27.10.2015 18:28:49
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MÄRKTE EUROPA/Fallender Ölpreis wirbelt Märkte durcheinander
Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Schwache Öl- und Rohstoff-Aktien haben die Rally an den europäischen Börsen am Dienstag gestoppt. Der pan-europäische Stoxx-50-Index fiel um 0,9 Prozent. Die Branchen-Indizes der Öl- und Rohstoff-Aktien gaben zwischen gut 2 und knapp 3 Prozent ab. Grund: Der Ölpreis ist auf den tiefsten Stand seit Ende August gefallen. Das setzte die Renditen in Europa unter Druck, die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel auf den tiefsten Stand seit April.
In den vergangenen zweieinhalb Wochen hat der Ölpreis nun etwa 17 Prozent verloren. Und die Aussichten bleiben schlecht: Denn veranlasst wird der jüngste Rückgang vermutlich vom Wetterphänomen El Nino: "Er hat das meiste zur jüngsten Abwärtswelle beigetragen", sagte Jim Reid, Analyst der Deutschen Bank. El Nino dürfte in weiten Teilen der USA zu einem warmen Winter führen und damit zu einem niedrigen Energiebedarf. Andererseits sind die Läger fast am Überlaufen.
Viele Banken und Volkswirte meinen aber immer noch, dass die Ölpreise steigen werden und der Anstieg wegen des Basiseffekts bald zu einem Tief in der Inflation führt. Rückläufige Ölpreise lösen dieses Szenario in Luft auf. Die Deflationsgefahren nehmen wieder zu. Die Inflationsprognosen müssen gegebenenfalls nach unten korrigiert werden. "In diesem Fall erhielte die US-Notenbank Fed mehr Entscheidungsspielraum, eine Zinserhöhung nicht durchführen zu müssen", sagte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. Großer Gewinner war am Dienstag der deutsche Anleihenmarkt. Der Bund-Future stieg erstmals seit April über 158 Prozent, die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen fiel entsprechend auf 0,44 Prozent. Der Euro zeigte sich wenig verändert.
Die US-Notenbank tagt am Mittwoch, und im Vorfeld hielten sich die Anleger an den Devisen- und auch an den Aktienmärkten zurück. Belastet wurde die Stimmung auch von schwächeren Quartalszahlen aus verschiedensten Branchen. In Deutschland setzten BASF nach gesenkten Prognosen den Dax unter Druck. Im TecDax sorgte Manz mit einer neuen Gewinnwarnung für Entsetzen. Der DAX verlor 1,0 Prozent auf 10.692 Punkte, der Euro-Stoxx-50 büßte 1 Prozent ein und schloss mit 3.381 Punkten.
Die Analysten von J.P. Morgan haben die bisherige Entwicklung unter die Lupe genommen, nachdem rund ein Drittel der europäischen Unternehmen Zahlen vorgelegt haben. Dabei hätten 53 Prozent der Stoxx-Unternehmen beim Gewinn den Marktkonsens geschlagen. Gegenüber dem Vorjahr ist er im Mittel um 3 Prozent gefallen, ohne den Energie-Sektor beträgt das Minus nur 1 Prozent. Allerdings hätten 57 Prozent der Unternehmen beim Umsatz die Markterwartung verfehlt.
Passend dazu hat BASF von Juli bis September weniger umgesetzt als erwartet. Die Aktien des Chemiekonzerns verloren 4,7 Prozent auf 72,98 Euro. Den Ausblick hat BASF nach dem vergleichsweise schwachen dritten Quartal nun heruntergenommen.
Unter Druck standen nach den Aufschlägen vom Wochenauftakt auch schon wieder die Versorger. RWE fielen um 4,8 Prozent und E.ON um 4,0 Prozent. "Sie sind einfach noch kein Langfrist-Investment", meinte ein Händler. Dazu sei das Geschäftsmodell zu "fragil", wegen der Energiewende. Erholungen würden deshalb immer wieder zu Verkäufen genutzt.
Beim Werkstoffhersteller Covestro gingen die Umsätze im dritten Quartal leicht zurück, der Gewinn stieg jedoch kräftig. Die erst seit Anfang Oktober börsennotierte Aktie notierte wenig verändert.
Aixtron im TecDAX stiegen dagegen um 7,4 Prozent; das Unternehmen hat im vergangenen Quartal wieder schwarze Zahlen geschrieben. Die DZ Bank hob positiv hervor, dass das Unternehmen den Breakeven beim operativen Gewinn bereits im dritten Quartal erreicht hat. Offensichtlich habe Aixtron die Kostenseite besser unter Kontrolle.
