29.03.2016 22:44:47

MÄRKTE USA/Yellen beflügelt Aktien, Anleihen sowie Gold und drückt Dollar

   Von Florian Faust

   NEW YORK (Dow Jones)--Überraschend taubenhafte Äußerungen von US-Notenbankgouverneurin Janet Yellen haben der Wall Street am Dienstag einen Schub verpasst. Während der Dollar fiel, zog der Goldpreis an. Zwar drehten die US-Börsen im Anschluss an Yellens Kommentare komplett ins Plus, doch von einem Kursfeuerwerk konnte dennoch nicht gesprochen werden. Dafür sorgte der deutliche Ölpreisverfall. Die Fed-Chefin hatte in ihrer Rede die globalen Risiken betont und sah die Rahmenbedingungen schlechter als noch im Dezember, als die US-Notenbank die Zinsen erhöht hatte. Das Weltwirtschaftswachstum falle "Besorgnis erregend" aus, so Yellen bei ihrem Vortrag in New York. "Yellen hat sich ganz klar taubenhafter gezeigt als Fed-Vertreter in jüngster Zeit", kommentierte Rentenhändler Larry Milstein von RW Pressprich.

Yellen hievt Aktien ins Plus Der Dow-Jones-Index gewann 0,6 Prozent auf 17.633 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite stiegen um 0,9 bzw. 1,7 Prozent. Umgesetzt wurden 969 (Montag: 707) Millionen Aktien. Auf 2.478 (1.769) Kursgewinner kamen 626 (1.324) -verlierer, unverändert schlossen 85 (111) Titel. "Aktien zogen sich nach der Yellen-Rede selbst aus dem roten Bereich, weil der Markt die anhaltende Liquidität mit Zinsen nahe null schätzt", sagte Aktienhändler Joe Saluzzi von Themis Trading. An den Finanzmärkten preisten Akteure eine baldige Zinserhöhung in den USA nun noch deutlicher aus, als dies ohnehin bereits geschehen war. Am Terminmarkt wurde eine US-Leitzinserhöhung im nächsten Monat nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 7 Prozent berücksichtigt. Am Vortag hatte dieser Wert noch 12 Prozent betragen. Die Wahrscheinlichkeit eines Juni-Zinsschrittes wurde mit einer Wahrscheinlichkeit von 31 nach zuvor 38 Prozent eingepreist.

Ölpreise auf Zweiwochentief Im Gegensatz zum Aktienmarkt ging es bei Erdöl steil nach unten. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 2,8 Prozent auf das Zweiwochentief von 38,28 US-Dollar. Europäisches Referenzöl der Sorte Brent kostete wieder deutlich weniger als 40 Dollar und ermäßigte sich ebenfalls um 2,8 Prozent. Marktteilnehmern zufolge schwanden die Hoffnungen mehr und mehr, dass es im April zu einem Treffen der wichtigen Ölförderer kommen wird, bei dem Förderbegrenzungen beschlossen werden. Aktuelle Daten belegten vielmehr das Gegenteil. Das Ölförderland Irak hatte über sein Verladeterminal al-Basra den zehnten Monat in Folge mehr Erdöl verschifft. Und Kuwait kündigte die Wiederaufnahme der Ölförderung auf dem Khafji-Ölfeld an. Zudem warnten die Rohstoffexperten von Barclays, dass die Preise für Rohstoffe vom aktuellen Niveau aus um 25 Prozent fallen dürften, weil die jüngsten Preisaufschläge fundamental kaum untermauert seien.

Positive Daten Fallenden Ölpreisen standen positive Konjunkturdaten gegenüber. So waren die US-Häuserpreise im Januar weiter geklettert. Zudem verbessert sich das Konsumklima in den USA. Der Index des Verbrauchervertrauens verbesserte sich im März deutlich stärker als vorhergesagt.

   Am Devisenmarkt zählte der Dollar zu den klaren Verlierern der Yellen-Rede. Die Aussicht auf weiter niedrige US-Zinsen ließen den Euro auf knapp 1,13 Dollar im späten Geschäft von Wechselkursen um 1,12 emporschnellen. Auch der Goldpreis profitierte von dieser Spekulation. Die Feinunze verteuerte sich auf 1.241 Dollar, vor den geldpolitischen Einlassungen war die Feinunze rund 14 Dollar günstiger zu haben gewesen. Im Handel wurde zudem auf die inflationäre Entwicklung bei den Häuserpreisen verwiesen. US-Renten waren ebenfalls gesucht, auch hier setzten Anleger nicht so bald auf weiter steigende US-Zinsen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen gab im Gegenzug um sieben Basispunkte das Einmonatstief von 1,81 Prozent nach.

