Edelmetalle im Blick 01.06.2013 03:00:02

Krisen-Investment: Gold bleibt Gold

von Emmeran Eder, Euro Magazin

Bei manchen Banken sind die Meinungsschwankungen höher als die Volatilität an den Börsen. Am 10. April 2013 riet die US-Investmentbank Goldman Sachs, auf einen fallenden Goldpreis zu setzen. Zwei Tage später kam der Edelmetallpreis ins Rutschen und verlor am 12. und 15. April in der Spitze bis zu 15 Prozent. Von 1560 US-Dollar fiel die Feinunze Gold bis auf 1321 Dollar. Nun empfiehlt die US-Bank den Kunden, Short-Positionen auf Gold aufzulösen. Der plötzliche Meinungsumschwung lässt Spekulationen blühen, ob beim Goldcrash alles mit rechten Dingen zuging, zumal auch andere Banken kurz vor dem Absturz warnten, die jahrelange Goldhausse könne zu Ende gehen.

Nun fragen sich Anleger, ob sich nicht einige Institute in zwei Tagen eine goldene Nase mit Short-Positionen auf Gold verdient haben. Dafür spricht, dass sich der Goldpreis erstaunlich schnell wieder stabilisiert hat. Dennoch überlegen nach dem Crash viele institutionelle Investoren, ob Gold noch ein sicherer Hafen ist.

Privatanleger sind offenbar nach wie vor davon überzeugt. Sie deckten sich zu den tieferen Kursen massiv mit Gold ein. Zeitweise waren Goldbarren und -münzen ausverkauft. Schmuckhersteller in Indien und China kaufen ebenso wie Notenbanken. Als Verkäufer treten dagegen spekulative Anleger auf, die über Futures in Gold investieren, sowie Besitzer von Gold-ETFs, also Inhaber von Papiergold. Physisch gegen Papier — wer das Rennen macht, ist noch unklar.

Pro und Contra. Gegen einen weiteren Goldpreisanstieg spricht, dass wegen der gut laufenden US-Konjunktur Investoren verstärkt aus Gold in Aktien umschichten dürften. Zudem erwarten Volkswirte, dass die US-Notenbank Fed Ende 2013 die Zinsen erhöhen wird. Was für Gold, das keine Erträge abwirft, negative Folgen hätte. Auch von Inflation ist derzeit nichts zu spüren. Andererseits hat sich an den unterstützenden Faktoren für Gold nichts geändert: Hohe Staatsverschuldung, Abwertungswettlauf, aufgeblähte Geldmenge, niedrige Realzinsen und globale Unsicherheit.

Auch wenn sich die Analysten über die weitere Entwicklung nicht einig sind, glauben die meisten, dass die alten Höchststände von 1928 US-Dollar je Feinunze so schnell nicht mehr erreicht werden. Die Mehrheit rechnet beim Goldpreis mit einer Seitwärtsphase zwischen 1300 und 1600 Dollar. Nach unten ist der Kurs durch die Produktionskosten der Minen abgesichert, die im Schnitt bei rund 1000 Dollar liegen. Wer noch nicht verkauft hat, sollte seine Positionen halten. Wer kein oder nur wenig Gold besitzt, kann beim jetzigen Kursniveau kaufen.

Nach wie vor ist das Edelmetall als Depotdiversifikation mit rund fünf Prozent Anteil sinnvoll. „Anleger sollten Gold wie eine Versicherung als Schutz gegen Inflation und Eurokrise betrachten“, rät Gabor Vogel, Edelmetallanalyst bei der DZ Bank. Als Spekulationsobjekt ist Gold derzeit dagegen weniger geeignet, da die Fortsetzung der Hausse zweifelhaft ist.

Für ein Engagement eignet sich der Gold-ETC der Stuttgarter Börse Euwax (ISIN: DE000EWG0LD1). Das Papier ist gebührenfrei und mit Gold unterlegt. Eine Auslieferung ist jederzeit möglich. Wer dagegen mit dem Schlimmsten rechnet, sollte Gold in Barren- oder Münzform erwerben. Möglich ist das über Anbieter wie Pro Aurum oder Heraeus. Sowohl der Kauf als auch die Lagerung sind jedoch mit deutlich höheren Kosten verbunden als ein ETC. Anders als beim ETC sind dafür Kursgewinne nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei.

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