß der Rückfall im Juni größtenteils die aufgrund der Feierlichkeiten zum Thronjubiläum verlorengegangene Arbeitstage widerspiegelte. Obwohl der Rückgang um 5,5% im Juni nicht ganz kompensiert werden konnte, weist der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe für August (Anstieg um zwei Punkte auf 51 Punkte, also über die entscheidende Marke von 50 Punkten, die eine Expansion signalisiert) auf eine Fortsetzung des Aufschwungs vom Juni hin. Allerdings bedeuten die Stärke des Pfund Sterling und die stockende Konjunktur in den USA und der Eurozone bestenfalls eine bescheidene mittelfristige Erholung. In der Zwischenzeit zeichnet sich der wichtige Dienstleistungssektor weiterhin durch eine Expansion aus. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex stieg im Juli wieder und lag bei 55,5 Zählern. Zusammen genommen bedeutet dies für das dritte Quartal ein weiteres Quartal mit gesundem Wachstum. Zu guter Letzt gab der britische Industrieverband weitere gemischte Daten bekannt. Der Index für den Handel zeigt einen rapiden Rückgang im Einzelhandel an, der auf Jahresbasis mit einem Wachstum der Einzelhandelsumsätze um rund 3% (derzeit 4,5%) einhergeht. Da die fundamentalen Daten mit einer niedrigen Arbeitslosigkeit und niedrigen Kreditkosten weiterhin intakt sind, bleiben wir jedoch insgesamt zuversichtlich (immerhin entsprechen die Einzelhandelsumsätze nur 35% der Ausgaben der privaten Haushalte), daß die Verbraucher noch nicht kapitulieren – warum sollten sie sich verschulden, wenn sie nicht vorhaben, das Geld auszugeben?
- In Japan gingen die Bareinnahmen um 5,2% (auf Monatsbasis) zurück, was zum Teil die niedrigen Umsatzzahlen der Kaufhäuser im Juni erklärt. Die Unternehmensumfrage des japanischen Finanzministeriums für April-Juni ergab, daß die Gewinne in sämtlichen Branchen um 16,8% (auf Jahresbasis) niedriger lagen. Das verarbeitende Gewerbe stieg auf –6% (auf Jahresbasis), unterstützt durch den Bereich elektrische Maschinen, während das nicht verarbeitende Gewerbe auf –10,5% (auf Jahresbasis) zurückging. Die Investitionsausgaben waren schwach und verzeichneten auf Jahresbasis einen ähnlichen Rückgang. In anderen Teilen Asiens stieg der Verbraucherpreisindex in Singapur um 2,9% auf Jahresbasis, was auf eine Unterbrechung der Lebensmittellieferungen zurückzuführen war. Lebensmittel machen im Korb des Verbraucherpreisindex über 50% aus, und die Inflation könnte weiter steigen, da im späteren Jahresverlauf mit einer Rückkehr von El Niño gerechnet wird. Der Produktionsmanagerindex fiel um 1,5% (auf 50,8%) und folgt dem Trend des US-Einkaufsmanagerindexes und des Produktionsmanagerindexes der Eurozone. In Hongkong fielen die Einzelhandelsumsätze um 4% (auf Jahresbasis) aufgrund eines Rekordstands bei der Arbeitslosigkeit (7,8%). Die koreanischen Exporte stiegen im August um 20,4% (auf Jahresbasis), wobei China und Japan einen großen Teil die Nachfrageausfälle aus den USA absorbierten. In den kommenden Monaten wird die Bedeutung des intraregionalen Handels für die exportabhängigen Länder zunehmen, da sich der Abwärtstrend in den USA fortsetzt.
Marktüberblick
- Die Aktienmärkte haben in dieser Woche in allen Regionen wieder nachgegeben. Die schlechteste Entwicklung verzeichnete Europa. Infolgedessen sind die Anleihemärkte in den meisten Regionen, insbesondere in den USA, gestiegen.
- Der US-Dollar hat in dieser Woche gegenüber dem Euro und dem Pfund Sterling an Wert verloren, während er gegenüber dem Yen leicht hinzugewann.
- Auf Sektorenebene entwickelten sich defensive Werte wie Massenkonsumgüter und die Versorgungsindustrie überdurchschnittlich, da die anhaltende Risikoscheu antizyklisch orientierte Anleger zurückschreckte.Die Informationstechnologie litt weiterhin unter diesem Umfeld und entwickelte sich außer in den Schwellenländern überall unterdurchschnittlich.
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