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30.03.2020 17:33:00
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adidas-Aktie abgestraft: adidas will doch Miete zahlen - Kurzarbeit soll beantragt werden
Der Eigentümer der größten deutschen Schuhhandelskette, Heinrich Deichmann, zeigte sich am Montag entsetzt. "Unsere Unternehmensphilosophie ist darauf ausgerichtet, den Menschen zu dienen. Dass uns jetzt unterstellt wird, wir würden uns in der Krise bereichern wollen, das trifft mich sehr hart. Das ist überhaupt nicht der Fall", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
"Wir haben nie gesagt, dass wir keine Mieten mehr zahlen. Wir haben unsere Vermieter gebeten, unsere Mieten zu stunden", betonte der 57-Jährige und fügte hinzu: "Falls ein Vermieter nicht in der Lage ist, eine Stundung wirtschaftlich zu verkraften, werden wir ihm helfen und dann werden wir auch die Miete zahlen." Gleichzeitig ließ der Unternehmer allerdings auch keinen Zweifel daran, dass er angesichts der staatlich angeordneten Ladenschließungen Zugeständnisse der Vermieter erwartet. "Wir werden die Vermieter bitten, einen Teil der Mietschäden zu übernehmen", sagte er. Es geht immerhin um 1500 Filialen allein in Deutschland.
Deichmann betonte, der Schuhhändler sei zwar grundsätzlich finanziell solide aufgestellt. Doch auch für ihn sei die Coronavirus-Krise eine Herausforderung. "Wir sind in 30 Ländern tätig. In 28 Ländern sind unsere Geschäfte geschlossen und wir können überhaupt nicht absehen, wann diese Schließungen enden. Deshalb müssen wir versuchen, unsere Mitarbeiter und ihre Arbeitsplätze zu schützen."
Ob Deichmann einen Antrag auf Staatshilfe stellen müsse, hänge davon ab, wie lange die Krise anhalte. "Wenn wir am 20. April unsere Läden wieder öffnen können, wird das nicht notwendig sein. Aber wenn die Läden jetzt drei Monate geschlossen bleiben sollten, müssten wir auch darüber nachdenken."
Der Unternehmer befürchtet, dass selbst nach der Wiederöffnung der Läden das Geschäft eher verhalten anlaufen wird. "Wir haben das ja in China beobachtet, auch dort hat es eine Zeit gedauert, bis die Umsätze wieder das Vorkrisenniveau erreicht haben." Außerdem rechnet er mit einer Rabattschlacht. "Je länger die Schließung dauert, desto weniger passt die Ware noch zur Saison. Außerdem stapelt sich ja in den Lagern die unverkaufte Ware. Dann wird man sicher sehen, dass viel reduziert wird."
adidas-Chef Kasper Rorsted hatte sich schon am Wochenende in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" um Schadensbegrenzung bemüht. Es gehe dem Unternehmen nicht darum, die Miete für den April nicht zu bezahlen, sondern lediglich um eine Stundung, sagte er. Gleichzeitig betonte der Manager, dass es sich bei den Vermietern nahezu ausschließlich um große Immobilienvermarkter und Versicherungsfonds handele, die für die Maßnahme überwiegend Verständnis gezeigt hätten. Nur vier der Vermieter seien Privatpersonen. "Sie werden ihre April-Miete wie gewohnt erhalten. Wir sind uns unserer Verantwortung durchaus bewusst", sagte Rorsted.
Auch H&M betonte am Montag, es gehe erst einmal nur um eine Aussetzung der Zahlungen, nicht darum, keine Miete zu zahlen. Der Geschäftsführer von H&M Deutschland, Thorsten Mindermann, betonte: "Unser oberstes Ziel ist es, mit all unseren Partnern, sowohl private als auch institutionelle Vermieter, jetzt schnell individuelle Lösungen für die Mieten zu finden."
Das Vorgehen der Handelsketten war in der Öffentlichkeit auf Unverständnis gestoßen. Schließlich hatte adidas erst kürzlich für das vergangene Geschäftsjahr einen Milliardengewinn ausgewiesen. Und auch Deichmann und H&M gelten als solide finanziert.
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte deshalb kritisiert: "Wenn jetzt finanzstarke Unternehmen einfach ihre Mieten nicht mehr zahlen, ist dies unanständig und nicht akzeptabel." Auch andere Minister hatten ihr Unverständnis geäußert. Der Präsident des Immobilienbesitzerverbandes Haus & Grund, Kai Warnecke, sagte: "Die Handelsketten nehmen das Gesetz vorsätzlich zum Anlass, um Mietzahlungen auszusetzen. Das ist absolut missbräuchlich. Es untergräbt die Zahlungsmoral." Im Internet kam es zu Boykottaufrufen.
adidas-Aktie im Fokus
Die adidas-Aktie wurde am Montag abgestraft und knickte zeitweise via XETRA auf 199,30 Euro ein. Bis zum Börsenschluss konnte der Verlust auf 1,03 Prozent bei 206,80 Euro eingedämmt werden.
(dpa-AFX / Dow Jones Newswire)
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