Mehr Investitionen geplant |
11.01.2022 18:00:00
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ABOUT YOU-Aktie knickt ein: ABOUT YOU konkretisiert Umsatzprognose
Die Zahl der aktiven Kunden von ABOUT YOU wuchs im dritten Geschäftsquartal bis Ende November im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Drittel auf 10,7 Millionen. Außerdem bestellten sie im Schnitt auch etwas häufiger sowie etwas teurere Kleidung.
Fast die Hälfte des Umsatzes kommt aus dem deutschsprachigen Raum (DACH). Im Rest Europas (RoE) stieg der Erlös dank der Markteinführung in Italien, Griechenland, Portugal und Frankreich um fast 68 Prozent auf 239,6 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrund schnellte der Umsatz konzernweit um fast die Hälfte auf 512,5 Millionen Euro nach oben.
Unternehmenschef Tarek Müller sieht ABOUT YOU auch in den kommenden Jahren auf Wachstumskurs: "Wir sind sehr zuversichtlich, die für das Geschäftsjahr 2025/2026 angestrebte Marke von fünf Milliarden Euro Umsatz zu erreichen", sagte er der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Für den Manager spielen dabei makroökonomische Effekte wie Inflation oder steigende Zentralbankzinsen nur eine untergeordnete Rolle. "Natürlich ist das Marktumfeld volatil, und wir müssen auf Sicht fahren", sagte Müller. "Aber für mich ist es wichtiger, dass wir unser Wachstum stärken und unseren Marktanteil ausbauen können. Und da bin ich sehr zuversichtlich." ABOUT YOU könne auf Änderungen schnell reagieren.
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat für dieses Jahr bereits höhere Zinsen signalisiert. Die als besonders wachstumsstark geltenden Technologieunternehmen leiden meist stärker darunter, wenn Zinsen steigen, da ihre Finanzierungskosten dadurch nach oben gehen. Zudem investieren Unternehmen bei anziehenden Zinsen eher weniger in Technologie. Aber Müller ist sich sicher: "Die Unternehmen mit den besten Plattformen und technologischen Kompetenzen werden gewinnen, das ist völlig klar. Unternehmen, die ihre technologischen Investitionen zurückfahren, sparen am falschen Ende."
Im DACH-Raum verdient ABOUT YOU operativ Geld, genauso wie im Geschäft mit Firmenkunden (TME), während die Marge für das bereinigte operative Ergebnis (bereinigte Ebitda-Marge) im Rest Europas bei minus 21,1 Prozent lag. Konzernweit lag die Marge im dritten Geschäftsquartal bei minus 6 Prozent, eine Verschlechterung zu den minus 4,1 Prozent ein Jahr zuvor. Hier belasteten vor allem Marketingkosten in Südeuropa. Das Verhältnis zwischen Kosten aus Verwaltung und Bestellabwicklung im Vergleich zum Umsatz habe sich hingegen verbessert, genauso wie die Marge auf Sicht der ersten neun Monate, hieß es dabei aber.
Um mit dem Wachstum Schritt zu halten, will das Unternehmen nun mehr Geld in die IT- und Logistikinfrastruktur stecken. "Wir konzentrieren uns dieses Jahr vor allem auf den Ausbau der bestehenden Märkte, weniger darauf, neue zu erschließen." Insgesamt will ABOUT YOU im laufenden Geschäftsjahr statt 34 nun 50 Millionen Euro investieren. Trotz des optimistischeren Umsatzausblicks geht das Management daher für das Gesamtjahr weiter von einem operativen Verlust von 70 Millionen Euro aus.
ABOUT YOU-Aktien vermeiden Rekordtief nur knapp
Mit Enttäuschung haben Anleger am Dienstag auf eine konkretisierte Umsatzprognose und höhere Investitionen des Online-Modehändlers ABOUT YOU reagiert. Die im SDAX-notierte Aktie stieg im frühen XETRA-Handel zunächst um 3,8 Prozent auf 19,46 Euro, wechselte dann jedoch die Richtung und gab bis zum Handelsende um 3,63 Prozent auf 18,06 Euro nach. Das Tagestief von 17,36 Euro lag nur knapp über dem Rekordtief vom November bei 17,30 Euro.
Die ursprünglich 2014 als Tochtergesellschaft des hanseatischen Versandhandelsriesen Otto Group gegründete ABOUT YOU war Mitte Juni an die Börse gegangen. Verglichen mit ihrem Ausgabepreis von 23 Euro hat die Aktie seitdem über ein Fünftel eingebüßt. Nach dem Tief im November hatte sie im Dezember zwar nochmal auf über 25 Euro zugelegt, die Gewinne aber mittlerweile wieder abgegeben.
Analyst Volker Bosse von der Baader Bank fand in einer ersten Reaktion überwiegend lobende Worte, er sprach von "sehr starken und beeindruckenden" Kunden- und Nutzungszahlen (KPI) im dritten Geschäftsquartal. So sei die Zahl der aktiven Nutzer auf Jahressicht um gut ein Drittel gestiegen. Auch die Zahl der Bestellungen je Nutzer habe zugelegt, was eine gestiegene Loyalität der Kunden zum Unternehmen bezeuge.
An der Börse überwog indes die Skepsis. Möglicherweise missfallen den Investoren die steigenden Ausgaben. Denn das Wachstum kostet ABOUT YOU viel Geld: Die Marge für das bereinigte operative Ergebnis lag konzernweit im dritten Geschäftsquartal bei minus 6 Prozent. Im vorangegangenen Geschäftsjahr lag sie bei minus 4,1 Prozent. Laut ABOUT YOU belasten hier vor allem Marketingkosten in Südeuropa.
Wer beim Börsengang vor knapp sieben Monaten die Papiere gekauft hatte, musste Federn lassen: Vom Ausgabepreis von 23 Euro je Aktie ging es unter starken Schwankungen um mehr als ein Fünftel abwärts. Aktienexperte Bosse von der Baader Bank traut dem Kurs eine Erholung um rund 50 Prozent auf bis zu 27 Euro zu. "Wir sehen die Aktien auf dem richtigen Weg." Damit steht der Analyst nicht allein, alle sieben die Papiere bewertenden Banken und Investmenthäuser raten gegenwärtig zum Kauf beziehungsweise zum Hinzukaufen.
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HAMBURG (dpa-AFX)
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