Für blankes Entsetzen sorgte Manz mit einer neuen Gewinnwarnung. Die Aktie brach um 28 Prozent ein. Als Grund nannte Manz eine Auftragsstornierung im Volumen von etwa 12 Millionen Euro im Bereich Electronics, da der Kunde sich für eine alternative technische Lösung des Endprodukts entschieden habe.
Finanzdienstleister MLP hat ebenso enttäuscht; seine Aktien verloren 4,2 Prozent. SHW gaben um 7,2 Prozent nach, als Zuliefer von VW wird SHW derzeit gemieden. RIB Software sackten um 12 Prozent ab, die Analysten von Equinet haben vor zu hoch gesteckten Erwartungen an die Quartalszahlen gewarnt.
Gedreht haben im Verlauf Dialog Semiconductor. Nachdem die Talfahrt im frühen Geschäft mit einem Minus von etwa 10 Prozent weiter ging, schloss der Kurs nur noch 1,8 Prozent im Minus. Der TecDAX gab 1,6 Prozent ab und der MDAX 1,2 Prozent.
In Europa fielen Novartis um 1,6 Prozent. Die Quartalszahlen der Schweizer haben die Erwartungen nicht erfüllt. Die Tochter Alcon habe sich schwach entwickelt, die negativen Währungseffekte hätten sich stärker bemerkbar gemacht als erwartet, hieß es im Handel. Wenigstens habe Novartis die Ziele bestätigt. Die europäischen Pharmawerte insgesamt hielten sich nach guten Zahlen der US-Konkurrenten Pfizer und Merck aber gut, der Branchenindex notierte knapp behauptet und war damit der beste unter den Barometern der Sektoren.
In Mailand stand das Börsendebüt der italienischen Post Poste Italiane im Blick. Nach Gewinnen zur Eröffnung ist der Kurs auf 6,70 Euro und damit leicht unter den Ausgabepreis von 6,75 Euro zurückgefallen.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.381,01 -33,59 -1,0% +7,5% Stoxx-50 3.193,36 -30,48 -0,9% +6,3% Stoxx-600 371,88 -4,01 -1,1% +8,6% XETRA-DAX 10.692,19 -109,15 -1,0% +9,0% FTSE-100 London 6.365,27 -51,75 -0,8% -3,1% CAC-40 Paris 4.847,07 -50,06 -1,0% +13,4% AEX Amsterdam 458,43 -4,44 -1,0% +8,0% ATHEX-20 Athen 219,71 +2,50 +1,2% -17,0% BEL-20 Bruessel 3.513,69 -12,34 -0,4% +7,0% BUX Budapest 22.195,34 +95,28 +0,4% +33,4% OMXH-25 Helsinki 3.217,71 -49,09 -1,5% +7,7% ISE NAT. 30 Istanbul 96.889,10 -633,40 -0,7% -8,7% OMXC-20 Kopenhagen 958,47 -1,91 -0,2% +28,8% PSI 20 Lissabon 5.411,52 -113,95 -2,1% +10,4% IBEX-35 Madrid 10.322,40 -155,90 -1,5% +0,4% FTSE-MIB Mailand 22.369,92 -259,72 -1,1% +17,7% RTS Moskau 839,26 -18,75 -2,2% +6,1% OBX Oslo 550,69 -8,11 -1,5% +5,2% PX-GLOB Prag 1.256,92 -0,05 -0,0% +6,2% OMXS-30 Stockholm 1.487,03 -19,13 -1,3% +1,5% WIG-20 Warschau 2.113,06 +2,32 +0,1% -8,8% ATX Wien 2.410,68 -56,97 -2,3% +11,6% SMI Zuerich 8.849,92 -57,94 -0,7% -1,5%DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.35 Uhr Mo, 17.44 Uhr EUR/USD 1,1036 -0,28% 1,1066 1,1050 EUR/JPY 132,82 -0,36% 133,29 133,68 EUR/CHF 1,0886 0,26% 1,0858 1,0849 USD/JPY 120,36 -0,08% 120,45 120,98 GBP/USD 1,5311 -0,26% 1,5351 1,5357 === Kontakt zum Autor: herbert.rude@wsj.com
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October 27, 2015 12:58 ET (16:58 GMT)
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