Sunedison schwer unter Druck Unternehmensseitig standen vor allem Sunedison im Fokus. Die Aktie brach um über 56 Prozent ein. Laut mit der Materie vertrauten Personen droht die Einleitung einer Untersuchung durch die Börsenaufsicht SEC. Im Raum steht der Vorwurf zu hoher Angaben über den Liquiditätsbestand. Das Unternehmen besprach den Informanten zufolge mit Beratern einen möglichen Konkurs.

   Yahoo zogen um 3,1 Prozent an, nachdem das Unternehmen vertrauten Personen zufolge Interessenten für sein Kerninternetgeschäft und seine Aktivitäten in Asien eine Frist von zwei Wochen gesetzt hatte, um Angebote einzureichen. Apple legten um 2,4 Prozent zu. Dass nach wochenlangem Streit um die Entschlüsselung von iPhones das FBI es nun geschafft hatte, das Mobiltelefon eines Attentäters auch ohne Unternehmenshilfe zu knacken, spielte für die Kursfindung kaum eine Rolle. Apple hatte sich einer gerichtlichen Anordnung widersetzt, dem FBI bei der Entschlüsselung zu helfen.

   Foot Locker profitierten von der Aufnahme in den S&P-500. Die Titel gewannen 0,9 Prozent. 3M gaben nach der Bekräftigung der Gewinnprognose für 2016 um 1,1 Prozent nach. Auf die Sicht von fünf Jahren klängen die Wachstumsprognosen aber etwas gedämpfter als zuvor, hieß es. Die Aktie des IT-Unternehmens SYNNEX verbilligte sich um 7,3 Prozent, nachdem Synnex schwache Geschäftsergebnisse vorgelegt hatte.

   Unter Druck gerieten Trovagene, nachdem das Unternehmen sowohl den CEO wie auch den CFO entlassen hatte. Der Entwickler von Molekulardiagnostik verklagte die beiden ehemaligen Führungskräfte. Unter anderem werden sie des Vertrauensbruchs bezichtigt. Eine viel versprechende lukrative neue Therapie sei TrovaGene vorenthalten und zum persönlichen Nutzen eingesetzt worden, so der Vorwurf. Trovagene gaben 2,0 Prozent ab, hatten aber zwischenzeitlich signifikant stärker abgegeben.

   Lennar legten dagegen um 3,2 Prozent zu. Das Hausbauunternehmen erzielte dank eines Auftragswachstums von 10 Prozent während des Winters im ersten Geschäftsquartal den höchsten Gewinn seit zehn Jahren. Zudem stützten die steigenden Hauspreise in den USA.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 17.633,11 0,56 97,72 1,19 S&P-500 2.055,01 0,88 17,96 0,54 Nasdaq-Comp. 4.846,62 1,67 79,84 -3,21 Nasdaq-100 4.467,72 1,58 69,65 -2,73

RENTEN Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 7/8% 2-jähr. 100 05/32 +06/32 0,796% -9,5BP 1% 3-jähr. 100 05/32 +09/32 0,944% -9,4BP 1 1/8% 5-jähr. 99 09/32 +13/32 1,278% -8,6BP 1 1/2% 7-jähr. 99 13/32 +17/32 1,589% -8,4BP 1 5/8% 10-jähr. 98 10/32 +20/32 1,814% -7,2BP 2 1/2% 30-jähr. 97 25/32 +1 Pkt. 2,610% -5,0BP

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 7.36 Uhr Mo, 22.10 Uhr +/- % YTD EUR/USD 1,1295 +0,95% 1,1188 1,1198 +4,0% EUR/JPY 127,31 +0,18% 127,09 127,01 -0,2% EUR/CHF 1,0922 +0,16% 1,0905 1,0908 +0,4% GBP/EUR 1,2736 +0,12% 1,2721 1,2731 -6,2% USD/JPY 112,70 -0,79% 113,59 113,42 -4,0% GBP/USD 1,4386 +1,09% 1,4231 1,4256 -2,5%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD +/- % YTD WTI/Nymex 38,42 39,39 -2,46 -0,97 -3,9% Brent/ICE 39,35 40,27 -2,28 -0,92 -0,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD +/- % YTD Gold (Spot) 1.241,51 1.221,00 +1,7% +20,51 +17,0% Silber (Spot) 15,35 15,24 +0,7% +0,11 +11,0% Platin (Spot) 968,00 945,75 +2,4% +22,25 +8,6% Kupfer-Future 2,21 2,24 -1,5% -0,03 +3,3% === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

   DJG/DJN/flf

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   March 29, 2016 16:13 ET (20:13 GMT)

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